16.05.2010

Glenayle

Am Dienstag, den 11. Mai, hat Colin mich von Meekatharra abgeholt und wir machten uns auf den Weg zur Cattle Station Glenayle.


Auf der 6 Stunden langen Fahrt (uns ist nur 1 Reifen geplatzt) habe ich den Ausblick auf ewigen Bush, Kaengurus, Emus und Wedge Tail Adler genossen. Colin habe ich mit Fragen geloechert "Wie gross ist die Station? Wie heissen deine Eltern? Leben deine Geschwister auf der Station? Wird dir auch mal langweilig?" (800.000 acres, Pam&Lou, nein, nein)

Angekommen und nett von Lou and Pam begruesst gab's dann Abendessen, draussen am Feuer mit dem bombastischen Sternenhimmel ueber uns. Nach einer ersten unruhigen Nacht und einem besseren, goldigen Morgen habe ich einen schoenen Tag total oelverschmiert in der Werkstatt verbracht. Motor raus, neue Kupplung rein, Motor wieder rein, noch ein paar mehr Sachen, ... phew! Wenn ich hier wieder weggehe, bin ich ein voll ausgebildeter Automechaniker! :)


Von da an sind die Tage jeden Tag besser geworden. Und die Naechte kaelter, brr! 6 Grad (sechs! 6! Sechs! Die Zahl nach fuenf!) waren es in der einen Nacht! Heizung gibt's nicht wirklich, hier wird mit Holz draussen ein Feuerchen gemacht. Das warme Wasser fuer die Dusche muss auch erstmal mit einem Feuer erwaermt werden :) Der Wasserdruck variiert je nach Windgeschwindigkeit, da das Grundwasser mit Windkraft hochgepumpt wird. Gott, ich liebe dieses rustikale, recht unabhaengige Leben! Einmal die Woche kommt dann Richard auf dem Mailrun, bringt Lebensmittel und Post und nimmt Post mit.






Neben Pam, Lou und Colin wohnen hier auch noch die 4 Hunde Mandy, Bluey (oder Banjo), (die super verspielte und verkuschelte) Dinga und Little Dog, die beiden Katzen Simba und Aily Cat, das suesse Lamm Noisy, viele Huehner, Enten, die Ziege Bindy und noch Kuehe und Schafe und Kaelber, die durch die Duerre ihre Mamas verloren haben. Der Homestead ist eine Oase in der Mitte des ausgedoerrten Buschs und ist somit das Zuhause fuer viele Voegel, die wunderschoen singen, auch viele Galahs (eine Kakadu Art), die das Heu essen und somit abgeschossen werden. 3 mehr oder weniger domestizierte Kamele leben auf einem Paddock nicht weit vom Haus und etwa 8km vom Homestead weg lebt noch ein Esel. Und wahrscheinlich noch mehr Tiere, die ich noch nicht kennengelernt habe :) Man muss immer auf Schlangen aufpassen, die ich gluecklicherweise noch nicht kennenlernen musste :)



Ein typischer Tag. Zwischen 6.30 Uhr und 7.30 Uhr aufstehen (recht entspannt momentan!), Fruehstueck ueber'm Feuer im Garten (wer braucht schon nen Toaster, wenn man ein Rost ueber'm Feuer hat?), ueberlegen was so ansteht fuer den Tag (in der Werkstatt rumschrauben, Windmuehlen abfahren und reparieren, Heu fuer die Haustiere rausbringen, den Platz um die Haeuser ordentlich halten, Cattle mustern (die Saison faengt bald an, dann werde ich mehr schreiben koennen) oder sonst irgendwelche Arbeiten. Die Liste ist unendlich.) Dann, wenn der Magen knurrt und es in etwa Mittag ist, geht's zurueck und es gibt Steak oder Reste vom vorigen Abendessen, dann geht's wieder los zum weiter Arbeiten. Gegen 16Uhr oder 17Uhr, wenn die Sonne tiefer steht und man zufrieden mit der Arbeit des Tages ist, geht's zurueck zum Haus, ein Bierchen wird aufgemacht, Pam in der Kueche beim Abendessen vorbereiten geholfen und dann ordentlich geschmaust und gequatscht. Und ab in's Bett. Aber vorsicht, wenn man vom Haus zu den Shearing Quarters geht, denn es koennten Schlangen auf dem Boden sein! Ich wuerde jedoch viel lieber die Milchstrasse im Himmel bewundern und die Sternenstaubwolken, die man mit blossem Auge sehen kann, als auf den Boden zu gucken! Also stehen bleiben und staunen. Woooow!

Ich fahre gerne und viel mit einem alten Nissan herum. Mindestens 15 Jahre alt, keine Seitenspiegel, wackelige Lenkung, der 3. Gang ist kaputt, die Windschutzscheibe an 2 Stellen gerissen (einmal durch einen Ast und einmal durch Colins Faust :D) aber trotzdem Fahrtauglich und gut. Einmal habe ich einen Termitenhuegel auf der Strasse ( = Dirttrack) fuer einen Haufen Sand gehalten und dachte auch, dass ich weiter links waere. Auf jeden Fall bin ich mit 50 Sachen oder so schoen mit dem vorderen Reifen drueber gefahren. Mein Gott, uns sind die Sachen im Auto ganz schoen um die Ohren geflogen! Der Termitenhuegel stand noch! Was Dreck und Termitenspucke so bauen kann!

Rex, Lous Bruder, kam von der anderen Station Millrose fuer ein paar Tage mit seinem Truck vorbei und hat die beiden deutschen Maedels Linda und Steffi mitgebracht. Linda war vor mir auf Glenayle und Steffi ist schon ueber ein Jahr auf Millrose. Also hingen wir natuerlich die ganze Zeit zusammen, haben Holz gesammelt, gelaestert und geschnackt, Kniffel gespielt, das Laemmchen gefuettert, den Gemuese Garten auf Vorderman gebracht und die Hitze oder Kaelte verflucht und genossen.



Was ich sehr sehr liebe hier, ist die Einstellung zur Arbeit. Wieviele Deutsche und auch andere denken jeden Morgen "oaeh, schon wieder zur Arbeit. Ich will Freizeit!"? - hier schmilzt es zusammen. Wir leben auf der Station, also halten wir sie in Schuss. Wenn wir das Feuer fuer die warme Dusche nicht anmachen, gibt's eben keine Dusche! Wenn wir die Windmuehlen nicht reparieren, gibt's kein Wasser fuer's Vieh und kein Fleisch fuer uns und andere, also kein Geld. Die Selbststaendigkeit hier ist beeindruckend! Arbeit ist keine Arbeit sondern Lebensstil. Natuerlich gibt es Aufgaben, die einem lieber sind als andere (ich fuettere lieber das Laemmchen als an einem Motor herumzuschrauben), aber alles muss getan werden, also macht man es! Man guckt es nicht an und denkt "kann ein anderer machen" oder einfach nichts, nein, man schaut aktiv herum, was es noch zu tun gibt. Was kann man noch reparieren/bauen/putzen/aufstellen/abbauen? Und man ist sehr self sufficient. Wir haben unser eigenes Wasser, wir erzeugen unseren eigenen Strom, wir reparieren unsere Autos, wir schlachten unser eigenes Fleisch, wir ziehen unser eigenes Gemuese. Das einzige, was wir von aussen bekommen ist Diesel und Lebensmittel, die man hier nicht selber machen kann. Das finde ich schoen!

Den Muell sammelt man auf einer Flaeche und verbrennt ihn unter offenem Himmel, ungetrennt. Das finde ich nicht so schoen! Da ist die MVK in Kiel schon besser davor :) Das macht aber nicht nur die Station hier so sondern auch kleinere Orte ueberall in Australien. Nur in Staedten gibt es gute Muellentwertungsanlagen. ...

Ansonsten wird sich hier aber ganz gut in den Kreislauf der Natur eingepasst. Nun hoffen wir sehr stark auf Regen, da es hier seit 3 Jahren nicht mehr richtig gegossen hat, das Vieh verhungert ohne Gras und wenn es so weiter geht, wird es Glenayle, das 1948 von Lous Vater gegruendet wurde, nicht mehr lange geben. Also schickt bitte ein bisschen Regen hier an den Rande der Wueste :)

6 Kommentare:

  1. Geile Fotos... Viel Spass !

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  2. Lucy sagt: Fleisch kann man nicht schlachten! Ist doch schon tot ;)
    Wie alt ist der große Hund? Der kann so hoch springen!

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  3. Na Svenayle :)
    Du passt da ja hin wie das Fell an den Hund, wie der Hut auf deinen Kopf...
    Angela

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  4. Der grosse Hund Dinga ist glaube ich 3 Jahre alt? Oder 6? Zwischen 3 und 6 :) Die ist echt suechtig nach dem Ball. Sobald sie dich sieht, holt sie den Ball und bettelt dich an. Sie ist aber auch super verkuschelt. Ich hab sie ganz doll lieb :)

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  5. "phew! Wenn ich hier wieder weggehe, bin ich ein voll ausgebildeter Automechaniker! :)"
    Dann kannst du ja die ganzen Lübbe-Autos reparieren und Opa Fritz kann kluge Ratschläge geben in einem Sessel, daneben sitzend :):):)

    monkeyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy

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  6. Monkeyyyyyyyyys senden dir 3 Monate Regen :)
    und es freut ihn, dass es dir nicht viel anders als uns ergeht mit 6 Grad Kälte in der Nacht :):)
    Da kühlst du wenigstens mal wieder ab nach 35 - 45 Grad hähä! Tagsüber geht die Säule in Kiel wenigstens schon über 12/13 Grad und am Wochenende sollen in Süddeutschland über 21 und bei uns wenigstens 16/17 Grad sein.

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