15.09.2010

Geschichten aus dem Leben

Nun sitze ich hier im Garten hinter'm Haus an einem wunderbaren Mittwoch Nachmittag, die Sonne scheint (wie immer), es weht eine leichte Brise, es sind geschaetzte 20 Grad - alles ist wunderbar, wie doch so haeufig in meinem Leben. Mir wird langsam bewusst, dass ich in naher Zukunft ploetzlich wieder in Deutschland sein werde. So haeufig habe ich mir vorgestellt, wie es wohl sein wird, wenn ich zurueck komme, und ich wusste genau wann dieses Ereignis stattfinden wird. Aber ploetzlich ist es so nah! Und so real! Dieses Gefuehl ist schwer zu beschreiben, aber es ist sehr sehr komisch! Deutschland wirkt wie eine andere Welt fuer mich - ein Leben, dass ich frueher mal gelebt habe. Ich habe 2 Leben momentan - dieses hier in Australien und das in Deutschland. Und beide Leben haben irgendwie nicht viel miteinander zu tun. Und wenn ich zurueck komme, dann vermischen sich die beiden Leben - und das wird komisch :) Aber auch wenn ich ein bisschen nervoes bin, ich freue mich auch TIERISCH, alle meine lieben Menschen wieder zu sehen :) Ein Jahr ist vergangen und nicht nur ich sondern natuerlich auch alle in Deutschland haben sich veraendert und weiterentwickelt. Die kleinen Babys koennen auf einmal laufen, es sind weitere 2 Babys zur Familie dazu gekommen, Freunde sind aus Kiel weg gezogen und studieren jetzt irgendwo, Haeuser haben sich veraendert und Menschen natuerlich auch. Das wird interesssant :) Ich verbitte mir Kommentare wie "Mensch, bist DU aber gross/dick geworden. Und was macht die Schule?" sondern wuensche mir, dass keiner versucht mich in mein altes Ich wieder rein zu druecken, sondern schaut und akzeptiert, wie die "neue" Svenja jetzt ist :) Keine Angst, so viel anders bin ich bestimmt auch nicht :)

In den letzten Wochen in Meekatharra habe ich mich auch nochmal veraendert und Dinge gelernt. So durfte ich zum Beispiel meine Geduld ueben und lernen, mit zu viel freier Zeit umzugehen, denn ich konnte fuer ein paar Wochen keinen Job im Shop bekommen und habe mich so mit Wii, Playstation, Fernsehen, Kochen und Lesen herum geschlagen, bis es mir zum Hals raushing. Sowohl Sonja als auch Sandy brauchten fuer eine Zeit einen Hundesitter, eine willkommene Beschaeftigung! Leider ist Sonja's Hund Bruno gestorben waehrend ich auf ihn aufpasste - wahrscheinlich das Schlimmste, was passieren kann, wenn man auf einen Hund aufpasst, der nicht der eigene ist! In Australien und vorallem in kleinen Outback Orten wie Meekatharra sind Hunde aber nicht ganz so sehr angesehen wie in Deutschland, von daher ist es auch okay, sie in einen schwarzen Muellbeutel zu stopfen, in den Kofferraum zu packen und auf dem Muellhaufen zwischen den anderen Haushaltsmuell zu werfen - ich fuehlte mich wie aus einem alten Mafia Film! Warum binden wir ihm nicht gleich einen Ziegelstein an die Fuesse und versenken ihn in 5 Mile? Oh Gott oh Gott.
Sandy's Hund Cassie konnte ich aber Gott sei Dank lebendig zurueck geben. Mit Cassie und Ben und Hannah's Hund Tillie sind Ben und ich dann mal zu 5 Mile gefahren, um die Hunde schwimmen zu lassen. Die Einfuehrung zum kalten Nass war mit einem leichten Tritt in den Hintern schnell getan - und die Hunde liebten es (nachdem der erste Schock verdaut war...)!



Auch nach Sandy's Pferden sollte ich schauen - ein Job, den ich liebte. Vorallem mit der Anweisung, dass ich so oft wie ich wollte Ginger reiten durfte, war ich sehr zufrieden :)
Nachdem ich dann lange genug unter zu viel Freizeit gelitten hatte, machte ich mir klar, dass es mir eigentlich ziemlich verdammt gut geht, wenn meine groesste Sorge doch tatsaechlich "zu viel Freizeit, immer noch genug Geld und ein guter Lebensstil" ist. Mit der Einstellung ging es mir ploetzlich viel besser :)

Neben Pferde reiten, mit Hunden spielen, Filme gucken und faulenzen lernte ich auch eine neue Sportart - Golf! Naja, es kommt darauf an, wie man "lernen" definiert... Wenn es die Bedeutung von "beherrschen" hat, dann kommt das der Wahrheit nicht so ganz nahe. Aber ich fuehle mich sehr speziell, da ich es sogar mit einem 9-Iron schaffte, den Ball flach am Boden zu halten. (Das ist sehr vergleichbar mit meiner ersten Windsurf Stunde - ich hatte es geschafft, rueckwaerts zu surfen. Ich weiss nicht wie, aber ich glaube, das koennen nicht viele!)
Nachdem Pete und ich 2 Loecher gespielt haben, fragte er mich nach meiner Punktzahl und ich fand meine Ergebnisse nicht so wirklich berauschend. Aber als er mir dann unglaeubig lachend sagte, dass man die "Windies" (wenn man den Ball nicht mal trifft) AUCH als Schlag zaehlt, da fand ich doch, dass ich ein Ehrenplatz fuer die "schlechteste Golf Spielerin aller Zeiten in allen Laendern und allen Dimensionen" verdient hatte! Ich kann euch sagen, echtes Golf und Wii Golf ist NICHT das Gleiche!
Pete zeigte mir ausserdem eine andere Sportart - Cricket. Gluecklicherweise musste/durfte ich nicht selber spielen, denn ich weiss nicht, wie viele Leute mit gebrochener Nase oder blauem Auge vom Feld gehumpelt waeren, wenn ich mit hoelzernem Schlaeger versuche, einen Ball zu treffen. Nein, zum Glueck waren es erfahrene, gute Spieler des Western Australia Police Cricket Teams (das Team, mit dem Pete im Juli auf einer England Tour war)! Um die Jungs diesen Teames spielen zu sehen, fuhren Pete und ich 7 Stunden gen Sueden nach Mukinbudin (kurz: Muka) zum Fruehlings Festival. Auf dem Weg dort hin habe ich gelernt, NICHT auf einer Dirtroad nach einer Pipi Pause zu fragen, denn das resultierte in einer Notfall Bremse von 100 km/h auf 0 km/h in ungefaehr 2 Sekunden und mit 180 Grad Drehung. Ja, Pete, es war gekonnt, ich weiss, du als ausgebildeter Krankenwagen Fahrer weisst, wie man im Notfall bremst - aber es war etwas unerwartet!! Sorry, ich muss nicht mehr Pipi, das habe ich gerade auf dem Sitz erledigt... Sehr stolz zeigte Pete mir, wie tief sich die Reifen in die Strasse reingebuddelt haben. Klasse, ich bin stolz auf dich! :)

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Cricket ist... bestimmt spannend, wenn man selber spielt!
Ich gucke mir viel lieber Footy an! Australisches Football, ahh herrlich! Aehnlich zu amerikanischem Football (alle Aussie Footy Fans rufen jetzt "nein es ist komplett anders, die Regeln sind doch auch ganz anders", aber das kann ich leider nicht beurteilen), denn ich gucke immer nur auf die trainierten jungen Maenner mit ihren knackigen Oberschenkeln und ihren starken Armen in engen Tshirts und Shorts - und sie kaempfen miteinander! Schubsen und Tackling erlaubt! Ein bisschen wie moderne Gladiatoren. Mmhh....! Ja und die Regeln sind auch irgendwie anders oder so. ... Aber die Muskeln, ohohohohoh.... =) und die Hintern.... haaaaach... :)
Auf dem Weg nach Muka uebernachteten wir eine Nacht bei Pete's Cousine Gemma und ihrer Familie. Ihnen gehoert eine Farm mit Weizen und Schafe und einem wuuunderschoenen alten, grossen, geraeumigen Farmhaus. Ich liebe australische Farmen und Stations! Das Land ist einfach fantastisch in Australien! Und die Leute auch :) Sehr schnell fuehlte ich mich willkommen und wie Familie, die Gastfreundschaft in Australien ist spitzenmaessig, davon koennen wir uns eine Scheibe abschneiden :)
Ja, ich habe hier in Australien ein wundervolles Land gefunden, das ich liebe. Dieses Jahr in Australien hat meinen Horizont auf vielen Ebenen erweitert und ich habe ein weiteres Zuhause gefunden. Ich finde man kann mehr als nur ein Zuhause haben :) Ich habe ein Zuhause in Deutschland bei meiner Familie und wo ich geboren und aufgewachsen bin und ich habe ein Zuhause in Australien, wo ich leben und lieben will. Und ich habe viele kleine Zuhauses bei Freunden, die mich immer aufnehmen wuerden - wie wunderbar! Letztendlich ist das, was im Leben zaehlt, doch wirklich die Familie und die Freunde, die Menschen die man liebt und die einen lieben. "Absence makes the heart grow fonder" ist ein englisches Sprichwort, was so wahr ist, und so freue ich mich schon sehr, alle meine lieben Menschen in Deutschland wieder zu sehen und endlich mal wieder in den Arm nehmen zu koennen. Bis dann!

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