17.02.2013

Bokashi Recycling

Heute moechte ich euch ueber mein "Bokashi" Kompost erzaehlen. Hier in Meeka gibt es ja kein Recycling, weshalb alles moegliche an Muell zusammen auf die Muellkippe geschmissen wird - darunter Plastik, Papier, Aluminium, Haushaltsgeraete, und natuerlich auch sehr viel organisches Material so wie Essensreste und so weiter. Ich habe vor einem Jahr im Internet etwas ueber "Bokashi" Kompost gehoert. Dies ist ein System, mit dem man Essensreste kompostieren kann, und zwar alles von Gemuese, Obst, Brot, Fleisch, Fisch, verarbeitetes und gekochtes Essen und sogar Kaese oder andere Milch Produkte. Die Lebensmittelreste werden in einen Luftdichten Eimer getan, mit bestimmten Bakterien und Pilzen vermischt, die die Lebensmittel fermentieren, und dann wird alles im Garten vergraben, wo es dann komplett in Kompost umgewandelt wird. Das hoert sich doch gut an! Immerhin koennte ich damit etwas von unserem Haushaltsmuell von der Muellkippe fernhalten und dazu noch die Erde in unserem Garten verbessern und wiederum Gemuese anbauen! Also habe ich mir online einen Bokashi Eimer gekauft und eine Tuete mit den Bakterien und Pilzen.



Der Bokashi Eimer
 
Es ist recht simpel: den Tag ueber sammelt man seine Essensreste (Bananenschalen, das trockene Brot, den Joghurt den man nicht aufgegessen hat, die Ueberbleibsel vom Huehnchen, Kartoffelpelle, Orangenschale, Apfelkerne - alles moegliche..), am Ende des Tages, oder wenn man genug angesammelt hat, geht's in den Eimer. Deckel auf, Reste rein, eine Handvoll von den Bakterien oben drauf, alles gut zusammen druecken, denn die Bakterien arbeiten besser ohne Sauerstoff, Deckel wieder zu. Simpel!

Neue Essensreste kommen in den Eimer (Banane, Mango, Teebeutel, Eierschale)
Dann eine Handvoll Bokashi Bakterien drauf streuen
Dies macht man, bis der Eimer voll ist. Die Bakterien fermentieren das Material, weswegen es nicht wirklich stinkt, wenn man den Eimer oeffnet. Es ist eher ein suesslich-saurer Geruch. Zwar nicht wirklich schoen, aber auch nicht eklig. Waehrend die Mikroben arbeiten, wird auch eine Fluessigkeit gebildet, die sich unten im Eimer sammelt. Diese Fluessigkeit kann und sollte man alle paar Tage ablassen. Die Eimer haben dafuer einen eingebauten Hahn. Diese Fluessigkeit ist Gold wert! Sie ist reich an Naehrstoffen und Mineralien und natuerlich beherbergt sie auch viele der Mikroben. Der "Bokashi Tee" kann im Garten verwendet werden: einfach 1:100 mit Wasser verduennen und direkt auf den Boden giessen. Oder 1:1000 verduennen und auf die Blaetter spruehen. Ich verduenne es oft 1:200 (50ml Bokashi Tee in meiner 10 liter Giesskanne) und giesse es sowohl auf die Blaetter als auch auf die Erde. Es wirkt etwa so wie Seegras Extrakt, oder Kompost Tee, und die Pflanzen lieben es! Seitdem ich den Bokashi Tee habe, muss ich keinen Duenger oder Seegras Extrakt mehr kaufen.
Man kann den Bokashi Tee auch unverduennt in den Abfluss giessen. Die Bakterien knabbern dann an organischen Resten, die sich in den Rohren ablagern und klaeren die Rohre damit etwas. Hier in Meeka gibt es kein Klaerwerk, an das jeder Haushalt angeschlossen ist, stattdessen hat jedes Haus seinen eigenen Abwasser Tank, in dem alles gesammelt wird. Wenn man den Bokashi Tee in's Klo kippt, wirken die Bakterien ausgleichend auf das Bakterien-Gleichgewicht, das im Tank herrscht, da sie anderen Bakterien Konkurrenz machen.

Bokashi Tee - super Zeug!
Also: den Tee kann man sehr gut verwenden! Ich habe ihn sogar schon in Flaschen gefuellt und verkauft, weil ich so viel davon hatte und anderen Leuten diesen organischen Duenger nicht vorenthalten wollte.
Nun wenn der Eimer voll ist, sollte man ihn idealerweise noch zwei Wochen stehen lassen, um der obersten Schicht Zeit zu geben, vollkommen zu fermentieren. Hier ist es praktisch, einen zweiten Eimer zu haben, damit man auch in diesen zwei Wochen weiterhin seine Lebensmittel Reste sinnvoll verwenden kann.

Dann ist der grosse Tag gekommen! Endlich kommt der Inhalt des vollen Eimers in die Erde! Juchuu! Ich freue mich jedes Mal! Ich habe gerade gestern meinen dritten Eimer verbuddelt (naja, nicht den Eimer selber, aber den Inhalt) und ich LIEBE es! Es tut einfach so gut. Ich weiss, dass meine Lebensmittel Reste, die ich aus dem ein oder anderen Grund nicht gegessen habe, jetzt der Erde zu Gute kommen. Mein Garten wird es lieben, die Wuermer freuen sich, die Pflanzen freuen sich, die Erde wird verbessert und ich freue mich letztendlich, wenn ich schoenes, gesundes Gemuese pfluecken darf!
Der Graben in meinem Beet, gefuellt mit fermentierten Lebensmitteln. Jetzt nur noch zuschuetten und warten!
Also, wie geht das mit dem Einbuddeln? Man buddle ein Loch oder Graben, kippt den Inhalt des Eimers hinein, vermischt es alles mit ein bisschen Erde, deckt es dann mit Erde komplett zu und wartet! Tadaa! Nun freuen sich die Wuermer und alle anderen kleinen Krabbeltiere in der Erde. Nach ein paar Wochen (im Internet heisst es 2-5 Wochen, aber hier in Meeka, da die Erde doch sehr "tot" ist - so gut wie keine Wuermer, sehr trocken und hart, nicht wirklich viel Leben - scheint es etwas laenger zu dauern. In Deutschland wuerde es wahrscheinlich tatsaechlich nur ein paar Wochen dauern) haben die Erd-Krabbeltiere dann alles schoen zerkleinert, verdaut und in schoenen, reichen Kompost umgewandelt.

Kompost ist unglaublich gut fuer die Erde! Es ist eigentlich egal, was fuer Erde man hat; ob sandig, lehmhaltig, wasserabweisend, locker oder fest - Kompost ist immer gut! Mehr Naehrstoffe fuer Pflanzen, bessere Struktur, mehr organischer Anteil, groessere Mikroben und Krabbeltierchen Vielfalt, bessere Wasserspeicherkapazitaet und einen ausgeglicheneren pH Wert sind einige der Vorteile. Der Boden in meinem Garten in Meeka ist sehr trocken, recht sandig, sehr kompakt und hart, hat einen geringen Anteil an organischen Stoffen, wenig Erd-Lebewesen, so gut wie keine Wuermer, und an einigen Stellen ist der Sand sogar wasserabweisend! Mineralien Anteil ist eigentlich sehr gut, aber durch die vielen heissen Tage und den ewigen Sonnenschein wird die Erde einfach zusammen gebacken und jegliches Wasser sickert nicht tief ein und verdunstet sehr schnell. Von daher ist eine Erde, die Wasser einsickern laesst und dann auch noch gut halten kann, von aeusserster Wichtigkeit hier in diesem Klima.

Ich habe im Juni 2012 an einer sehr harten und trockenen Stelle den Inhalt meines ersten Eimers verbuddelt. Nach sechs Monaten habe ich es wieder aufgebuddelt, um zu sehen was passiert ist. Hier ein paar Fotos:
Erde ohne Bokashi - recht trocken und sandig.

Erde mit 6 Monate altem Bokashi Kompost - reicher, feuchter und dunkler. Krabbeltiere konnte ich mit blossem Auge erkennen!
Der Drueck Test - keine gute Struktur, faellt auseinander, trocken.


Der Drueck Test - bessere Struktur, haelt zusammen, haelt Wasser sehr gut.
Knochen, Eierschale und (komischerweise) ein Teebeutel brauchen laenger.
Das Ergebnis was klasse! Bis auf Knochen, Eierschale und (ueberraschend) einen Teebeutel wurde alles in schoenen, schwarzen Kompost umgewandelt. Mit blossem Auge konnte ich Krabbeltiere erkennen und die Erde war schoen locker, mit guter Struktur und gutem Wasserhaltevermoegen. Super! Die Knochen und Eierschale brauchen halt etwas laenger und sind sind somit Langzeit-Duenger, der Naehrstoffe wie Mineralien langsam an die Erde und Pflanzen abgibt. Klasse!
 
Ich habe dann auch noch einen pH Test gemacht. Die Erde hier in Meeka ist sehr basisch. Verschiedene Pflanzen gedeihen besser oder schlechter je nach pH Wert (der pH Wert bestimmt, welche Mineralien die Pflanze aufnehmen kann). Viele Western Australian einheimischen Pflanzen sind an die basischen Verhaeltnisse gewoehnt und gedeihen sehr gut, aber fuer einen Gemuese Garten und andere "europaeische" Pflanzen sind neutral bis leicht saure Boeden besser. Frisch fermentierte Lebensmittel sind sehr sauer, aber nach etwas Zeit in der Erde neutralisiert sich der pH Wert. Ich habe einen Test gemacht mit normaler Meeka Erde, frischem fermentiertem Material und mit der fertig-kompostierten Erde. Die Ergebnisse waren sehr eindeutig!
 
pH Test mit (von links) gereifter Bokashi-Erde, unbehandelter Meeka Erde, frischem fermentiertem Material
Ganz links ist das Endprodukt: die Erde, in die ich sechs Monate zuvor den Inhalt meines Bokashi Eimers gebuddelt habe. pH = schoen neutrale 7
In der Mitte: unbehandelter Meeka Sand. pH = sehr basisch! etwa eine 9 oder sogar mehr.
Rechts: frisch fermentiertes Material, das noch keine Zeit hatte, in der Erde zu kompostieren. pH = 5, recht sauer.
 
Es ist toll zu sehen, dass es wirklich funktioniert. Ich kann es nur waermstens empfehlen. Stellt euch mal vor jeder Haushalt wuerde so seine Lebensmittelreste verwerten. Die Muellabfuhr und Muellkippen haetten einen ganzen Batzen weniger zu verwerten, die Methan Emission durch auf Muellkippen vergammelnder Lebensmittel wuerde stark reduziert werden, und ueberall, in jedem Garten und Stueck Land, wuerde die Erde mit Naehrstoffen angereichert werden. Die Erde und Mutterboden ist ein sehr wichtiger Teil unserer Nahrungskette. Heutzutage sind viele Menschen dem Anbau von Essen recht entfremdet. Wo kommt Essen her? "Aus dem Supermarkt" ist eine sehr kurzsichtige Antwort. Wenn wir immer nur von der Erde nehmen, aber nichts zurueck geben (und Guelle auf die Felder zurueck geben ist ja bekannterweise auch nur bedingt positiv), dann missbrauchen wir unser Recht, diese Erde zu Nutzen. Wenn die Tonnen an Lebensmittel Resten (denkt an all die Restaurants, Cafes, Baeckereien, Uni- und Schulcafeterias und natuerlich alle Haushalte) all ihre Lebensmittel auf diese Weise wieder verwerten koennten - und es gibt schon Maschinen und Projekte, die dieses System auf grosse Art und Weise benutzen und damit ganze Felder bestellen - dann waere unsere Erde um ein ganzes Stueck reicher. Ich bin kein Landwirt, kein Biologe und auch kein Philosoph, obwohl ich da gerade doch sehr philosophisch geworden bin. Aber ich habe einen Garten und Lebensmittelreste und bin einer von vielen auf dieser Welt, die so den Lebensmittel Kreislauf wieder rund machen. Mehr Info (auch professioneller Info von echten Biologen, Wissenschaftlern und vielleicht auch Philosophen) gibt's im Internet. Dort gibt es auch viele Angebote zu den Bokashi Eimern und den Bakterien, oder auch Anleitungen, wie man sich die Eimer selber bauen und die Bakterien selber anmischen kann. Dort gibt es auch viele Ideen, wie man Bokashi Recycling benutzen kann, wenn man doch in einer Wohnung ohne Garten lebt.
 
Schaut mal rein und ich hoffe, dass ich den ein oder anderen dazu inspirieren kann, es zu Hause auszuprobieren oder es in seinem Restaurant oder Schule oder wo auch immer einzubauen.
 
Ich freue mich jetzt  schon darauf, das Loch in ein paar Wochen wieder aufzubuddeln um zu schauen, was schon so passiert ist. Ich habe Sonnenblumen Samen gesaet und bin gespannt, zu sehen, ob die Sonnenblumen auf dem Stueck viel besser wachsen als sonst wo. Juchuu!
 
 


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