24.01.2014

Japan

Nach den ganzen tollen Geschichten, die uns unsere Freunde über Japan erzählt haben, wollten Pete und ich dieses Puderschnee- und Chopsticksparadies auch gerne mal erleben. Also sind wir dem Australischen Sommer entflohen und mal kurz nach Japan in den Winter der nördlichen Hemisphaere geduest. Denn nach Australischen Standards ist das Land ja direkt um die Ecke.
 
Das "kurz mal duesen" wurde durch unsere Wahl einer billigen Fluggesellschaft aber eher zum unangenehmen Geduldspiel. Kennt ihr das, wenn man so lange in einem recht engen Sitz im Flugzeug sitzt und es fast nicht erwarten kann, sich endlich hinzustellen und auszustrecken? Das ist ja recht normal. Aber kennt ihr das auch, dass man dann eine geschlagene Stunde in Kuala Lumpur in einer laaaaaaaangen Schlange steht und darauf wartet, dass sich 300 Menschen langsam durch ein einziges Security Gate bewegen? Da standen wir uns wortwörtlich die Beine in den Bauch (bzw. bei mir tat es eher im Rücken weh) und konnten es kaum erwarten, uns irgendwann wieder irgendwo hinzusetzen und einen viel zu suessen Eiskaffee zu schlürfen in einem amerikanischen fastfood Restaurant in einem asiatischen, warmen, ueberfuellten Flughafen.

Hach, waren wir erleichtert, als wir endlich in Tokyo Haneda Airport gelandet sind und die japanische Effizienz, Sauberkeit und die weit entwickelten Toiletten aus nächster Nähe erfahren durften. Auch die typischen weissen Atemmasken tragen in Japan wirklich viele. Vogelgrippe oder andere Viren scheinen in Japan mehr gefürchtet zu sein als in Deutschland oder Australien, denn erst einmal wird man von einer Thermalkamera auf erhöhte Körpertemperatur geprüft und dann kann man bei Cafés sich kostenlos die Hände mit Desinfizierungsmittel einreiben damit man bloß nix weiter verbreitet. Und doch sind die Toiletten mit warmen Klobrillen ausgestattet, die das drauf-setzen einladen und mit ihren 32 Grad bestimmt eine gute Umgebung für Bakterien bieten. Etwas paradox, aber interessant.

 
Nach all diesen eigentlich trivialen Eindrücken war die Zeit dann doch schnell verflogen und der Flieger von Hamburg via Dubai, der Kim und Fredi nach Japan brachte, war auch sicher angekommen. Juchuuu - endlich wieder Kim und Fredi sehen! Oder sollte ich sagen: Kim und der Otter in dem ominösen braunen Pelzmantel?
 
 
 
Ein shuttle bus fuhr uns die 5 Stunden durch die Nacht in unser erstes Skigebiet, Hakuba. In Tokyo lag so gar kein Schnee und selbst halbwegs auf der Strecke, als ich ab und zu mal die müden Augen aufmachte, konnte ich noch keinen viel-versprochenen weissen Puderschnee sehen. Die Kälte war allerdings vorhanden! An einer Raststätte machten wir Halt und obwohl ich mich auf öffentlichen Toiletten eigentlich nie hinsetze, war die warme Klobrille doch unwiderstehlich. Außerdem musste ich doch all die spannenden Knöpfe ausprobieren. Po-Dusche hinten, Po-Dusche vorne (auch für Männer angeblich recht angenehm), Po-Dusche hinten und vorne gleichzeitig, verschiedener Wasserstrahldruck, dann bitte noch einmal trocken föhnen und dann mein Lieblingsknopf: das Spuelgeraeusch. Ja genau, es macht dann ein lautes Rauschen, als ob man spuelen wuerde, aber es kommt kein Wasser, sondern nur das Geraeusch. Wow. Ich habe ja schon von Techniken gehoert, wie man "peinliche" Klo-Gaenge moeglichst leise halten kann (so wie das Klopapier-Auffang-Kissen), aber dass sich wirklich jemand hingesetzt und die Arbeit gemacht hat, das Spuel Rauschen aufzunehmen, es per Lautsprecher in eine Toilette einzubauen und dieses Konzept dann (offensichtlich erfolgreich) zu vermarkten, das fand ich faszinierend. 
 
 
Sogar mit Babysitz
Die Toiletten-Knopf-Aufregung hielt mich grade noch lange genug wach, um Kim's Mystery Meat Reis Snack zu probieren, den er von der Tankstelle gekauft hat, und dann war ich auch schon wieder in meine Jacke eingekuschelt in dem warmen Shuttle Bus eingeschlafen, der uns weiter nach Hakuba fuhr. Ab und zu machte ich mal kurz verschlafen die Augen auf, ohne dass ich in der Dunkelheit draussen viel sehen konnte, und dann auf einmal - Schnee! Weisser Strassenrand, weisse Daecher, weisse Baeume. Wir sassen im Bus wie kleine aufgeregte Kinder, die draussen das erste Mal die Glocke vom Weihnachtsmann hoeren, oder gerade vorm Tor des Disneylands angekommen sind. "Guck mal! Schnee! Oooooohhh!! Bald sind wir da!" 

In Hakuba angekommen (ja, es sah aus wie in einem Winter Maerchen) beschlossen wir auf Grund der Zeit (6 Uhr morgens) gar nicht mehr erst schlafen zu gehen, sondern sofort Koffer auszupacken, zu fruehstuecken, snowboards auszuleihen, Liftpaesse zu kaufen und dann gleich auf die Piste zu gehen. Bloss keine Zeit verschwenden! Pete wollte ja schliesslich das Snowboarden lernen. Sehr bloed, dass er sich am zweiten Tag schon eine Gehirnerschuetterung geholt hat. Am naechsten Tag fuehlte er sich ein bisschen besser, wollte es dann noch einmal versuchen, ist nur ganz leicht hingefallen und hat direkt wieder Uebelkeit und Kopfschmerzen bekommen, also ist er zum Arzt gegangen, der ein Schleudertrauma feststellte, was sich bei weiteren Unfaellen in permanente Verletzungen verschlimmern haette koennen - also kein snowboarden mehr fuer Pete. Das war natuerlich sehr aergerlich, aber gluecklicherweise hat Pete trotzdem nicht aufgegeben und hat Lust, kommendes Jahr oder in Zukunft irgendwann wieder nach Japan zu reisen um es nochmal zu probieren. Und gluecklicherweise ist Pete auch jemand, der trotz staendigen Kopfschmerzen (und der Erkaeltung mit Husten und triefender Nase, die noch dazu kam) sich nie beklagt, sondern das Beste draus macht und den Urlaub trotzdem noch geniessen will, so gut wie es geht. 
 
 
Pete sagte, dass Kim, Fredi und ich trotzdem den Schnee geniessen sollten, auch wenn er nicht dabei sein kann, wofuer ich ihm sehr dankbar bin. Vorallem wenn man bewaegt, dass wir sowohl in Hakuba, als auch in unserem zweiten Resort, Myoko Kogen, so viel Schneefall hatten, wie ich es in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen habe. In Hakuba fielen in der einen Nacht 1.5m Schnee. Schoener Puderschnee. Und Mengen davon. So viel, dass der Parkplatz vor dem Hotel nachts um 3 Uhr und wieder morgens um 6 Uhr geraeumt werden musste.
 
 
 
 
 
 
 
























Zum Glueck sind die Japaner in diesen Gebieten so einen Schneefall gewoehnt und somit stand kein Katastrophen Tag sondern ein wunderschoener Tiefschnee Tag auf dem Programm. Die schwarze Piste, die den Tag zuvor noch sehr hart und hubbelig aussah, war nun mit 1-2m Puderschnee bedeckt. Ueberall auf der Piste sah man Skifahrer und Snowboarder, die nicht mehr weiter kamen, weil sie bis zur Huefte in Puder steckten. Es war unglaublich. Ich fuehlte eine Mischung aus Spass, Unfassbarkeit, schweisstreibender Anstrengung, noch mehr Unfassbarkeit, Wunder, und eine Portion kaltem Schnee der mir schoen unter die Jacke und den Ruecken hochgeflogen ist bei einem meiner ungewollten Saltos. Fredi fuehlte glaub ich dazu auch noch etwas Verzweiflung, als sie etwa 100m hinter uns fest steckte und immer nur etwa 5m weiter kam, bis sie wieder stecken blieb. Mein gut gemeintes "Fahr doch einfach Schuss!" wurde wohl innerlich mit einem "Sehr lustig!" oder auch mit "F*** dich doch!" beantwortet. Haha! So schoen Puderschnee auch ist - es kann verzweifelnd anstrengend sein. Ich beschloss uebrigens meinen eigenen Rat zu befolgen, und "einfach Schuss zu fahren" (schwarze Piste? Pah! Ist ja Puder. Kann ja nix passieren!), was darin resultierte, dass ich vorn ueber in den Schnee fiel, mich ueberschlug, und mir den Nacken verspannte, was mich dann zwei Wochen lang nervte und schmerzte. Tja.  
 
 
 
 
 
 
 
 

So sehen 2m Schneefall aus
 

Finde das Auto
 

Fuesse wo seid ihr?
 
 
 
 
 


Kim steckt auf der schwarzen Piste fest


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 





Nicht weniger gefaehrlich, auch etwas anstrengend, aber unglaublich lustig ist es, durch den Wald zu fahren und sich zwischen den Baeumen lang zu schlaengeln. Das geht natuerlich nicht immer so ganz reibungslos (wortwoertlich). Wir haben einige Videos mit den Helmkameras gemacht, die ich versuchen werde, zusammen zu schneiden und dann hier rein zu stellen. Vielleicht kann ich unser staendiges Gelache und Gekicher auch mit Musik ueberspielen. Aber das "Fahr doch einfach Schuss!" muss drauf bleiben.

Nun gut, so weit koennte dieser Blog Post auch von einem schoenen Skiurlaub in den Alpen stammen, von den Toilettenknoepfen und warmen Klobrillen mal abgesehen. Also dann hier endlich mehr ueber Japan, ein Land, wo viele Deutsche niemals in ihrem Leben hinfliegen, weil es einfach so unereichbar weit weg erscheint. Die ersten paar Tage konnten wir es auch gar nicht richtig fassen, dass wir wirklich in Japan sind. In DEM Japan! Mehr Japanisch geht nicht! Also mussten wir natuerlich auch richtig japanisches Essen ausprobieren. Hmmm... Was ist denn richtig japanisch? Oh! Ich weiss! Sushi! 

Wisst ihr was? Ich habe in den ganzen drei Wochen Urlaub hier kein Sushi gegessen. Und das liegt nicht daran, dass ich kein Sushi mag, sondern daran, dass man es nicht an jeder Ecke bekommt. Viel mehr gibt es in Japan viel Soba (Buchweizen) oder Udon Ramen (Nudeln) in Suppen, Reis in vielen Formen, frittiertes Fleisch und Fisch/Krabben, oder gegrillte Fleisch Spiesse. Eines meiner Lieblingsessen war shabu-shabu, ein Hot Pot. Ein bisschen wie Fondue, aber man kippt alles gleichzeitig in die heisse Bruehe und nimmt sich nach und nach. Oh lecker! Mit verschiedenem Fleisch, asiatischem Gemuese, leckeren Pilzen und im Nachinein noch Nudeln. Und dann noch die Bruehe trinken. Oh wir waren so satt und gluecklich! Und das wurde sogar alles von einem ex-Sumoringer aufgetischt, der jetzt sein eigenes kleines Restaurant hat und trotzdem noch in traditioneller japanischer Sumoringer Kleidung in seinem Restaurant arbeitet. Ja, Japaner sind generell klein, aber der Typ nicht. Oweiha, ich wette da versucht nie jemand, das Restaurant zu verlassen, ohne die Rechnung zu begleichen. 
Shabu Shabu


Chopsticks Etiquette? Where?

























Ganz im Gegenteil - anstatt gar nichts zu bezahlen, habe ich es geschafft in einem anderen Restaurant ein kleines bisschen zu viel zu bezahlen. Ja, ja, anderes Land, anderes Geld, andere Scheine. Irgendwie habe ich falsch gerechnet und der netten Frau, in dem Restaurant, wo wir eine gute Stunde auf unser Essen warten mussten, mal schoen einen 4500 Yen Zuschuss gegeben. Das sind ungefaehr $45 oder 30 EUR. Ganz nettes Trinkgeld! Und sie wollte es mir noch wieder geben, und ich hab nicht richtig hingeguckt und es schoen abgewinkt. Pete, Kim und Fredi konnten es fast nicht glauben. Es hat uns sehr zum Lachen gebracht. Und mich fast zum weinen. Vor Lachen. Oder vor Muedigkeit. Ja, die Muedigkeit war Schuld. Witze wie "Sie ist nur rausgekommen, um sicher zu gehen, dass wir auch wirklich gehen, bevor wir uns des Fehlers bewusst werden. (Stupid round-eyes... Hehehe...)" und "Here! Take my dog!" und viele weitere Witzeleien sollten mich die Tage noch begleiten. 
Service im Hummingbird Hakuba war freundlich...

...aber sehr langsam...

...wir schliefen schon ein...
 
...aber dann war es das Warten doch wert!

Wir vier hatten sehr viel Spass zusammen. Ich kann die ganzen lustigen Momente und insider Witze hier gar nicht aufzaehlen, aber ich glaube so doll gelacht/gekreischt wie in der Lawine habe ich lange nicht mehr. Lawine? Ihr wart in einer Lawine? Oh mein Gott! Ja und wisst ihr was? Wir waren sogar nackig! Nackig? In einer Lawine? Hmmmh? Okay, nun eine Einfuehrung zu den "Onsens" - die japanischen heissen Thermal Quellen. Da Japan ja eine Kette von Vulkanen beherbergt, gibt es auch sehr viele heisse Quellen, die warmes mineralreiches Wasser zur Oberflaeche bringen. Die Japaner haben schon seit jahrhunderten (jahrtausenden?) diese heissen Quellen fuer alltaegliches Waschen, fuer gesundheitliche Zwecke und sogar zum Kochen benutzt, wie die Eier in folgendem Foto:
 

 
Diese Quellen gibt es ueberall, grade in kleinen Gebirgsdoerfern und sind oft in Hotels eingebaut. In Myoko hatten wir das Glueck, dass unser Hotel einen eigenen Onsen hatte, den wir jeden Tag anstatt der Dusche benutzt haben. Es gibt nichts besseres als nach einem langen Tag auf dem Snowboard in eine 40C heisse Quelle einzutauchen und sich einmal richtig durchwaermen zu lassen. Es gibt gewisse Regeln, die man beachten muss, wenn man in so eine Quelle geht: alle sind nackt (was ich persoenlich sehr schoen fand. Einfach ganz natuerlich sein und all die verschiedenen Koerperformen sehen tut wirklich gut!), Maenner und Frauen sind getrennt, man muss sich vorher gut abduschen, und man darf ein kleines Handtuch benutzen um sich abzudecken wenn man will aber das Handtuch soll das Onsen Wasser nicht beruehren. Die Regeln bestimmten allerdings nicht, ob man Schneebaelle rueber zur Maennerseite werfen darf... Die Schneeballschlacht ging dann eine Weile hin und her, bis Fredi dachte wir sollten es ein bisschen hochfahren und eine Plastikschuessel mit Schnee fuellen. Sie wollte dann die dicke Ladung mit Schnee  rueber werfen. Nur doof, dass die Schuessel mit rueber geflogen ist! Uups! War das denn die Lawine? Nein... Die Lawine war die 2m Schneeschicht, die sich auf dem Dach des Hotels angesammelt hat und mit einem lauten Rauschen direkt auf uns runter fiel. Es war wie in einem Schneesturm! Ich hockte mich so tief wie moeglich ins heisse Wasser, aber Fredi hatte irgendwie die brilliante Idee aufzuspringen und stand somit nackig in dem Schneetumult. Haha. Was fuer ein Moment!
 

 
 

 

Wie gesagt, so viel Schnee auf einmal habe ich noch nie erlebt. So viel Schnee, dass der Sommer Parkplatz vorm Alp Hotel in Myoko im Winter in Skipiste umgewandelt wird und die Autos 50m weiter weg halten mussten, weil sie nicht mehr naeher ans Hotel rankommen. Das Gepaeck wird dann einfach auf einem Schlitten weiter zum Hotel gebracht. Das Praktische an dem zugeschneiten Parkplatz war, dass es tatsaechlich ein "ski-in, ski-out" Hotel war. Man geht einfach vor die Tuer, schnallt das Snowboard an und gleitet den Huegel runter zum naechsten Lift. Und dann am Ende des Tages faehrt man einfach die Piste lang und kann direkt in die Lobby des Hotels rutschen. Yupp! Wir haben sogar ein Video gemacht, wie ich die Tuer aufhalte und Fredi direkt ins Hotel rein snowboardet. Cool! 
 

 

Die Besitzer des Alp Hotels und auch die Angestellten des Luna Hotels in Hakuba waren sehr sehr nett und hoeflich. Die Japaner generell sind sehr hoeflich, Service- und Touristen orientiert! Die Taxifahrer tragen Anzug und weisse Handschuhe, die Zug Kontrolleure verbeugen sich wenn sie das Abteil betreten und verlassen, und selbst der Lift Mann der uns von dem verbotenen Stueck Piste zurueck gerufen hat war nicht boese oder hat gemeckert sondern hat sich bei uns entschuldigt, dass er vergessen hat das "Nicht betreten" Schild aufzustellen! Unglaublich! 

Die japanische Gastfreundschaft durften Pete und ich auch in Kyoto nochmal erfahren, als wir in einem kleinen japanischen Restaurant essen gegangen sind. Wir waren die einzigen nicht-japaner dort und alles war auf japanisch. Wir sassen neben einem aelteren Mann und seiner Frau, die sich, wie sich heraus stellte, die Eltern des Kochs waren, aber auch nur etwa so viel Englisch sprachen wie wir Japanisch konnten (nicht viel!). Und so wurden uns dann (vielleicht aus Unverstaendnis?) zahlreiche Flaschen Sake (japanischer Reiswein) ausgegeben und dann auch noch gegrillte Spiesse mit Huehner Leben und Huehner Herz... Mmhh.. Uueerrgh.. Aber man kann Gastfreundschaft ja schlecht ablehnen. Dann rief er eine junge Frau von einem anderen Tisch herueber, die erzaehlte das sie in der 2. Liga im Celle Handballverein fuer Deutschland spielt! Und ihr Deutsch war sehr gut! Ich fragte sie was "betrunken" auf Japanisch heisst und ich glaube das Wort half, dem anderen Herrn klar zu machen, dass wir bitte kein Sake mehr trinken wollten! Irgendwann schafften wir es, dem Restaurant zu entfliehen und zum Hotel zu torkeln. Sehr freundlich, die Japaner!
 

Japan hat einen interessanten Mix aus uralten Traditionen und neuen modernen Kreationen. Gerade in Kyoto, der ehemaligen Hauptstadt Japans, gibt es unzaehlige Tempel und Schreine, die von dem Buddhismus und starker Religion zeugen und auch heutzutage heilig und noch in Gebrauch sind. Wir hatten Glueck gerade zur richtigen Zeit in Kyoto zu sein, als im Sanjangendo Tempel (auch noch direkt um die Ecke von unserem Hotel) eine jaehrliche Bogenschiessen Tradition statt fand. Daran nehmen viele 16 jaehrige Maedchen teil, die ganz traditionell in Kimonos angezogen sind. Fuer die Maedels ist es eine Art Jugendweihe. Sehr toll anzusehen! Der Tempel war auch fuer Besucher offen und nachdem wir am Eingang unsere Schuhe ausgezogen hatten, durften wir die lange Halle mit 1001 handgemachten Statuen bestauen, so wie eine grosse Statue in der Mitte der Halle bei der Moenche standen und uns Besucher mit einer Art Weihwasser bespruehten, das Krankheiten heilen und Suenden vergeben soll. Es war sehr interessant, Statuen von den verschiedenen Goettern zu sehen und etwas mehr ueber Buddhismus zu lernen. Auf der anderen Seite der Halle waren Schaukaesten mit mehr Informtion ueber die Geschichte des Tempels, aber auch mit alten Boegen von der Bogenschiess Tradition, und auch mit Samurai Schwertern. Der Tempel hatte eine tolle, alte und ehrenvolle Atmosphaere und jeder zeigte viel Respekt den Moenchen gegenueber. Schoen! Und waehrend die Architektur grosszuegig und beeindruckend war (vorallem die Daecher sind so schoen!) erschien es mir etwas mehr bodenstaendig und nicht so 'protzig' wie die Kathedralen des Christentums. 


 
 
 








 
 


Wie schon gesagt, ist Japan aber auch sehr fortgeschritten in vielen Bereichen. Es gibt dort nicht nur beheizte Toilettensitze, sondern auch beheizte Getraenke Automaten! Ja! Getraenke Automaten gibt es dort an jeder Ecke und neben den gewoehnlichen Cola, Fanta, Sprite und anderen kuehlen Getraenken wie dem Urin- .. eeerrr... dem gruenen Tee, und aber auch warme Getraenke wie Kaffee, heisse Schokolade, heissen Tee, und (haltet euch fest) Mais- oder Bohnensuppe. In der Dose. Warm. Aus einem Automaten. Fredi, die sehr abenteuerlich ist, hatte den Mut es zu probieren. Es schmeckte wie eine Mischung aus heisser Schokolade, roten Bohnen, und Frostie Cornflakes. Sehr suess und nicht wirklich gut!




Auch die Tankstellen und kleinen Laeden verkaufen viel verpacktes Essen, so wie getrockneten Mini Octopus, kleine getrocknete Krabben, Kackwuerstchen (so sahen sie auf jeden Fall aus!), viele einzeln verpackte Kekse, natuerlich viele Suppen die man nur mit Wasser aufgiessen muss, und viele schreckliche kleine Souvenir Dinger. Plastik und Zugang zu Chinas Billigmarkt haben die Japaner auf jeden Fall! In Myoko fiel uns eine bestimmte Serie an Souvenirs auf - die Theodor Edler von Lerch Produkte. Theodor Edler von Lerch? Das hoert sich aber sehr Deutsch an! Wir sahen ihn auf Kekspackungen, Socken (ich besitze jetzt ein Paar, danke Fredi!), Schluessel Anhaengern, Brochueren und sogar auf einem Poster an einem der Skilift Pollern! Wer war dieser Theodor Elder von Lerch? Stellte sich heraus es war ein Oesterreichischer Offizier der damals (vor hundert Jahren?) nach Japan kam und den Japanern das Skifahren beibrachte. Danke Theodor!
 
 
 

 




Es ueberrascht mich, dass sich sein Name noch nicht zu "Theodol Edrel von Relch" verwandelt hat, denn dieses Klischee, dass Japaner das L und R verwechseln stimmt! "May I take your ruggage?" "There is a good lestaurant", "Would you like some remon?" und "Hotel Arp" waren recht unterhaltsam. Selbst die gleiche Person kann das gleiche Wort zwei Mal benutzen und es einmal mit R und einmal mit L aussprechen. Es scheint im Japanischen einfach keinen Unterschied zu machen. 

Ich sollte mich allerdings nicht darueber lustig machen, denn meine Aussprache von japanischen Wortern ist wahrscheinlich auch nicht so ganz richtig! Konnichiwa (Hallo oder Guten Tag), Arigato gazaimas (Vielen Dank), Kampai (Prost), Ohayo gazaimas (Guten Morgen) und konbanwa (Guten Abend) sind ein paar Worte, die ich jetzt sagen kann. Und ich kann bis zwanzig zaehlen, was ab und zu mal recht praktisch war, aber ganz ehrlich - Japan, und gerade die Orte in denen wir waren, sind sehr auf internationale Gaeste ausgelegt und viele Schilder sind auf Englisch und viele Japaner sprechen zumindest ein kleines bisschen Englisch. Da kann Australien echt was lernen! Die Einstellung vieler Australier scheint zu sein "wenn du meine Sprache nicht kannst brauchst du gar nicht erst herkommen. Wieso sollten wir unsere Strassenschilder und so auf Chinesisch schreiben? Wieso sollte ich eine andere Sprache lernen fuer die Touristen/Immigranten die nichtmal Englisch koennen? Pah!" - leider das Pech eines Landes, dass Englisch als Muttersprache hat. In Japan ist es anders. Sie sprechen dich sogar direkt auf Englisch an, wenn du nicht Japanisch aussiehst (was wir round-eyes nunja nicht tun). Ich fand es fast peinlich, dass ich nicht mehr Japanisch kann, war allerdings dankbar dass ich mich trotzdem ueberall verstaendigen konnte. Ausser vielleicht mit dem Sake Mann, der uns einfach immer nach schenkte...
 
Okay Svenja, wir haben jetzt viel ueber die Japanische Kultur, das Essen, die Leute, die Sprache, die Religion, die Traditionen, die Gebaeude, den Schnee und ueber warme Klobrillen gelesen. Wie ist es denn in Japan so mit Tieren? Gibt es dort irgendwas spannendes ausser getrocknetem Octopus und rohem Fisch? Ja, gibt es! Penis Tiere und Schnee Affen. Hier ein Foto von den mysterioesen Penis Tieren, von denen wir nur die Spuren im Schnee sehen durften. Aber schon irre, wenn man einfach so auf seinem Penis durch den Schnee huepfen kann, so ganz ohne Fuesse.
 

Und hier viele Fotos von den super coolen und suessen Affen, die im Schnee leben und sich in einer heissen Quelle aufwaermen - angeblich die einzigen Affen weltweit, die in heissen Quellen baden gehen. Am suessesten waren wohl die kleinen Affen die sich komplett auf ein Rohr drauf legten, was wegen des heissen Wassers bestimmt schoen am Bauch war. Fredi hat ein ganz lustiges Video von den beiden gemacht. Das schoenste war, dass die Affen so an die Menschen gewoehnt sind, dass sie einfach direkt  and einem vorbei laufen und so gar nicht Kamerascheu sind. Aber auch nicht wirklich interessiert. Sie wollten einfach nur da sitzen und futtern, bis dann ein staerkeres Gruppentier vorbei kommt und sie wegscheucht. Oder wie der eine Affe, der einen kleinen Affen an den Haaren aus dem Wasser gezogen und einfach auf die Steine geworfen hat. Ooooh ich wollte den kleinen, kreischenden und nassen Affen so gerne unter meine Jacke stecken, waermen und troesten! Stattdessen ist er einfach an mir vorbeigelaufen und hat sich auf den Schnee gesetzt und weiter gefuttert. Soooo suess! Was fuer eine tolle Erfahrung! 
 












 
Oh wo ich grade von Affen rede, das erinnert mich daran, dass ich noch ueber den Schimpansen- errr Shinkansen Zug schreiben wollte. Das sind die japanischen Schnell Zuege, die bis zu 300 mk/h schnell fahren und in einem guten Netzwerk das Land durchziehen. Sie sehen super cool aus, fahren alle paar Minuten, sind schnell, bequem, haben viel Platz fuer lange Beine und Gepaeck, haben Steckdosen fuer  Laptops/Handys und natuerlich warme Klobrillen. Sehr schoen!
 

Der Shinkansen fuhr uns von Kyoto nach Tokyo wo wir vom 21. Stock unseres 5 Sterne Hotels das Lichtermeers dieser Metropole bewundern durften. Was fuer eine riesige Stadt. Pete und ich hatten 2.5 Tage in Tokyo, in denen man natuerlich nur einen Bruchteil der Stadt erkunden kann. Auf Kims und Fredis Empfehlung hin (die ja schon ein bisschen frueher als wir aus Myoko abgereist sind und ein paar Stunden in Tokyo verbracht haben) haben wir uns Asakusa angeschaut, ein Stadtteil mit vielen Staenden die typisch japanisches Zeugs verkaufen. Japanische Reis Crackers, Yukatas, Faecher, anderes mysterioeses Essen und natuerlich auch viel Touri Souvenir Kitsch Kram. Und so viele Menschen! In Tokyo sind SO viele Menschen! Ueberall! Immer! Wir waren noch nicht einmal im Zentrum der Stadt und doch waren bei uns im Stadtteil abends um 7 Uhr die Strassen voll! Soooo viele Menschen!



 



















Ich bin ja nicht so ganz der Stadtmensch und mir haben die 2.5 Tage gereicht um einen Eindruck der Stadt zu bekommen. Was mir doch aufgefallen ist, war die Sicherheit und geringe Kriminalitaet in Tokyo und generell in Japan. Wir fuehlten uns immer sehr sicher und hatten keine Angst gleich in der Strasse ueberfallen zu werden oder dass uns jemand das Portmonnaie aus der Tasche ziehen wuerde. Und in den ganzen drei Wochen habe ich nur ein einziges Polizei Auto gesehen. Nicht so wie in Napoli in Italien wo die Polizei alle fuenf Minuten die Strassen patrollierte. Die japanischen Feuerwehr Autos - vorallem in kleinen Orten wie Hakuba und Myoko - sind aber so suess! Ganz klein, und rot, mit rotem "Blaulicht" (das Wort macht so keinen Sinn), und mit einer suessen "Dring dring ... Dring dring" Sirene. Als wuerde man mit einem Loeffel in einem gerippelten Glas umruehren. Dring dring... Dring dring! Sehr suess :) 
 
Nicht nur sind die Strassen in Japan sehr sicher, sie sind auch sehr sauber! Ich habe so gut wie keinen Muell am Strassenrand gesehen. Ich habe niemanden gesehen, der einfach sein Kaugummi/Verpackung/Zigarettenstuemmel auf die Strasse wirft. Und doch ist mir aufgefallen, dass es nur wenige Muelleimer gibt. Ich weiss nicht, wie die Japaner es machen! Obwohl alles in Plastik verpackt ist und es nicht viele oeffentliche Muelleimer gibt, liegt dort kein Muell! Nun denkt man "dann haben sie bestimmt viele Leute, die Muell sammeln" aber auch das habe ich nicht gesehen! Vielleicht sind die Japaner einfach so erzogen worden, dass sie ihren Muell nicht einfach auf die Strasse werfen. Da koennen die Australier Deutschen sich eine Scheibe von abschneiden. 

Japan hat mich sehr beeindruckt. Die Laenge dieses Blogs bezeugt das wahrscheinlich. Und doch kann ich nicht alles aufschreiben, denn da waren noch so viele unzaehlige Momente und andere Eindruecke, die ich sehr zu schaetzen weiss aber hier nicht auflisten kann. Dieser Blog gibt glaube ich einen ganz guten Ueberblick ueber die Kultur in Japan und auch ein paar Anekdoten von unserem Urlaub. Was ich sehr am Reisen liebe, ist dass es wortwortlich den eigenen Horizont erweitert, einem Staerken und Schwaechen der eigenen Kultur, des eigenens Landes und der eigenen Lebensweise aufzeigt und einem klar macht, dass viele Sachen auch anderes gemacht werden koennen. Es ist ein Land, das ich jedem sehr empfehlen kann. Es fuehlt sich, gerade fuer Deutsche, so weit weg und so unerreichbar an. Als waere es auf einem anderen Planeten und so komplett anders. Etwas, das man jemals nur im Fernsehen sieht. Aber ganz ehrlich? Es ist nur einen Flug weit weg. Vielleicht statt des naechsten Urlaubs nach Mallorca wo man schon 32 Mal war, einfach mal einen Flug nach Japan buchen. Es ist es wert. Ja es kostet wahrscheinlich ein bisschen mehr als das last-minute Angebote zur deutschen Kultur Insel, aber das Leben ist dazu da, tolle Eindruecke zu haben und Momente zu schaffen, die man nicht so schnell vergisst. Ich bin sehr dankbar, dass ich in meinen jungen Jahren schon so viel erleben durfte und so viele Laender und Orte erkunden konnte. Ich bin sehr dankbar, dass ich aus einem so guten Land wie Deutschland komme und dort in Sicherheit und Zufriedenheit aufwachsen und lernen durfte mit einer tollen Familie, die mir soviel Unterstuetzung und Liebe gibt. Ich bin sehr dankbar, dass ich das Privileg habe, im Paradies Land Australien (Meeka? Paradies? Hmm?) leben darf mit so vielen tollen Menschen, viel Sonnenschein und meinem lieben Mann Pete, und ich bin so dankbar, dass wir jedes Jahr international Reisen koennen. Ich hab echt Schwein! Und ich weiss es zu schaetzen. Und ich bin froh, dass wir auch Kim und Fredi nach Japan einladen konnten - denn ganz ehrlich? Es war schoen euch wieder zu sehen und diese Zeit mit euch zu verbringen. Danke fuer's da sein :)
Und nun sind wir wieder in Australien und ich geniesse das T-Shirt Wetter, den Sonnenschein, das bekannte Essen (oah wir haben beide so Bock auf ein saftiges leckeres Steak!) und freue mich wieder auf ein bisschen Routine und unser leben in Meeka. Allerdings ohne Po-Dusche und warmen Klositz.
 


 

 

































 































  



 
 


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