16.05.2010

Glenayle

Am Dienstag, den 11. Mai, hat Colin mich von Meekatharra abgeholt und wir machten uns auf den Weg zur Cattle Station Glenayle.


Auf der 6 Stunden langen Fahrt (uns ist nur 1 Reifen geplatzt) habe ich den Ausblick auf ewigen Bush, Kaengurus, Emus und Wedge Tail Adler genossen. Colin habe ich mit Fragen geloechert "Wie gross ist die Station? Wie heissen deine Eltern? Leben deine Geschwister auf der Station? Wird dir auch mal langweilig?" (800.000 acres, Pam&Lou, nein, nein)

Angekommen und nett von Lou and Pam begruesst gab's dann Abendessen, draussen am Feuer mit dem bombastischen Sternenhimmel ueber uns. Nach einer ersten unruhigen Nacht und einem besseren, goldigen Morgen habe ich einen schoenen Tag total oelverschmiert in der Werkstatt verbracht. Motor raus, neue Kupplung rein, Motor wieder rein, noch ein paar mehr Sachen, ... phew! Wenn ich hier wieder weggehe, bin ich ein voll ausgebildeter Automechaniker! :)


Von da an sind die Tage jeden Tag besser geworden. Und die Naechte kaelter, brr! 6 Grad (sechs! 6! Sechs! Die Zahl nach fuenf!) waren es in der einen Nacht! Heizung gibt's nicht wirklich, hier wird mit Holz draussen ein Feuerchen gemacht. Das warme Wasser fuer die Dusche muss auch erstmal mit einem Feuer erwaermt werden :) Der Wasserdruck variiert je nach Windgeschwindigkeit, da das Grundwasser mit Windkraft hochgepumpt wird. Gott, ich liebe dieses rustikale, recht unabhaengige Leben! Einmal die Woche kommt dann Richard auf dem Mailrun, bringt Lebensmittel und Post und nimmt Post mit.






Neben Pam, Lou und Colin wohnen hier auch noch die 4 Hunde Mandy, Bluey (oder Banjo), (die super verspielte und verkuschelte) Dinga und Little Dog, die beiden Katzen Simba und Aily Cat, das suesse Lamm Noisy, viele Huehner, Enten, die Ziege Bindy und noch Kuehe und Schafe und Kaelber, die durch die Duerre ihre Mamas verloren haben. Der Homestead ist eine Oase in der Mitte des ausgedoerrten Buschs und ist somit das Zuhause fuer viele Voegel, die wunderschoen singen, auch viele Galahs (eine Kakadu Art), die das Heu essen und somit abgeschossen werden. 3 mehr oder weniger domestizierte Kamele leben auf einem Paddock nicht weit vom Haus und etwa 8km vom Homestead weg lebt noch ein Esel. Und wahrscheinlich noch mehr Tiere, die ich noch nicht kennengelernt habe :) Man muss immer auf Schlangen aufpassen, die ich gluecklicherweise noch nicht kennenlernen musste :)



Ein typischer Tag. Zwischen 6.30 Uhr und 7.30 Uhr aufstehen (recht entspannt momentan!), Fruehstueck ueber'm Feuer im Garten (wer braucht schon nen Toaster, wenn man ein Rost ueber'm Feuer hat?), ueberlegen was so ansteht fuer den Tag (in der Werkstatt rumschrauben, Windmuehlen abfahren und reparieren, Heu fuer die Haustiere rausbringen, den Platz um die Haeuser ordentlich halten, Cattle mustern (die Saison faengt bald an, dann werde ich mehr schreiben koennen) oder sonst irgendwelche Arbeiten. Die Liste ist unendlich.) Dann, wenn der Magen knurrt und es in etwa Mittag ist, geht's zurueck und es gibt Steak oder Reste vom vorigen Abendessen, dann geht's wieder los zum weiter Arbeiten. Gegen 16Uhr oder 17Uhr, wenn die Sonne tiefer steht und man zufrieden mit der Arbeit des Tages ist, geht's zurueck zum Haus, ein Bierchen wird aufgemacht, Pam in der Kueche beim Abendessen vorbereiten geholfen und dann ordentlich geschmaust und gequatscht. Und ab in's Bett. Aber vorsicht, wenn man vom Haus zu den Shearing Quarters geht, denn es koennten Schlangen auf dem Boden sein! Ich wuerde jedoch viel lieber die Milchstrasse im Himmel bewundern und die Sternenstaubwolken, die man mit blossem Auge sehen kann, als auf den Boden zu gucken! Also stehen bleiben und staunen. Woooow!

Ich fahre gerne und viel mit einem alten Nissan herum. Mindestens 15 Jahre alt, keine Seitenspiegel, wackelige Lenkung, der 3. Gang ist kaputt, die Windschutzscheibe an 2 Stellen gerissen (einmal durch einen Ast und einmal durch Colins Faust :D) aber trotzdem Fahrtauglich und gut. Einmal habe ich einen Termitenhuegel auf der Strasse ( = Dirttrack) fuer einen Haufen Sand gehalten und dachte auch, dass ich weiter links waere. Auf jeden Fall bin ich mit 50 Sachen oder so schoen mit dem vorderen Reifen drueber gefahren. Mein Gott, uns sind die Sachen im Auto ganz schoen um die Ohren geflogen! Der Termitenhuegel stand noch! Was Dreck und Termitenspucke so bauen kann!

Rex, Lous Bruder, kam von der anderen Station Millrose fuer ein paar Tage mit seinem Truck vorbei und hat die beiden deutschen Maedels Linda und Steffi mitgebracht. Linda war vor mir auf Glenayle und Steffi ist schon ueber ein Jahr auf Millrose. Also hingen wir natuerlich die ganze Zeit zusammen, haben Holz gesammelt, gelaestert und geschnackt, Kniffel gespielt, das Laemmchen gefuettert, den Gemuese Garten auf Vorderman gebracht und die Hitze oder Kaelte verflucht und genossen.



Was ich sehr sehr liebe hier, ist die Einstellung zur Arbeit. Wieviele Deutsche und auch andere denken jeden Morgen "oaeh, schon wieder zur Arbeit. Ich will Freizeit!"? - hier schmilzt es zusammen. Wir leben auf der Station, also halten wir sie in Schuss. Wenn wir das Feuer fuer die warme Dusche nicht anmachen, gibt's eben keine Dusche! Wenn wir die Windmuehlen nicht reparieren, gibt's kein Wasser fuer's Vieh und kein Fleisch fuer uns und andere, also kein Geld. Die Selbststaendigkeit hier ist beeindruckend! Arbeit ist keine Arbeit sondern Lebensstil. Natuerlich gibt es Aufgaben, die einem lieber sind als andere (ich fuettere lieber das Laemmchen als an einem Motor herumzuschrauben), aber alles muss getan werden, also macht man es! Man guckt es nicht an und denkt "kann ein anderer machen" oder einfach nichts, nein, man schaut aktiv herum, was es noch zu tun gibt. Was kann man noch reparieren/bauen/putzen/aufstellen/abbauen? Und man ist sehr self sufficient. Wir haben unser eigenes Wasser, wir erzeugen unseren eigenen Strom, wir reparieren unsere Autos, wir schlachten unser eigenes Fleisch, wir ziehen unser eigenes Gemuese. Das einzige, was wir von aussen bekommen ist Diesel und Lebensmittel, die man hier nicht selber machen kann. Das finde ich schoen!

Den Muell sammelt man auf einer Flaeche und verbrennt ihn unter offenem Himmel, ungetrennt. Das finde ich nicht so schoen! Da ist die MVK in Kiel schon besser davor :) Das macht aber nicht nur die Station hier so sondern auch kleinere Orte ueberall in Australien. Nur in Staedten gibt es gute Muellentwertungsanlagen. ...

Ansonsten wird sich hier aber ganz gut in den Kreislauf der Natur eingepasst. Nun hoffen wir sehr stark auf Regen, da es hier seit 3 Jahren nicht mehr richtig gegossen hat, das Vieh verhungert ohne Gras und wenn es so weiter geht, wird es Glenayle, das 1948 von Lous Vater gegruendet wurde, nicht mehr lange geben. Also schickt bitte ein bisschen Regen hier an den Rande der Wueste :)

11.05.2010

Svenja faehrt weg

Nun verabschiede ich mich ins Nichts.

Naja, NOCH nenne ich es "Nichts" aber sobald ich da ankomme, werde ich wahrscheinlich eine ganze kleine (oder doch recht grosse) Welt fuer sich entdecken mit vielen kleinen Einzelheiten, die das Leben bunt machen. Oder es ist doch einfach ein grosses, graues, nein, eher rostrotes Nichts?

Ich weiss es noch nicht, werde es aber in etwa 5 Stunden herausfinden! Denn Colin, der Manager der Cattle Station Glenayle, ist schon hier in Meekatharra, um mich abzuholen. Dann fahren wir 180km oestlich nach Wiluna und dann weitere 250km nordoestlich zum Homestead (Farmhaus).

Ich wusste ja schon laenger, dass ich fuer 3 Monate auf eine Station im Outback gehen werde, aber jetzt ist es doch auf einmal sehr real! Hui! :) Ein naechster, grosser Schritt, der dann in 5 Jahren doch wieder recht klein aussehen wird, und jetzt noch wie ein grosser Berg vor mir tuermt. So relativiert sich alles mit der Zeit :)

Keine Ahnung, wie es dort mit Internet oder Telefon aussieht. Handyempfang gibt's nicht. Internet weiss ich nicht! Vielleicht werde ich mal die Moeglichkeit haben, in's Internetcafe zu gehen, sollten wir aus irgendeinem Grund in Wiluna oder Meeka sein.
Post gib'ts einmal woechentlich, also werde ich Briefe/Postkarten schreiben koennen. Das ist doch etwas Gutes :)

Jaja, das ist's von mir. Ich werde mich melden, sobald ich kann, obwohl ich nicht weiss, wann das ist :)

07.05.2010

Yay! Endlich wieder Zuhause!

Na freut euch nicht zu frueh, ich meine mein anderes Zuhause - Meekatharra.

Mein Gott, es fuehlte sich wirklich interessant an, wieder zurueck zu kommen! Schon alleine die etwas bekannten muddabuddabudda (Aborigine) Gesichter an der Perth Bus Station zu sehen, hat mich zum Laecheln gebracht :) Der unglaublich starke Akzent des Busfahrers, der mich auch schon vor 6 Monaten nach Meeka gebracht hat, war auf einmal ganz normales Englisch in meinen Ohren. Mein Verstaendnis fuer Akzente und Englisch muss vor 6 Monaten echt schlecht gewesen sein!

Morgens um 7.20Uhr rollte der Bus dann in Meeka ein. Hui, auf einmal war mir alles so bekannt! Vor 6 Monaten habe ich total die Orientierung verloren (mit der Sonne im Norden anstatt im Sueden) und alles war so neu und aufregend. Jetzt erkenne ich Haeuser, Autos, Leute, Strassen. Ich kenne die Geschichte von Leuten, ich weiss, wo was ist, ich habe all die Eindruecke schon einmal erlebt. Aber anders. Es fuehlte sich so gleich und doch so anders an! Der Ort hat sich nicht veraendert. Russel ist noch immer Russel vom Post Office, die Muddabuddabuddas tragen immer noch ihre blocks of export (billiges starkes Bier) durch den Ort, die Fliegen fliegen immer noch kamikaze maessig in Auge/Nase/Ohr/Mund, die gleichen Leute gehen immer noch jeden Nachmittag in den Pub und trinken Bier. Aber ICH habe mich veraendert. Ich fuehle mich viel selbstbewusster, ich liebe die Leute und das Land, ich kenne meine Plaene und weiss was ich will, ich weiss, dass ich willkommen bin und sich Leute auf mich freuen, ...

Pete holte mich ab und half mir mit meinen 100 Taschen und Rucksaecken... Wo habe ich bloss das ganze verdammte Gepaeck her?! :) Zurueck im guten alten Purple House, diesmal wohnte ich aber auf Pete's Seite, bin ich natuerlich erst einmal gleich ins Bett gegangen. Was sonst erwartet man von sleepyhead Svenja? :)

Vom Purple House zum Shop herunter zu gehen war komisch. Den Weg kenne ich natuerlich auswendig, ich winke Leuten zu, die an mir vorbei fahren und mich erkennen und ich huepfe - wie immer - ins Backdock des Shops. Hach wie komisch! Alles fuehlt sich an, als waere es gestern gewesen und doch ist in meinem Leben so viel zwischendurch passiert! Ich habe so viel erlebt! Meine 12GB an Fotos bestaetigen das... ;) Der Laden riecht so wie immer, ich erkenne Leute UND viele viele Leute erkennen mich! Anscheinend war ich doch nicht nur eine der vielen Backpacker sondern habe einen Eindruck hinterlassen. Hoffentlich einen guten! ;) Fridge-Pete sagte "Na, dich kann man ja nicht so schnell vergessen, Svenja..." :)

Sonja's und Chris' Kayla ist soooooooooooo suess! Ein so unglaublich fantastisches Kind! Eine ganz friedliche, gute Natur :) Und sooooo huebsch! Echt! :) Es gibt ja schon Babys, wo man denkt "mmmhh naja... joa... wird bestimmt noch suess!" aber Kayla ist einfach nur huebsch und suess! :) Hab sie ganz doll lieb! :) Es war gut, Sonja wieder zu sehen. Ihre Mama Inge war durch die gecancellten Fluege (wegen der Vulkan Asche Wolke) noch in Meeka, so dass ich auch sie sehen konnte. Sie war begeistert von Meeka und kann Sonja jetzt verstehen :)

Bruce und Alison haben gleich die alten Rituale aufgeholt und wir sind nach 5mile gefahren, um schwimmen zu gehen. Das Wasser war doch etwas kuehler aber mal wieder einfach wunderschoen. Kein Swimming Pool, kein Strand, keine Badewanne hat mehr Magie als in einem riesigen Gold Minen Loch im Wasser zu treiben und den riesigen, strahlend blauen Himmel anzuschauen. Oder in dicke Wolken. Oder in einen wunderbar orange/pink getuenchten Sonnenuntergang. Oder ein tiefschwarzer Nachthimmel mit Satelliten und Millionen von Sternen. Ich liebe das Outback.

So faszinierend das Outback aber auch ist, man wird doch sehr schnell gelangweilt, wenn man nichts zu tun hat. Ich weiss nicht, wie die Leute es aushalten, hier zu leben ohne zu arbeiten! Ich bin weiss Gott kein Workaholic aber ich brauche einen Sinn in meinem Tag. Also fing ich an, das Purple House zu putzen, denn nach einer Weile hat man alle Leute getroffen, die man treffen wollte und alle DVDs geguckt, die sehenswert sind. Ich habe die letzten 3 Monate nicht gearbeitet aber ich war alle paar Tage an einem neuen Ort und somit genuegend beschaeftigt, das Land und Leute zu entdecken. Land und Leute sind in Meeka recht schnell entdeckt ;)

Eigentlich wollte ich nur etwa 9 Tage bleiben und dann auf die Cattle Station Glenayle gehen. Das hat sich aber um weitere 10 Tage verschoben so dass ich insgesamt fast 3 Wochen in Meeka war. Es ist schoen, so viel Zeit mit all meinen lieben Menschen hier zu verbringen, jedoch, wie gesagt, recht langweilig, wenn alle anderen arbeiten! :) Gluecklicherweise habe ich ueber Alison die Managerin der oertlichen Department of Housing kennengelernt. Debbie ging in Papierkram unter und suchte dringend eine Aushilfe im Buero. Ein Job fuer 1 Woche! Woohoo! :) Somit habe ich 4 Tage fuer die Regierung im Department of Housing gearbeitet und gemerkt, dass Deutschland nicht der einzige viel-zu-buerokratische Staat ist. Meeeeiiiinnn Gott, gibt's viele Formulare fuer alles moegliche...! Das muss doch auch einfacher gehen?! Trotz des Unverstaendnis ueber so viel Papierkram und die verwirrenden Vorgaenge im Dept of Housing und der manchmal langweiligen Buero Stunden hat es mir doch einen guten Einblick in ein anderes Berufsfeld gegeben. Auf meinem Exit Formular (ja ein Formular, wenn man den Job beendet) fragten sie nach Grund der Beendigung des Jobs und nach weiteren Karriere Aussichten. Grund "bessere Karriere Aussichten", naechster Job "mustering cattle on a cattle station". Ich freue mich schon auf den naechsten Teil meiner Reise. 3 Monate auf der Cattle Station Glenayle mitten im Nichts (ungefaehr hier "S 25º 01' 5.7" S E 121º 35' 11" E?) mit vielen praktischen Aufgaben wie Zaeune reparieren, Dinge reparieren und bauen, Vieh mustern, ... . Was genau? Werde ich sehen :)

Auf jeden Fall hat mein Besuch in Meeka mir gezeigt, wie sehr ich den Ort und die Leute liebe und dass ich gerne hier her zurueck komme. Also habe ich mir gedacht, dass ich nach der Station doch die restlichen 5-6 Wochen anstatt zu reisen in Meeka (arbeitend) verbringen koennte und so mein Bank Konto auftoppe, um mir zu Hause eine schoene Kamera zu kaufen und dann in meinem 2. Jahr in Australien bessere Fotos machen zu koennen. Und dann kann ich den Norden WAs, das Northern Territory und Queensland erkunden und die fantastische Landschaft festhalten. Und natuerlich wieder in Meeka arbeiten, falls ich Geld brauche, denn dieser Ort ist nicht nur lukrativ (man kann ja nichts ausgeben) sondern auch einfach klasse!

Brisbane? Achja!

joa, Brisbane war schoen.

...

ach, muss ich mehr schreiben? Aber ich war doch nur ganz kurz da!

Von Coffs Harbour bin ich hoch die Ostkueste nach Brisbane gefahren. Die Landschaft wird von mehr und mehr Regenwald und tropischen Pflanzen gepraegt - sehr exotisch!

Brisbane an sich ist... okay. Nun gut, ich hatte nur 2 Tage, um die Stadt zu erkunden. Das Stadtbild an sich finde ich nicht sehr schoen. Glaeserne Wolkenkratzer sehen einfach besser aus als hohe Haeuser aus Beton oder Stein! Sydney's Skyline oder auch Melbourne und Perth sind definitiv schoener, meiner Meinung nach! Southbank ist ein ganz netter Bezirk mit Museen, Galerien und der State Library of Queensland.
Einen Nachmittag machte ich einen Abstecher an die Gold Coast (etwa 80km von Brisbane), traf mich mit Tamsen Sala und sie zeigte mir Surfers Paradise. Ich dachte Surfers waere ein kleines gemuetliches Dorf aber nix da! Es ist eine Stadt! Mit Wolkenkratzern, Nachtclubs und allem drum herum. Sehr cool - das Stadtzentrum ist etwa 20m vom Strand entfernt. Die Stadt grenzt also direkt (direkt direkt) an den Sand.

Meine Zeit in Brisbane war von Vorbereitungen und Vorfreude auf Perth, Western Australia, Meekatharra und alle meine lieben Menschen gepraegt! Ich habe also so gut wie noch nichts von Queensland gesehen und mitbekommen, weswegen ich dort in meinem 2. Jahr herum reisen werde! :)

Und dann ging's auch schon in meinen (heimlich lang ersehnten) Flug zurueck "nach Hause" nach Western Australia :) Die Flughafen Kontrolleure in Brisbane haben meine Nagelschere und schweizer Army Messer und mein Veggie Messer in meinem Handgepaeck, genau wie ich, nicht bemerkt. Beim Umsteigen in Melbourne haben die Leute aber dann besser aufgepasst und haben sie mir abgenommen... Wie dumm kann man sein, solche Gegenstaende im Handgepaeck zu lassen...?! Jetzt bin ich in akuter Fingernaegel-Schneide-Not und Mangos kann ich auf dem Weg ohne mein Veggie Messer auch nicht mehr essen... Oooohhh...

23.04.2010

Ich habe Nemo gefunden!


Und er hat versucht, mich zu beissen! Bastard!

Von Sydney aus bin ich die Ostkueste hoch gefahren und in Coffs Harbour aus dem Bus augestiegen. Ich habe gehoert, es sei ein kleiner, friedlicher, schoener Ort und es stimmt! Coffs hat alles, was man braucht (Bank, Supermarkt, Laeden, Einkaufszentrum, ...) und doch am Hafen ein nettes Gebiet mit Cafes, Restaurants und Straenden. Die ganze Kueste ist eigentlich ein einziger Strand, nur unterbrochen von Molen oder Landzungen.

Das Hostel in Coffs war eines der nettesten, in denen ich bisher war! Eine kleine Herberge mit freundlichem Personal (die groesstenteils auch nur Durchreisende sind, die dort fuer ein paar Wochen bleiben und arbeiten) und netten Leuten.

Eigentlich wollte ich nur 3 Tage bleiben. Da ich aber keine Unterkunft in Byron Bay buchen konnte, entschied ich mich, noch 2 Tage laenger zu bleiben. Der Coffs Creek war mit seinem 2 1/2 Stunden Wanderweg zuerst verirrend lang doch letztendlich ideal fuer mich zum morgendlichen Laufen! Am ersten Tag war ich doch wirklich frustriert, als ich morgens fuer einen "schnellen" Lauf um die Ecke nach 2 Stunden halb verhungert und verdurstet, total verschwitzt und ziemlich schlecht gelaunt und verwirrt immer noch nicht den richtigen Weg nach Hause gefunden habe. Im Hostel angekommen hat mich der eine nette Mitarbeiter nur ausgelacht, mir eine Karte gezeigt und wir beide haben uns gefragt, wie man sich auf einem Wanderweg, der keine Abzweigungen oder aehnliches hat, verlaufen kann.... Weiss ich auch nicht, ich kanns! Immerhin bin ich beim Laufen nicht eingeschlafen.

Sobald ich dann aber wusste, wo es lang geht und die Entfernung besser einschaetzen konnte, habe ich die Laufstrecke lieben gelernt! Ideal - keine Huegel, aber viele Kurven. Immer auf der Suche nach Koalas in den Baeumen (habe leider keinen sehen koennen), bin ich fast in ein grosses Spinnennetz gerannt, das, mit der Hausherrin in der Mitte, den Weg ueberspannte. Uhuhuhh, gruselig! Kleine Spinnen stoeren mich ja mittlerweile nicht mehr, aber das Ding war doch recht.. gross... Ich haette sie zaehmen und auf ihr nach Hause reiten sollen.

Eines Morgens sass ich am Tisch im Hostel und ass mein Vegemite Sandwich und meine Weintrauben, als sich Inga, eine Hollaenderin, neben mich setzte. Wir quatschten ein bisschen und machten Plaene, am naechsten Tag zusammen mit einem Gestuet ausreiten zu gehen. Kurz darauf setzte sich Alex, ein Tauchlehrer von der Tauchschule, die mit zum Hostel gehoert, zu uns und - auf einmal entschieden Inga und ich uns, den 4 Tage PADI Open Water Tauchkurs fuer 400 Dollar zu machen. Alex ist ziemlich gut im Sachen verkaufen! Also blieb ich noch ein paar weitere Tage und hatte 4 fantastische Tage!

Der erste Tag war nur Schulbank druecken, aber selbst das machte Spass, denn ich finde es alles interessant zu wissen und die anderen beiden, Maggie und Carl waren auch sehr nett. Naechsten Tag probten wir dann im Swimmingpool all die Skills, die man haben muss. Von Scuba Diving Equipment anziehen (Gott, Neopren Anzuege sind einfach so verdammt eng!) ueber Maske unterwasser mit Wasser fuellen und dann das Wasser herausblasen bis "welche Moeglichkeiten des Notfall-Auftieges gibt es, wenn ich keine Luft mehr habe?" (was sehr lustig ist, wenn man in einem Pool uebt, der etwa 1,50 Meter tief ist. Hehe)

Und dann, tadamm, kam der grosse Tag - unser erster Open Water Dive! Mit dem Motorboot der Tauchschule duesten wir heraus zur South Solitary Island, eine verlassene Leuchtturm Insel. Der Leuchtturm funktioniert noch, ist aber Computer gesteuert und so ist die Insel, bis auf einen Mechaniker, der dann ab und zu mal vorbei schaut, den Voegeln ueberlassen. Um die Insel herum, auf dem Meeresgrund, der fuer uns jetzt ja viel interessanter ist, gibt es viele viele viele viele viele viele viele viele Fische, auch Rochen und Haie (je nach Jahreszeit) und durch die Mischung von kalten und auch warmen, tropischen Stroemungen, einige bunte Fische, wie zum Beispiel auch Nemo! Bloedmann! Dazu spaeter!

Unser erster Tauchgang war in ueberraschend starker Stroemung und schlechter Visibility (deutsches Wort?) und trotzdem habe ich es geliebt!! Mit jeder Welle, die 12 Meter ueber uns hinweg schwappte, wurden wir hin und her gewogt, genau wie alle anderen Fische und Lebewesen - und man konnte nichts dagegen tun. Herrlich, so wie alle anderen Lebewesen dort unten einfach der Kraft der Natur ausgesetzt zu sein. Man ist in solcher Naehe mit wilden Tieren (die, bis auf den verdammten Nemo!!, ziemlich harmlos sind) und sie sind neugierig und doch vorsichtig.
Koralle sollte man lieber nicht anfassen, das ist ganz schoen scharf.
Am 2. Tauchgang des Tages, eine Ecke um die Insel herum, waren die Konditionen viel besser und man konnte es auf einmal viel mehr geniessen. Wir uebten wieder all unsere Skills, wie Regulator aus dem Mund heraus nehmen und wieder herein stecken, Maske fuellen und ausblasen, Maske komplett abnehmen und blind wieder aufsetzen, und und und. Schliesslich sind wir ja nicht nur zum Spass da, sondern um unser PADI Zertifikat zu erhalten. Naja, wir sind trotzdem zum Spass da :)

Am naechsten Tag, Tauchgang 3 und 4, ging's voll motiviert wieder los. Wir sahen 3 Schildkroeten (eine Loggerhead und 2 gruene Schildkroeten), 3 Kingfish (grosse Fische! Fast so gross wie Delfine!), Stachelrochen, Adlerrochen, Bullrays, in der Ferne sogar einen Guitarshark (halb Hai, halb Rochen) und natuerlich wieder ganz viele Fischis! Unter anderem auf mehr Nemos (mittlerweile halte ich mich von ihnen fern, nachdem er versucht hat, mir in den Finger zu beissen, nur weil ich den vor ihm ausgestreckt habe!) und Doris. Angeblich haben die auch richtige Namen, aber jeder nennt sie Doris und Nemos :) Ich LIEBE die Unterwasserwelt, es ist so anders, man vergisst alles, was ueber der Oberflaeche passiert, und konzentriert sich nur auf die Tiere und Umgebung, auf den Tauchpartner und natuerlich auf den Luftdruck in dem Lufttank.

Ich moechte unbedingt mehr tauchen gehen und freue mich auch schon darauf, eines Tages mal die Ostsee von unten zu sehen. Und garantiert werde ich dort nicht von Nemo gejagt werden...!

30.03.2010

The Green Blue Mountains

Von Sydney nur 1 bis 2 Stunden entfernt und doch in einer anderen Welt sind die Blue Mountains. Die Millionen Metropole ist vergessen, die Leute sind entspannter, die Geschaefte schliessen frueher und es ist einfach viel viel mehr Natur. Natur pur :) Mit dem Zug in Katoomba, dem "Zentrum" der Blue Mountains, angekommen, bin ich gleich mal auf Touri Jagd gegangen. Nein, ich habe keine Touristen gejagt (obwohl das bestimmt Spass bringen wuerde!) sondern bin der Touri Route runter zum Echo Point gefolgt, zu den 3 beruehmten Schwestern. Die "3 Sisters" sind eine aussergewoehnliche Felsformation (nein, eigentlich 3) und ragen aus dem Boden und der Klippe hervor. Schon irre, was Wind und Wasser so ausrichten koennen. Auch der Blick um die 3 Sisters herum ist beeindruckend! Vom Echo Point (endlich mal ein Name, der die Attraktion nicht sofort beschreibt! Denn das Echo gibt's nur, wenn man laut ruft. Da ist schon richtig Gedankenarbeit noetig, um dahinter zu kommen!) hat man Ausblick auf ein riesiges, bewaldetes, mehr gruen als blaues Tal, das von steilen Klippen umzaeunt ist. Der Name "Blue" Mountains kommt von dem blaeulich scheinenden Eukalyptus Dunst, der von den Baeumen aufsteigt. Ich weiss nicht, ob sie so viel blauer als andere Berge sind? Der "Blue Lake" in Mount Gambier war um einiges blauer. Auch egal, die Blue Mountains sind auf jeden Fall schoen!

Vom Echo Point fuehrte ein Weg zu den Katoomba Falls. 1 Stunde hin, 1 Stunde zurueck. Na das kann ich ja auch in Flip Flops machen! Wasser habe ich auch noch, Essen brauche ich wohl fuer 2 Stunden nicht. Nach 45 Minuten kam dann ein Schild "Katoomba Falls - 45 Minuten" ... Was, immer noch?! War ich denn wirklich SO langsam?! Naja, dann mal weiter :) Einmal setzte ich mich auf einen Stein am Wegesrand und schrieb mein Tagebuch. Neben mir war ein Vogel, der im Boden buddelte. Da meine Kamera leider nach den 3 Sisters mal wieder aufgegeben hat, konnte ich leider kein Foto machen. Ich habe mir das Aussehen aber gemerkt und dann naechsten Tag im Internet geschaut, was fuer ein Vogel das war. Es war ein Leierschwanz! Wow! Das Besondere an Leierschwaenzen ist ihre Faehigkeit, Geraeusche so unglaublich realistisch wieder zu geben! Sie koennen sogar so Dinge wie Motorsaegen oder die menschliche Stimme imitieren! Vor ein paar Jahren in Deutschland habe ich ueber sie gelesen oder gehoert und seit dem Moment wollte ich immer mal einen Leierschwanz sehen! Und - tadaaam - Wuensche erfuellen sich :) Und sehr oft, wenn man es nicht erwartet :) Ich habe ihn leider nicht singen hoeren, aber vielleicht kommt das ja noch :)

Der Weg runter zu den Katoomba Falls war wunderschoen. Nicht wirklich Flip Flop geeignet, aber ich habe ja starke Knoechel, die mich auch barfuss ueberall hintragen wuerden. Ich finde barfuss Wandern sollte sowieso populaerer werden!

Die Katoomba Falls waren auch huebsch aber mir gruselte es schon vor dem ganzen Weg nach Hause. Es hat doch etwa 2 bis 3 Stunden gedauert, ueberhaupt da hin zu kommen. Das gleiche zurueck?! Dann ist's dunkel! Naja, habe ja eine Taschenlampe dabei :) Eine franzoesich Kanadierin, die ich an einer Weggabelung traf, riet mir, einen anderen Weg und dann eine Gondel zu nehmen, die ueber die Schlucht fuehrt. Die letzte Gondel habe ich leider um etwa 2 Minuten verpasst (vielleicht wollten die die verschwitzte junge Frau mit den schlammigen Flip Flops auch einfach nicht mitnehmen)... Immerhin gab es dort einen Kiosk an dem ich Nuesse und einen Saft kaufen konnte, was mich wieder etwas energisierte, denn, mein Gott, ich war am verhungern! Das Schicksal war dann doch guetig und schickte mir einen Bus, der mich zurueck in den Ort brachte. Aaaah, das war ein schoener, wenn auch etwas spontaner und recht langer Hike :)

Den folgenden Tag habe ich bis auf mein taegliches Laufen und dann am Nachmittag Schwimmen eher faul verbracht. Es war sehr schoen, aus der Stadt heraus zu sein und einfach mal etwas Stille zu geniessen.

Dann an meinem 3. Tag in den Blue Mountains bin ich 2 Stunden ausreiten gegangen. Aaaaach, das war herrlich! Das Megalong Valley ist wirklich huebsch und ist wieder eine bisschen andere Welt als die Orte Katoomba oder Blackheath. Ich hatte ein richtig gutes Pferd, Nad, mit dem ich gut klar kam. Viele Pferde, die oft von verschiedenen oder auch unerfahrenen Reitern geritten werden, laufen ja einfach nur den anderen hinterher und hoeren nicht wirklich auf ihren Reiter. Nad konnte ich aber zurueck halten, waehrend die anderen davon trabten, so dass ich im Galopp aufholen kann. Einmal bin ich sogar in die entgegengesetzte Richtung weg getrabt, um den Galopp nochmal zu machen. Das ist eigentlich sehr gegen der pferdischen Herdentrieb, auf einmal alleine in eine andere Richtung zu reiten, aber Nad hat mir gehorcht und vertraut, was doch immer wieder ein schoenes Gefuehl ist :) Leider haben wir keine Wildtiere gesehen (ausser eine Spinne, die ein schoenes Netz ueber den Weg gespannt hatte, in das die eine dann herein ritt...) aber die Landschaft und die Blicke ins Tal waren unbezahlbar! :) Ich moechte gerne mehr per Pferd machen. Irgendwann muss ich wirklich mal ein Land per Pferd bereisen...

Joa und dann ging's auch schon wieder zurueck nach Sydney am naechsten Tag. In die Blue Mountains werde ich auf jeden Fall nochmal zurueck, da es ein wunderschoener Ort auf dieser Erde ist! Dann bringe ich aber eine gute und vorallem funktionierende Kamera!

27.03.2010

Sydney

Wow! Sydney! Schon als ich den Flug von Hobart nach Sydney gebucht habe, verspuerte ich Vorfreude. Sydney. Jeder kennt Sydney. Es ist die inoffizielle Hauptstadt Australiens, der Ort, wo alle Backpacker (ausser Svenja) landen und von dort aus ihre Reise starten. Sydney. Mit dem worldfamous Sydney Opera House und der Harbour Bridge. Und ich flieg dahin. Woohoo!

Am ersten Tag musste ich natuerlich gleich erstmal die Ikonen Australiens sehen. Die oeffentliche-Verkehrsmittel-Chaotin hat sogar den richtigen Zug genommen, wusste aber nicht, wann die Haltestelle kommt. Also bin ich auf gut Glueck einfach mal irgendwo ausgestiegen, gehe ein paar Meter und BADAMMMM!! da steht auf einmal die Harbour Bridge vor mir. Woah! Und... aaaahh! da ist das Opera House. DAS Opera House. Nicht irgendeines, nein DAS SYDNEY Opera House! Wow! Und DIE Harbour Bridge! Haha! Kein Foto, keine Postkarte, keine Australien Dokumentation wie all die Jahre zuvor, nein, die wahrlich echte Harbour Bridge und das ganz echte Opera House. Cool. So ein bisschen konnte ich mir das Grinsen dann doch nicht verkneifen. Es hat einfach etwas besonderes, weltberuehmte Dinge zu sehen. So ging's mir auch schon mit dem Eiffelturm. Eigentlich bin ich kein Stadt- oder Gebaeude Fanatiker, aber so ein bisschen prickelts dann schon, wenn die Gebaeude weltberuehmt sind. Und sie sind ja nicht ohne Grund weltberuehmt. Die Harbour Bridge ist viel groesser und beeindruckender als ich dachte! Natuerlich wusste ich auch schon zuvor, wie sie aussieht, aber sie dann in Realitaet vor sich den Hafen ueberspannen zu sehen, ist doch etwas anderes. Und das Opernhaus ist ohne Frage ein architektonisches Meisterwerk. Dem Herrn Architekten ist ja die Form der Daecher scheinbar beim Orangenschaelen eingefallen. Zum Glueck hat er keine Banane gegessen!

Meine Kamera hat lustiger weise vor dem ersten Foto aufgegeben. Ich habe sie anscheinend doch zu oft fallen lassen. Mit dem "Lens Error 2" habe ich mich ja schon abgefunden, immerhin hat sie noch Fotos gemacht, aber dann wollte sie doch gar nicht mehr. War wohl zu viel fuer die Wichtelchen, die die Linse bewegen.
Das Gute am Reisen ohne Kamera ist, dass man mehr Zeit hat, die Atmosphaere aufzusaugen und Dinge richtig wahrzunehmen, ohne immer auf Fotojagd zu sein. Also hatte ich meinen ersten Tag am Circular Quay ganz fuer mich alleine, ohne Kamera :)

Sehr schoen finde ich, dass man die Harbour Bridge und das Opera House sehr oft durch irgendwelche Strassen oder Baeume oder von Huegeln aus erspaehen kann. Man kommt um eine Ecke und -tadaaam- da stehen sie. In mein Tagebuch habe ich an dem Tag geschrieben (in Englisch, hoffe ihr versteht's trotzdem): "Suddenly it [the famous building] is there. You touch it and it's real. You know how it looks, you know the history, the architect, all the facts. And then you are there. And it just sits there, totally innocently as if it didn't know that it was so famous. Well, it doesn't, it's a building... Anyway... It's just there, simple being. No spectacular fireworks, no world changing moment, it sits there day and night, every single day of the year. (Of course... Buildings usually don't grow legs and walk away... God, what was in this mocha?!?!)" :D Das habe ich wortwoertlich in mein Tagebuch geschrieben, als ich auf den Stufen des Opera Houses sass.



Naechsten Tag hat meine Kamera wunderlicher Weise wieder funktioniert, also habe ich die Chance genutzt, doch nochmal zum Circular Quay zu fahren und die typischen Touri Fotos zu machen. Man kann ja Australien nicht verlassen ohne Touri Foto vorm Opera House, oder? :) Am Circular Quay herrscht eine interessante Atmosphaere. Es wirkt sehr "typisch" Australisch aber irgendwie auch gekuenstelt oder sehr touristisch. Es ist schwer zu beschreiben. Die traditionell angemalten Aborigines spielen Didgeridoos und tanzen traditionelle Taenze aber natuerlich ist es sehr kommerziell. Sie verkaufen CDs und Souvenirs und machen Fotos gegen Spende. Ich denke, "normale" Touristen, die nur nach Sydney kommen, finden es toll und freuen sich, "echte" Aborigines gesehen zu haben. Die echten Aborigines, die ich in Meekatharra kennengelernt habe, waren etwas anders. Deren Englisch war nicht so perfekt, sie hatten noch ihren Aborigine Akzent (Muddabuddabudda!) und sind in normal westlichen Klamotten rumgelaufen und nicht angemalt und mit Boomerang in der Hand um das naechste Kaenguru zu erschlagen. Naja, das zeigt mir auf jeden Fall mal wieder, dass es mehr als nur eine oder zwei Seiten zu dem Thema "Aborigines" gibt :) Die Didgeridoo Sounds, der Blick auf Opera House und Harbour Bridge, die vielen Faehren, die viele Touristen und die vielen Jogger (mit der wahrscheinlich coolsten Laufrunde der Welt!) machten wirklich eine schoene Atmosphaere - ich mag den Circular Quay!


Im Opera House hatte ich dann eine tolle spontane Idee. Hey, warum kaufe ich mir nicht ein Ticket fuer eine Oper? Shakespeare's "A Midsummer Night's Dream"? Hoert sich gut an! Shakespeare mochte ich schon immer! :) 100 Dollar? Habe ich schon fuer bloedsinnigeres ausgegeben. Boah, ich war noch nie in einer Oper, haha, und mein erstes Mal in nichts kleinerem als dem Sydney Opera House. Gott, Svenja, du Proll... :D Also kaufte ich mir ein Ticket fuer folgenden Mittwoch. Schoen schoen :) Ich bin wirklich kein normaler Backpacker. Und sehr zufrieden mit der Art und Weise, wie ich meine eigene Reise gestalte :)

Ich entdeckte das Museum for Contemporary Art, das Business Zentrum und den Royal Botanical Garden Sydneys. Die Kakadus dort waren wirklich zahm und gar nicht eingeschuechtert! Als sie versuchten, meinen Finger aufzuessen, bin ich dann doch lieber gegangen. Verrueckte Voegel. Die Vogelvielfalt im Botanischen Garten war beeindruckend. Ein "Magpie" und ein anderer Vogel mit langem Schnabel leisteten mir Gesellschaft und die grossen Fledermaeuse, die am Himmel flogen, waren auch interessant anzusehen und im ersten Moment etwas ueberraschend :) Im Botanischen Garten liess ich mich auf einer Wiese nieder, schrieb mein Tagebuch und entschloss mich spontan dazu, den Fallschirmsprung zu buchen. Das Ergebnis davon gab's ja schon im vorigen Post zu lesen :)


Ich kann mich ja immer wieder an den kleinen Dingen im Leben erfreuen. So finde ich, dass die Stimme im Zug, die einen vor dem Schliessen der Tueren warnt, sich total klasse anhoert! "Doors closing - please stand clear!" (Tueren schliessen, bitte zurueck treten) ist eigentlich kein besonderer Satz aber die Stimme hoert sich so... so wichtig und feierlich an! In dem Ton wuerde man normalerweise sagen "Es ist ein Junge!" wenn das Baby grade geboren wurde. Oder "Nun duerfen sich Braut und Braeutigam kuessen!" und nicht "Bitte zurueck treten, die Tueren schliessen sich jetzt!" :D Andererseits, waere es nicht schrecklich, wenn es eine total unmotivierte langweilige Stimme waere? Jaja... die kleinen Lichtstrahlen auf dem Pfad des Lebens :)

In Sydney wohnte ich im "Billabong Garden", einem Hostel, das mir von einem deutschen Maedel in Tasmanien empfohlen wurde. Es ist wirklich ein tolles Hostel, sauber, freundlich, mit allem was man braucht und sogar mit kleinem Pool in der Mitte :) In meinem Zimmer lernte ich neben den beiden netten deutschen Maedels Hela und Steffi auch Peggy kennen, eine deutsche Polizistin, die 3 Monate Australien bereist hat und die letzten paar Tage in Sydney verbringt. Mit ihr bin ich zu Paddy's Market gegangen. Recht beruehmt und von vielen Reisefuehrern empfohlen und doch nur Souvenirs und Ramschware. So viel schlechte Qualitaet auf einem Haufen habe ich selten gesehen. Die Kaenguruh Pfoten Rueckenkratzer und Kaenguruh Hoden Flaschenoeffner waren dann doch das Highlight... So habe ich mir das mit dem "alles vom Tier verwenden, wenn man's schon toetet" dann doch nicht vorgestellt!



Peggy und ich hatten, nachdem wir noch ein bisschen im Zentrum herumgelaufen sind, die tolle Idee eine Faehre irgendwo hin zu nehmen. "Cockatoo Island" hoerte sich sehr vielversprechend an! Bestimmt eine gruene Oase mit viele Bueschen und Baeumen und Kakadus, wie der Name schon sagt! Hehe... Naja :) Am Circular Quay warteten wir erstmal etwa 45 min auf eine Faehre. Dort unterhielten wir uns mit einem aelteren australischen Herren, der etwas vergesslich schien. Die Unterhaltung war doch sehr interessant! "Wo fahrt ihr Maedels hin?" - "Cockatoo Island!" - "Ah okay!" ... 10 Minuten und einige Themen spaeter "Also, wo fahrt ihr beiden hin?" - "Mmh, Cockatoo Island!" - "Achso, okay!" ... weitere 7 Minuten spaeter, als er gerade dabei war, seine Faehre zu betreten "Wo fahrt ihr hin?" - "... Immer noch.. Cockatoo Island..?" - "Ah!" (sein Gesichtsausdruck in dem Moment zeigte dann, wie er seine Vergesslichkeit realisierte) "Achja..." Haha! Ich muss immer noch lachen, wenn ich an die Situation denke :) Es ist schwer, die Komik des Momentes herueber zu bringen, sein Gesichtsausdruck war aber einfach nur goettlich! Peggy und ich koennen uns noch immer herrlich darueber amuesieren! :)

Und dann - man glaubt es kaum - kam sogar eine Faehre nach Cockatoo Island. Woohoo! Aber wir wussten noch nicht, was uns erwartet... Als wir ankamen, schienen alle Passagiere der Faehre auf Cockatoo Island auszusteigen. Na, das scheint ja beliebt zu sein! Die haben sogar Camping Ausruestung dabei, schoen! Schauen wir doch mal, wann die naechste Faehre zurueck faehrt. Um 7 Uhr abends?? 3 Stunden auf dieser Insel eingesperrt? Und es ist die einzige Faehre? Wenn wir die verpassen, muessen wir hier uebernachten? Oh! :D Na, dann schauen wir doch mal, was wir hier 3 Stunden lang entdecken koennen!
Die grossen, leeren Industrie Hallen, die alten verrosteten Kraene, die Luftschutz Bunker und Tunnel im Berg in der Mitte kamen dann doch etwas unerwartet! "Unerwartet" ist eigentlich die beste Beschreibung fuer Cockatoo Island, denn hinter jeder Ecke gibt es wieder etwas unerwartetes.


In einer der grossen alten Maschinenhallen hoerten wir jemanden singen und angenehme Musik erklingen. Es hoerte sich etwas wie Kirchengesang an. Wir folgten dem Gesang, gingen um einige Ecken und sahen einige Menschen in einer der kleineren Hallen stehen. Es war schon eine eigentuemliche Atmosphaere, weil wir nicht wirklich wussten, was wir zu erwarten hatten und die Musik etwas unwirklich wirkte.


Wir kamen naeher und entdeckten eine junge Dame, die dort sass und Violine spielte und einen jungen Mann, der dazu sehr leidenschaftlich sang. Etwa 50 junge Menschen standen oder sassen auf dem staubigen Boden in der Halle und hoerten zu. Das Echo in den grossen Hallen liessen dieses kleine Privatkonzert sehr maechtig und unwirklich klingen und gab dem Ganzen eine sehr besondere Atmosphaere. Peggy und ich setzten uns dazu und hoerten einfach nur zu. Das war einer der Momente, wo ich einfach nur dankbar bin, im richtigen Moment am richtigen Ort zu sein. Wie einfach waere es gewesen, eine andere Faehre zu nehmen, nachdem wir ueber eine halbe Stunde gewartet hatten? Wie einfach haetten wir ein anderes Reiseziel auswaehlen und lieber zu einem eher bekannten Ort fahren koennen? Aber nein, wir sahen Cockatoo Island auf der Karte, nahmen die Faehre dort hin, schlenderten durch die Hallen und wurden mit dem eigentuemlichen, kleinen Konzert belohnt. Fantastisch!

Es waren dann aber immer noch 2 Stunden und 40 Minuten tot zu schlagen :) Also schlenderten wir weiter um die Insel herum und bemerkten, dass es anscheinend eine Straeflingsinsel gewesen war. Im 2. Weltkrieg wurden hier einige Schutzbunker gebaut und man konnte sogar noch die Behausung der Straeflinge (auch vor dem Weltkrieg) sehen. Wir waren sehr erstaunt, dass man so frei auf der Insel herum laufen konnte! In Deutschland waere das alleine rechtlich nicht erlaubt gewesen, denn was waere denn, wenn sich einer an einem rostigen Zaun einen Kratzer holt?! In Australien muss man halt noch ein bisschen mehr aufpassen, dass man nicht irgendwo herunterfaellt, denn es gibt nicht immer ueberall Zaeune. (Das Foto ist nicht von Cockatoo Island, zeigt aber, was ich in etwa sagen will :))

Die Einsturzgefaehrdeten Teile Cockatoo Islands waren natuerlich schon abgesperrt, aber ansonsten konnte man sich ganz frei bewegen - toll! Dann wieder ganz unerwartet auf der einen Seite der Insel, der zivilisierteren Seite, findet man den Campingplatz mit mietbaren Zelten. Eine kleine Treppe mit dem unglaublich belohnenden Schild "You have climbed 11.2 m" (- WOOHOO! :D Taegliches Training absolviert!) fuehrt auf den Huegel in der Mitte der Insel (persoenlichen Schaetzungen zufolge etwa 11.2 Meter ueber dem Meeresspiegel...) Dort, wieder total unerwartet!, steht ein wunderschoenes grosses Haus, eine Privatresidenz, die anscheinend an Urlauber vermietet werden kann. Mit Garten, Bueschen, Baeumen, gruenem Gras, Tennisplatz und Blick auf die Harbour Bridge in der Ferne! Wow! Um die naechste Ecke sieht man auf einmal wieder die alten Industrie Hallen und laeuft auf Metall Gittern. Verrueckt! Die ganze Insel hat eine klasse Atmosphaere, ist aber schwer begreiflich. Man kann es einfach nicht in einem Satz beschreiben. Manche Haeuser wurden seit 50 Jahren offensichtlich nicht angeruehrt, andere werden gerade restauriert und ein weiteres ist wahrscheinlich erst in den letzten 20 Jahren erbaut worden. Es gibt sogar eine kleine Kunstgallerie mit architektonischen Ideen fuer die Insel! Es ist also nicht wirklich verlassen, aber auch nicht wirklich bewohnt oder im Fokus des Weltinteresses. Es ist ein wirkliches Anders-Welt-Feeling dort.





Ich bin wirklich nicht normal, oder? Andere schreiben ueber das Opera House und andere tolle Attraktionen in Sydney und ich schreibe einen Roman ueber Cockatoo Island. Haha. Es ist halt meine sehr spezielle, eigene individuelle Reise. Ueber's Opera House kann man ueberall etwas lesen. Nicht ueber Cockatoo Island ;)

Am folgenden Tag (ja, wir haben die rettende Faehre von Cockatoo Island bekommen!) bin ich vom Coogee Beach nach Bondi gelaufen. Peggy hat mir den Weg empfohlen, da er die ganze Zeit schoen an der Kueste entlang fuehrt und man einige schoene Plaetze sieht - und sie hatte Recht! Coogee Beach ist nichts besonderes, nur ein normaler, schoener australischer Strand. Die naechst Bucht hat mir doch gleich viel besser gefallen! Gordon's Bay - huebsch huebsch! Kein weisser Sand, einige Algen, alte kleine Fischerboote, ein alter Schuppen, viele Felsen, die die Bucht saeumen, und eine gesunde Zahl an Menschen, die sich auf den Felsen raekelten, im Wasser planschten oder schnorchelten. Da musste ich natuerlich schwimmen gehen, mir war sowieso zu warm :)


Sehr sehr beeindruckend und total unerwartet - der Wavery Cemetery. Ein Friedhof direkt am Wasser! Nur durch einen Holzpfad (mit vielen Spaziergaengern und Joggern) von den Klippen getrennt ist das wohl einer der coolsten Plaetze, um beerdigt zu sein! Ich weiss ja nicht, ob es einem nicht doch egal ist, wo der ehemalige Koerper verrottet, wenn man tot ist, aber der Wavery Cemetery strahlt schon eine bestimmte Energie aus. Vielleicht ist es die Kombination aus dem gewoehnlichen Frieden eines Friedhofs und dem lebendigen Tosen des Meeres sowie den durchaus lebendigen Joggern und Menschen, die dort vorbei spazieren, wie an jedem anderen Park oder Platz.


Und dann, tadaaaamm, war ich am weltberuehmten Bondi Beach uuunnnd.... es war erstaunlich unbeeindruckend! Was ist denn bitte schoen so toll an Bondi Beach? Joa, er ist recht lang, der Sand quietscht manchmal unter deinen Fuessen uuuund die Lifesavers sind anscheinend heisse Kerle. Von denen habe ich aber keine gesehen. Habe auch nicht Ausschau gehalten, ich habe lieber ein Nickerchen gehalten. Wie auch sonst :) Jetzt kann ich mich damit bruesten, am Bondi Beach gewesen zu sein. Und wie wars? Joa, hab' nix getraeumt, vielleicht ein bisschen geschnarcht.



Dann einen Tag nach dem Fallschirmsprung ging ich endlich in die Oper ins Sydney Opera House. (Fallschirmspringen und Oper ist ja auch eine lustige Kombination :)) Es ist schon ein tolles Gefuehl, da drinnen zu sein. Man sagt sich die ganze Zeit "Wow, ich bin im Sydney Opera House!" und es ist schon recht edel :) Es gibt definitiv edlere Ort auf dieser Welt, ich sage mal, jedes 5 Sterne Hotel hat wahrscheinlich mehr Marmor und Gold, aber darauf kommt es ja nicht an. Der Blick auf die Harbour Bridge in der Nacht allein ist schon recht beeindruckend und all die schoen angezogenen Leute, die unter dem Glamour Kleid und dem Jackett sehr wahrscheinlich auch nur normale Buerger oder Touristen wie ich waren, gaben allem eine besondere Atmosphaere. Die Oper war klasse! Die Kostueme waren wirklich gut, das Buehnenbild muehevoll gestaltet, das Orchester brilliant und die Stimmen... Wow! Wie zum Teufel koennen Leute so hoch singen? Ich freue mich ja schon, wenn ich Alle meine Entchen schoen hinbekomme! Shakespeares Sommernachtstraum ist sowieso ein tolles Stueck - ich habe es also wirklich genossen! Nichts destro trotz bin ich immer noch Svenja und bin am Ende ein bisschen eingedoest. Nicht wirklich geschlafen, aber... naja, war auch schon spaet! Bestimmt halb 11! Abends!

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