07.11.2009

News aus Meeka

Hier euer wohlverdienter neuer Post! :o)
Die Kasse im Supermarkt beherrsche ich mittlerweile nahezu perfekt, der Job bringt immer noch Spass (ich koennte es aber nicht fuer mehr als ein paar Monate machen, hehe), die Kollegen werden mehr und mehr zu Freunden, ich kenne schon viele Leute aus Meeka vom Sehen und auch einige beim Namen, mittlerweile habe ich mehr als nur 20 Kaengurus gesehen (sogar lebendige).
Nun bin ich schon 5 Wochen in Meekatharra und eins kann ich euch sagen. So schnell wie hier ist noch NIE in meinem Leben Zeit vergangen. Montag morgens vor der Arbeit sage ich "Und hier beginnt eine neue Woche!" und am Samstag denke ich "SAMSTAG?! Gestern war doch Dienstag!" Die 5 Wochen vergingen also wirklich wie im Fluge, aber wenn ich in mein Tagebuch und auf mein Konto schaue (*freu*), dann weiss ich, dass eigentlich doch recht viel passiert ist!
Aber hier mal ein paar neue Einblicke in mein Leben in Meeka.
Wir haben tagsueber immer ueber 30 Grad (nachts dann 22), 38 Grad war bisher glaube ich das Maximum. Das reicht fuer mich. Ich habe die Farmer-Jacks-Braeunung: braune Arme, braunes Gesicht, weisser Rest, da T-Shirt und lange Hosen Pflicht sind. Nach Meeka muss ich also ganz viel im Bikini rumlaufen um das wieder wett zu machen. Oder nackig... Naja, eher nicht...
Was mache ich also, wenn ich nicht arbeite?
Nach der Arbeit abends wird schoen gekocht. Ich koche wirklich viel hier und da meine Mitbewohnerin Sharon mal Koechin gelernt hat, habe ich die besten Ideen und Tips immer zur Seite :) Also roeste ich Gemuese, mache Ratatouille oder leckere Auflaeufe. Essensmaessig geht es mir hier wirklich wunderbar. Wie zu erwarten, wenn man im Supermarkt arbeitet :)

An einem Wochenende sind wir Campen gegangen. Nach der Arbeit Samstag haben Shane und Al unsere Sachen geschnappt und Paul und Robyn haben uns in einem sehr interessanten Auto abgeholt. Es ist etwa 16 Jahre alt, Legenden zufolge passen 8 Leute in den Wagen, wir (Sharon, Natasha, Liam und ich) sassen zu viert auf den Rueck"sitzen" - zwei Baenke in Fahrtrichtung, ohne Gurte, ohne Fussraum (da voll mit Kram) und einer Harten Kante an Ruecken und Kopf. Juchu! Als wir dann von der gemachten Strasse auf die Gravelroad kamen, dann von der Gravelroad auf einen anderen "Pfad" durch den Busch abbogen, wurde es wirklich lustig.Der Weg war unterbrochen mit trockenen creeks (Bach bis kleiner Fluss), Steinen und anderen Loechern. Liam schnappt sich die Okulele und seine Flasche Jaegermeister und sang ein bisschen. Die Atmosphaere war klasse, genau so habe ich mir Camping im Australischen Busch vorgestellt!
An den "Breakaways" angekommen haben die Maenner das Lager aufgebaut (2 Zelte, Stuehle und (WICHTIG) die Kuehlbox mit dem Alkohol!) waehrend wir Frauen Holz gesammelt haben. Wir fingen damit an, Zweige und Aeste aufzusammeln, brachen dann trockene Aeste von toten Baeumen ab und letztendlich zogen wir ganze tote Baeume aus dem Boden. Das wurde vorallem in der Nacht lustig, als keiner mehr nuechtern war. Es wurde getrunken, gegrillt, ein Feuer gemacht, gequatscht, Gitarre gespielt und mehr Feuerholz gesammelt. Irgendwann gegen 4 Uhr habe ich dann entschieden, schlafen zu gehen. Das war allerdings nicht so ganz moeglich wegen des Steines unter dem Zelt (natuerlich genau unter meiner linken Schulter), Pauls Schnarchen, Allan's penetrantem Lachen und dem Sonnenaufgang um 5 Uhr. Also bin ich nach einer Stunde Daemmerschlaf aufgestanden und wurde von den Fliegen aufgegessen, sobald ich aus dem Zelt gestolpert bin. Oh mein Gott! Ich hatte noch nie so viele, unglaublich nervige Fliegen um mich herum! Die Luft summte regelrecht wegen der Milliarden von Fliegen! Und die Fliegen hier sind nicht so wie deutsche Fliegen. In Deutschland sitzt die Fliege auf dem Arm, man zuckt einmal mit dem Muskel und die Fliege gibt auf. Hier in Australien fliegen sie kamikaze maessig genau in dein Auge/Mundwinkel/Ohr/Nasenloch, kitzeln hoellisch und - wenn man dann genervt mit der Hand im Gesicht rumwedelt - fliegen sie einmal um den Kopf herum und stuermen deine Koerperoffnungen auf ein neues! AAH!! Nach dem Morgen in den Breakaways habe ich mir allerdings geschworen, nie wieder von einer einzigen Fliege genervt zu sein.
Der Sonnenaufgang war schoen! Von dem Felsen aus konnte man ueber eine ewig weite Flaeche von Bueschen und Baeumen sehen. Die Sonne tauchte das sowieso rote Land in ein goldiges Licht und man hoerte ... nein, kein Voegelzwitschern sondern Fliegensummen... Back to reality. Welcome to Australia.
Nach Lager Abbruch, holperiger Rueckfahrt und einer unglaublich super schoenen Dusche gab es dann Fruehstueck bei Shane (der auch mal Koch gelernt hat). Die Maenner tranken mehr Bier zum Fruehstueck, Sharon, Natasha und ich zogen Kaffee und Tee vor...

Nach einem erholsamen Schlaf hat mich dann Alison Fox, eine super nette Dame, die ich im Laden kennengelernt habe, abgeholt, um mir die Royal Flying Doctor Service Base zu zeigen. Der RFDS deckt ganz Australien ab und doch gibt es in Western Australia (das etwa 4 Mal so gross wie Deutschland ist) nur 3 Bases. Alisons Mann Bruce ist Pilot beim RFDS und hat schon spannende Geschichten erzaehlt. So werden zum Beispiel in seiner Nachtschicht viele aborigine Kinder vom RFDS abgeholt. Warum in der Nacht und nicht am Tag? Ganz einfach: das Kind ist schon den ganzen Tag krank aber tagsueber kuemmern sich die Eltern nicht. Doch was, wenn die Eltern schlafen wollen, das Kind aber immer noch jammert? Also wird der Arzt gerufen. Traurig aber nach Bruce's Erzaehlung wahr. Natuerlich kann man das nicht auf alle Aborigines uebertragen!
Bruce und Alison sind tolle Menschen! Kennt ihr das, wenn man Menschen trifft und es fuehlt sich sehr vertraut an? So geht es mir mit Bruce. Ich habe ihn nie zuvor gesehen und doch ist es wie beste Freunde von Anfang an :) Alison ist eine sehr ehrliche, hoefliche, nette, lustige Frau. Eigentlich koennten die beiden vom Alter her meine Eltern sein... ^^
Nachdem ich die RFDS Basis gesehen habe, sind Alison und ich raus zu den "Granites" gefahren, ein wunderschoener Spot ein paar Meilen ausserhalb von Meeka. Dort hatten wir ein Barbie (BBQ, Grillen) mit einigen Aerzten und Piloten des RFDS. So viele nette und tolle Menschen! Ich wuerde so gerne viel mehr mit allen machen und fuer immer in Kontakt bleiben weil die einfach alle so nett sind =) Das Essen war auch super lecker, hehe :)

Ein Wochenende spaeter wollte Pete mich eigentlich mit rausnehmen zu "5 mile". Das ist ein verlassenes Gold Mining Loch im Boden (300 Meter lang, 120 Meter breit, 70 Meter tief oder so?), das mit Wasser gefuellt ist. Pete hatte allerdings keine Zeit, sodass Alison und Bruce, die Sharon und Natasha die RFDS Basis zeigen wollten, entschlossen haben, uns 5 mile zu zeigen. Der Name "5 mile" kommt uebrigens daher, dass das Loch 5 Meilen noerdlich von Meeka ist. Die Namen hier sind wirklich sehr simpel. Nun alle mal raten, warum das "Purple House" Purple House heisst? :)
5 Mile erreicht man nur mit einem 4WD (Vier-Rad-Antrieb) oder man muss an der Strasse parken und ein bisschen laufen. Der erste Blick auf 5 mile war... berauschend! Es ist viel imposanter als ich es mir vorgestellt habe! Auch die Fotos geben es nicht wirklich wieder, da einfach die Groesse und Tiefe fehlt. Wir sind so weit wie moeglich runter gefahren, dann musste Bruce aber wieder hoch fahren weil er keinen Empfang hatte und er auf Abruf als Pilot war. Wir (Alison, Natasha und Sharon) sind also herunter gelaufen. Das Wasser ist gruen-blau und ziemlich klar. Es war schon 5 Uhr Nachmittags, die Sonne schien also nicht mehr direkt ins Wasser und deswegen konnte man "nur" 3 Meter tief ins Wasser sehen. 5 Mile wird als Badeort genutzt und ausser den Goldfischen, die irgendwer dort mal ausgesetzt hat und die sich jetzt froehlich vermehrt haben, ist nichts im 20 Meter tiefen Wasser. Da wir kein Badezeug mithatten, sind wir nicht baden gegangen, aber ich war Knietief im Wasser und es war herrlich! Es fuehlte sich an wie 21 Grad, im Tieferen oder im Schatten ist es aber bestimmt eisig :) Also beschlossen wir, das Wochenende darauf (morgen) dort zu baden und danach zu grillen. Ich freue mich schon RIESIG!! Endlich schwimmen =) Ich werde berichten :)

Bruce und Alison beschlossen ausserdem, das wir unbedingt den Friedhof von Meekatharra sehen muessen. Ich habe mir eigentlich nichts besonderes darunter vorgestellt, dann war ich doch ueberrascht und dann dachte ich mir: "Wie auch sonst im Outback?" Es ist eine Flaeche (200 mal 200 Meter?), eingezaeunt von einfachem Maschendrahtzaun (gegen die Dingos, die sonst die Graeber aufbuddeln), eingeteilt in verschiedene Religionen. Etwa 5 Baeume auf dem ganzen Friedhof, keine klaren Wege ("Oh Gott, gehe ich grade auf Graebern oder nicht?!") und natuerlich kein Gras sondern nur roter Staub. Jemand hat den Boden gefraest/gehakt und wir wussten nicht warum. Bruce's Antwort: "Damit es mehr staubt." - klar, warum eigentlich nicht...
Manche Graeber sind wunderbar geschmueckt mit Blumen und schoenen Grabsteinen, manche sind ueber 100 Jahre alt und schon lange hat sich keiner mehr drum gekuemmert. Die Aborigines haben aufgrund des Glaubens, dass man den Namen einer verstorbenen Person nie wieder nennen darf, nur kleine, schwarze Kreuze mit Nummern drauf. Am Eingang des Friedhofs ist dann eine Tafel mit der Nummer, dem Namen (macht das Sinn entgegen der Religion?), dem Todesdatum und der Religion. Am Friedhofseingang ist ausserdem ein Informationsschild mit Geschichten ueber den Friedhof. So wurden einige Loecher aufgrund des harten Bodens nicht gebuddelt sondern mit Dynamit gesprengt (sowas gibts nur in Australien!) So entsteht ein kreisrundes Loch 3,6 m lang, 3,6 m breit und 3,6 m tief. ... Ein anderer Mann unbekannter Religion aus Holland wurde aufgrund der fortgeschrittenen Zeit und des weichen Bodens grade nach dem Regen schnell in dem Katholiken Bereich beerdigt. Spaeter stellte sich dann heraus, dass er eigentlich Protestant war.

Gestern nach der Arbeit hat Pete uns Backpackern mal wieder ein paar Drinks angeboten. Nach 2 Bieren sind wir dann zu Peter&Sandys Haus gefahren. Die beiden machen grade Urlaub auf den Whitsundays und somit lebt Pete in deren Haus und passt auf. Und geniesst das Leben. Die beiden haben naemlich nicht zu wenig Geld und haben eine unglaubliche Terrasse! Ein grosser Tisch mit teuren, gepolsterten Stuehlen fuer 10 Personen, ein Whirpool mit Unterwasser Beleuchtung (die Farben wechseln) fuer 10 Personen, eine Bar mit Barhockern, grossem Kuehlschrank, Fernseher und Surround System. Mh! Ausserdem haben sie einen Killerhund namens Jack, der jedem ausser Peter, Pete und Sandy sofort den Fuss, den Oberschenkel oder das Gesicht zerfleischt. Zum Glueck war der im Garten und nicht auf der umzaeunten Terrasse. 3 grosse Glaeser Wein spaeter und einigen Momenten, die ich nur noch halb erinnere, fuhren wir dann nach Hause. Lustiger Abend, aber ich trinke NIE wieder...! Fuer heute zumindest... :D

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