04.10.2009

Leben und arbeiten in Meekatharra

Ich geniesse es sehr hier draussen in Meeka! Es ist noch so vieles so neu und spannend fuer mich, dass ich mit dem Blog gar nicht hinterher komme. Ich versuche mal, es etwas zu ordnen.
Ich arbeite im Farmer Jack's, das ist der Supermarkt hier im Ort. Dort gibt es alles, was man braucht. Meine Aufgaben sind kassieren (obwohl ich die Kasse noch nicht beherrsche), Regale auffuellen (wenn 2 Mal die Woche der Truck mit der Ware kommt) und einfach den Laden am Laufen halten. Die Kollegen sind alle sehr nett, wenn auch sehr unterschiedlich. Die juengste ist 15 und die aelteste ueber 50. Meine Chefs Pete&Sandy sind super nett, ich mag sie wirklich gerne! Der dritte Chef im Bunde heisst auch Pete und wohnt in der anderen Haelfte des Purple Houses. Am Samstag nach der Arbeit wurden meine irischen Mitbewohner und ich von Pete und Pete auf einen Feierabend Drink eingeladen. So sassen wir zu fuenft hinter dem Laden auf der Pausenbank (ein kleiner netter Garten) und tranken ein Bier. Ich mag das Leben hier, haha :) Die 10 Stunden Arbeit pro Tag (9 am Samstag, 11 am Donnerstag) vergehen wie im Fluge, weil man immer etwas zu tun hat. Auch der Fakt, dass ich doppelt so viel verdiene wie zu Hause (20AU$ die Stunde, das sind etwa 12 Euro. Davon werden dann noch 29% Steuern abgezogen, die ich aber, wenn ich aus Australien ausreise, fast komplett wiederbekomme) haelt einen gut bei Laune. Ich bin sehr froh, hier zu arbeiten. Ohne Arbeit wuerde man in Meeka auch vor Langeweile sterben :D Hier gibt es nicht viel, was man erleben kann. Es gibt ein oeffentliches Freibad, das aber noch nicht geoeffnet hat, und eben die Pubs. Deswegen bin ich sehr froh ueber die Beziehung zu Sonja und Chris! Sie haben mich mit in den Pub genommen und ich konnte das Leben der Locals etwas besser kennenlernen. Nach ein paar Bier und einem real aussie Burger (Steak Burger mit Schinken und Ei), der wirklich lecker war, sind wir nach Hause gefahren. Auf der Strasse stand ein Stuhl und Chris (sowieso ein lustiger Typ) ruft "Scheisse! Stop, a chair!", springt aus dem Auto, laesst die Tuer offen, sagt Sonja dann, dass sie an die Seite fahren soll, weil ein Auto kommt, und flucht dann auf Deutsch weiter, weil wir an die falsche Seite gefahren sind. Eigentlich ist es nicht komisch, aber der Moment war einfach herrlich.
Heute haben mich Chris und Sonja wieder mit auf Ken's Farm genommen und wir haben geschossen. Das kleine Kaliber hier hat mir um einiges besser gefallen, als die grossen Dinger in den USA. Also haben wir auf Zielscheiben und auf Dosen geschossen. Chris nahm auf einmal das Gewehr, zielt auf einen Baum und eine Taube faellt heraus. Nachdem er ihr den Kopf abgerissen hat, gab er sie den Schweinen zum Fressen. Welcome to Australia. Nach dem Schiessen oeffnete Chris dann einen grossen Kuehlschrank auf der Farm und mir eroeffnete sich der Blick auf ein paar tote Kaenguruhs, die tot und nackt von der Decke baumelten. Chris nahm eine Axt, hackte ein paar Stuecke ab und gab sie den Hunden mit den Welpen. Kaenguruh Fleisch ist wohl sehr reich und vollwertig, ich habe es aber noch nicht probiert. Meine Bilanz: ich habe insgesamt bestimmt schon 20 Kaenguruhs gesehen, davon aber nur 2 lebende. Hm.

03.10.2009

Meekatharra - Anreise und 1. Tag

Am Mittwoch Abend bin ich mit einem Reisebus (fuer 50 Leute, es waren aber nur 6 Fahrgaeste) den Great Northern Highway hoch nach Meekatharra gefahren. Ich fand es sehr beeindruckend, die endlosen Reihen von Baeumen im Scheinwerferlicht zu sehen. Baeume, Baeume, Baeume. Nach ein paar Stunden Schlaf habe ich die Augen aufgemacht und rausgeluschert und die Baeume waren weg. Dafuer war eine weite, weite Landschaft mit Bueschen und Steinen zu sehen. Sehr flach, keine Huegel. Ab und zu kam uns ein langer Roadtrain entgegen (etwa 3 mal so lang wie deutsche LKW) und wirbelte KEINEN Staub auf, weil die Strasse durchgehend asphaltiert war, was in Australien ja durchaus bemerkenswert ist. ;-) Als dann morgens die Sonne aufging, bekam die Landschaft ploetzlich ihre goldige und rostrote Farbe und man konnte noch weiter sehen. So eine weite, trostlose Landschaft nur mit Bueschen, vereinzelten Baeumen und Steinen gibt es in Deutschland einfach nicht. Nach einer 10 stuendigen Fahrt kamen wir morgens um 7.20 Uhr in Meekatharra an. Ich habe mitgezaehlt: auf der ganzen Strecke (oder zumindest auf den Abschnitten, auf denen ich wach war) habe ich 4 ueberfahrene Kaengurus gesehen. Weniger als erwartet. Die ersten Kaengurus, die ich in meinem Leben sehe, sind also tot. Super ^^
Sonja hat mich abgeholt und erstmal mit zu sich und Chris nach Hause genommen. Die Haeuser hier in Meekatharra sehen alle aehnlich aus. Nichts ist mehrstoeckig, meistens aus Holz oder Blechwand, recht grosser Garten (oder Fleck Land) hinter dem Haus und gaenzlich umzaeunt. Die Strassen sind unglaublich breit, damit die Roadtrains um die Kurve kommen (und weil man den Platz ja hat) und auch die Buergersteige (teils geteert) sind grosszuegig. Man laeuft also eine ganze Weile von einer Ecke zur anderen, obwohl der Ort nur 800 Einwohner hat. Die meisten sind Aborigines und bilden oft eine eigene Gruppe. Zu dem Thema komme ich aber spaeter noch mal. Es gibt eine Main Street mit 3 Hotels&Kneipe&Restaurant, 1 Supermarkt (in dem ich arbeite), 1 winzig kleine Bank Filiale, ein Rathaus, ein Krankenhaus, eine kleine Landebahn, ein Internetcafe, ein Postamt, eine Schule und ein Polizeirevier. Damit ist Meeka schon ein Zentrum fuer die ganze Region. Alle 2 oder 4 Wochen kommt ein Richter mit dem Flugzeug eingeflogen und es ist "Court Day". Dann werden alle Straftaten und alles andere, was sich so angesammelt hat, aufgearbeitet. Die Huegel hier in der Gegend sind von Menschenhand gemacht und sind eigentlich nur die Aufschuettungen von den Goldminen. Meeka wurde nur durch den Goldrausch gross und es praegen immer noch unheimlich viele grosse Loecher die Landschaft. In manchen sammelt sich Wasser und die Leute gehen dort baden.
Sonja und Chris haben eine Katze Lily und zwei verrueckte Hunde Bruno und Happy, die im Garten leben und das Haus bewachen. Die sind ganz besessen vom Apportieren und koennten das stundenlang machen.
Meinen ersten Tag in Meeka habe ich also damit verbracht, zwei Filme bei Sonja & Chris zu schauen, mit den Hunden zu toben, Emails zu schreiben und mit Sonja Mittagessen im Cafe zu gehen. Das Cafe ist eher ein Take-away shop mit Burgern und Sandwiches, war aber ganz lecker. Abends bin ich dann ins Purple House eingezogen, meine Unterkunft fuer die naechsten 2 Monate. Dort wohnen noch zwei Maedels (Sharon und Natasha) aus Irland, die auch im Supermarkt arbeiten und die Welt bereisen fuer 18 Monate. Das Purple House ist die Unterkunft fuer die durchreisenden Angestellten im Supermarkt - eine sehr gute Loesung finde ich! Ich muss nichts bezahlen, muss nur Lebensmittel kaufen und ansonsten nichts.
Die Palmen im Ort und auch bei uns im Garten lassen wirklich einen exotischen Ort anmuten. Ich liebe den Anblick von Palmen immer noch! Manche Gaerten in Meeka haben auch bluehende Pflanzen, aber nicht viele. Eigentlich ist der Ort eher simpel und praktisch, nicht huebsch. Die Fenster und Tueren sind mit Gittern versehen, gegen Steinwurf und Einbruch. Es liegt etwas Muell herum, trotzdem hat der Ort einen gewissen Flair, der mich in eine gute Stimmung versetzt. Ich mag kleine Orte viel lieber als grosse Staedte!
Sonja hat mich ausserdem mit raus genommen zu Ken, Chris' Grossvater. Ken geht auf die 80 Jahre zu und ist ein cooler, alter Mann, der etwas ausserhalb des Ortes auf seiner Farm wohnt. Er hat ein Pferd, ein paar Rinder, Schweine, Hunde mit Welpen, Huehner und Gaense und einen wohl gepflegten Gemuesegarten und ein super altes, schiefes aber urgemuetliches Haus. In der Kueche stehen 2 Fernseher neben einem tierisch alten Ofen. Der Boden hat etwa 10 Grad Gefaelle und die Tapete kommt von den Waenden. Das Haus ist recht gross fuer einen Mann alleine, aber alles macht einfach gute Stimmung. Ken hat uns auf einen Tee eingeladen. Er hatte ein altes Shirt mit Loechern an (eines genau am Bauchnabel), eine Hose mit kaputtem Reissverschluss und einen alten, steifen, dreckigen Hut. Wettergegerbte Haut und abgearbeitete Haende verschafften Ken den letzten Schliff zum typischen aussie outback farmer. Sein australischer Akzent war auch schon recht schwer zu verstehen. Er benutzte "bloody" in jedem zweiten Satz. Bloody horses, bloody Deutschlaender, bloody weather, bloody this, bloody that. Bei der Tasse Tee erzaehlte er uns dann von seinen Onkels, die im 1. Weltkrieg in Galipoli und an anderen Schauplaetzen gekaempft haben und nicht einmal Syphilis in Frankreich bekommen haben! :D Der eine hatte zwar etwas durch sein Bein gesteckt bekommen, hat es aber einfach rausgezogen und weitergekaempft. Verrueckt! Es war richtig urig auf der Farm. An das Leben koennt ich mich glatt gewoehnen!

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