20.03.2011

Vegeologie

Ich denke, es ist eine Nebenwirkung vom Verlobt-sein. Als ich im Januar zurueck nach Meeka gekommen bin, habe ich erst einmal die Kuechenschraenke ausgeraeumt und geputzt und sortiert. Die Waescheleine im Garten hat jetzt auch Waescheklammern und gestern habe ich wie ein Putzteufel Tueren, Tuerrahmen und Deckenventilatoren gewischt. Bilderrahmen und Buecherregal sind entstaubt und selbst die verstaubten Fensterrahmen haben den nassen Lappen abbekommen. (Meine Mama fragt sich jetzt "Ah, warum hat sie das nicht gemacht als sie 15 war und ich ihr drei Mal in den Hintern treten musste damit sie endlich ihr Zimmer aufraeumt?!") Und jetzt fange ich auch noch an, motiviert im Garten herum zu buddeln und Gemuese zu pflanzen, damit ich leckerer und gesuender kochen kann. Oh Gott, das Hausfrauen-Virus hat mich gefunden!

Problem Nummer 1: in Meeka haben wir nicht gerade das netteste Gemuese Garten Wetter. Trockene, steinige oder lehmige Erde, viel heisser Sonnenschein, wenig Regen, Grashuepfer und andere Pesttiere, die sich gerne an's frische Gruen heranmachen.
Problem Nummer 2: ausser der Moehrchen Ernte aus meinem Quadratmeter Gemuesebeet als ich 5 Jahre alt war, habe ich keine Garten Erfahrung. Selbst Kakteen haben bei mir nicht ueberlebt.

Vorteil Nummer 1: Freunde und Bekannte, die mehr Erfahrung haben und mir Saat und Tips schenken.
Vorteil Nummer 2: Hausfrauen-Virus-Motivation.





Ausserdem gut: man stecke Samen in Erde, macht Wasser drauf - und es waechst! It's no rocket science!
  
Radieschen am Donnerstag
  
Radieschen am Samstag


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Hoch motiviert belese ich mich nun also in Gemuesegartenwissenschaft (von nun an "Vegeologie") und schaue alle 5 Minuten nach, ob meine kleinen Sproesslinge schon wieder ein bisschen gewachsen sind.

19.03.2011

Wochenend Trips

Wie ja allen klar ist, ist Australien ein kleines bisschen groesser als Deutschland. Ausserdem ist es nicht so dicht besiedelt wie Deutschland. Folglich sind die Strecken zwischen Orten etwas laenger.

Von Meeka sind es 115 km bis Cue, ein Ort ziemlich aehnlich zu Meeka - klein, staubig, keine wirklichen Einkaufsmoeglichkeiten, mitten im Nix. Von Cue sind es dann weitere 80 km bis Mount Magnet (ja, magnetischer Berg.) Mount Magnet ist genau so wie Cue und Meeka. 124 km weiter kommt man in den naechsten Ort - Yalgoo (und ja, glaubt mir, zwischen diesen Orten ist wirklich kein anderer Ort. Vielleicht mal eine Mine oder ein paar Stations, aber kein Ort. Keine Besiedelung.) 118 km spaeter dann Mullewa (jaaa wir sind fast da), 100km weiter dann endlich Geraldton! 540 km muessen wir also fahren um Ampeln zu sehen. Um bei Subway oder Hungry Jacks (Burger King) zu essen. Um die Fuesse in den Indischen Ozean zu stecken. Um einen Haarschnitt zu bekommen. Um in Restaurants mit richtiger Bedienung zu essen. Um Shoppen zu gehen.
Also faehrt man Freitag morgens los, 5 Stunden spaeter ist man da. Verbringt den Abend und den Samstag da, Sonntag morgens faehrt man wieder zurueck. Easy! Oder "Piece of piss" wie die Aussies gerne sagen. Und allein fuer die Pfannkuchen im Restaurant zum Fruehstueck hat es sich gelohnt!

Zurueck in Meeka fragt Nyssa mich "Hey, wir fahren naechstes Wochenende nach Glenayle. Willst mit?"
Spontan einen Tag frei genommen und ins Auto gehuepft sind wir auf dem Weg nach Glenayle - oh wie ich mich freue! 180km nach Wiluna, danach kein Ort mehr, nur noch Stations. Mal "kurz" bei Norma und Rex auf Millrose Station vorbeigeschaut, 2 Stunden spaeter nach Mittagessen, Kaffee und viel Yarn, geht's dann weiter nach Glenayle.

Sydney Heads Pass
 







 



 Auch in diesem Landstrich gab es Regen und "Sydney Heads Pass" - letztes Jahr noch Staubtrocken - ist jetzt ein Paradies fuer Teichtiere - Froesche, Fische, Enten, Libellen, ... (Wie verdammt nochmal ueberleben FISCHE in dieser Wueste waehrend der Duerre?! Unglaublich!) Die kleinen komischen Fische/Kaulquappen/Skorpionfische auf der Hand im Foto waren zu tausenden in einer langen Pfuetze am Strassenrand. Es ist schon lustig, was es hier so fuer Kreaturen gibt.



Kamele, Kuehe und Kaenguruhs auf der Strasse sind ja recht normal. Die beiden weissen Ponies mit der roten Maehne haben uns aber doch ein bisschen ueberrascht. Es sind wahrscheinlich Nachkommen von Pferden, die irgendwann mal von der Station ausgebueckst sind. Ja, man weiss nicht so wirklich, was da alles so im Bush lebt.


wilde Pferde auf der Glenayle Road


Und da war ich wieder - Glenayle Station. Was seit August wie eine unerreichbare, andere Welt wirkte, ist eigentlich nur 6 Stunden Fahrt entfernt um die Ecke. Es war schoen, Pam, Lou und Colin wieder zu sehen und auch Linda war wieder da. Die kleinen Laemmchen von letztem Jahr sind junge Teenie Schafe, die ganz cool und unabhaengig von laecherlichen Milchflaschen auf ihrer Koppel herumlaufen. Der laute nervige Hahn ist im Jenseits, die Butcher Birds sind immer noch da und pfeifen ihr Lied und Bindy die Ziege hat eine neue Freundin und einen groesseren Auslauf bekommen. Neu in der Sammlung ist ein Huhn, das denkt, es waere ein Mensch und nachts lange aufbleibt, dir beim Fruehstueck in die Zehen pickt und manchmal gerne gekuschelt werden will.


Ausserdem gibt es tausende Muecken und Marchflies (wie Bremsen, aber sie beissen Menschen..) und angeblich auch Sandflies, die mich aber zum Glueck bisher in Ruhe gelassen haben. Es unterstuetzt mal wieder meine Theorie - alles in Australien hat entweder einen Beutel oder es beisst dich. Selbst die Huehner.

Am Samstag (es war ja mal wieder nur ein Wochenend Trip, das heisst man hat nur einen vollen Tag) sind wir raus nach Carnegie Station gefahren, etwa 2 Stunden entfernt, um Sachen aus Colin's Chiller zu holen und mit zurueck nach Meeka zu nehmen. 

Carnegie Station hat einen super coolen Zaun aus altem Schrott (es ist schon klasse, was man so mit Langeweile machen kann) und so begaben Dottie, Nyssa und ich uns auch auf den Scrap Heap (Schrotthaufen) um nach Juwelen zu schauen. Ich habe nichts wirklich nuetzliches gefunden aber dieses eine Metall Teil erinnerte mich zu sehr an Brueste... Naja :)

                                              
Auf Carnegie Station ist man ziemlich genau in der Mitte von Western Australia und ich glaube man kann nicht weiter weg von der Zivilisation sein, als hier.
 

Diese Schlange im Glas ist eine Death Adder. John, der auf Carnegie lebt, hat sie die vorige Nacht neben seinem Bett gefunden. Ich weiss zwar nicht viel ueber Schlangen, aber ich glaube der Namensteil "Death" heisst, dass sie vielleicht eventuell ein bisschen gefaehrlich sein koennte.


Ab und zu findet man selbst in Australien auch mal harmlose, beutellose Tiere. An einem Wasserloch auf dem Rueckweg hielten wir an, weil Clarrie eine kleine Schildkroete entdeckt hat.Colin, mutig wie er ist, zieht sich aus, springt rein und schnappt sich die Schildkroete. Warum er seine Jeans nicht ausgezogen hat? "It's nice and cool for the drive back." ...



Die arme kleine Schildkroete musste dann eine hubbelige Rueckfahrt in einem Billy Can (Blechdose, in der man normalerweise Wasser ueber einem Feuer erhitzt) verbringen und wird jetzt als Haustier in einem Wasserloch nahe des Glenayle Homesteads gehalten.

Andere Tiere, die unseren Weg kreuzten, hatten nicht so viel Glueck. Eine Herde wilder Esel war ein Grund, warum Nathan schlagartig bremste, sein Gewehr schnappt und aus dem Auto sprang. Beine und Rueckenfleisch abgeschnitten und auf den Anhaenger geworfen ging's weiter. Das andere Mal waren es Kaenguruhs und eines musste Ade sagen. Das landete allerdings nicht auf dem Anhaenger sondern gab der "Roo Bar" eine fuer mich neue Bedeutung.

Man stecke ein Bein des Kaenguruhs durch das andere und wickelt es um die Roo Bar. Der Fahrtwind haelt es kuehl und laesst den Fliegen keine Chance. Und ich dachte immer, die Bull Bar heisst Roo Bar, weil es dein Auto beschuetzt, wenn du gegen Roos (KaengaROO) faehrst und nicht weil du geschossene Kaenguruhs dran festbinden kannst...

(Aus U18 Gruenden lasse ich das Foto der anderen Haelfte des Kaenguruhs weg, aber emaile es gerne zu euch auf Bestellung. Biologisch sehr interessant zu sehen, wie Kaenguruh Innereien aussehen.)



Das Highlight des Tages war jedoch die wortwoertliche Spritztour mit Colins Boot. 20 km vom Haus entfernt ist eine Claypen (eine Flaeche mit sehr dichtem Boden, so dass es Regenwasser wunderbar haelt und einen See bildet), also laedt Colin das Boot auf den Trailer und los gehts da hin!







Rain rain go away...

... please come back another day.

Ich haette ja nie gedacht, dass ich das mal sagen wuerde hier in Meeka, wo alles so trocken ist und jede Pflanze und jeder Busch, wenn nicht schon vertrocknet, nach einem Tropfen Wasser durstet. Aber der Regen, den wir bisher hatten, war sensationell und an einem Abend ein bisschen zu viel.

Die Gesamtmenge an Regen im Jahr 2010 war 120mm. Bis zum heutigen Tage (19. Maerz) hatten wir dieses Jahr schon 192mm Regen. Und 100mm davon kamen innerhalb von 5 Stunden :)

Bisher habe ich Gewitter immer geliebt und Angst vor Gewittern kannte ich nicht. (Meine Eltern koennen sich vielleicht noch daran erinnern, wie sie Kim und mich eines Sommersabends im ganzen Ort gesucht haben, waehrend wir doch einfach nur so viel Spass hatten, uns waehrend eines Gewitters in den grossen Pfuetzen auf dem Rewe Parkplatz zu suhlen...) Aber wenn du auf einer flachen Ebene wohnst, dich sicher fuehlst, da ja am anderen Ende des Ortes ein grosser Metall Empfangsturm ist, in den der Blitz ja garantiert einschlagen wuerde, und du dann siehst/hoerst/fuehlst, wie der Blitz drei Strassen weiter in den Camping Platz einschlaegt, dann wird dir schon etwas mulmig :) Blitzableiter? Gibt's hier nicht. Regendichte, gut isolierte Haeuser? Mangelware. Blitze, die den Boden schuetteln, wenn sie einschlagen und so laut knallen dass du hoch in die Luft springst vor Schreck? Ganz viele und etwa alle Minute einer :) Huiii das war interessant... Pete war immer noch bei der Arbeit und sagte mir, dass er wohl ziemlich spaet nach Hause kommen wuerde, da der Shop bei Regen gerne mal ein bisschen nass wird. Unter dem Vorwand "Ich kann ja nicht zu Hause sitzen waehrend du hier arbeitest." bin ich runter zum Shop gefahren. Mein richtiges Motiv war aber "Aaah ich habe Angst, Pete beschuetz mich vor den dollen Blitzen!!" :D


Im Shop wurden meine Gedanken sehr schnell von den Blitzen abgelenkt, denn ich platschte durch 3cm Wasser.


Regenrinnen? Quatsch, braucht man ja nicht. Ach, das Wasser laeuft dann vom Dach die Seite runter und sickert in den Shop? Ups...


Zum Glueck sind die Aussies ja alle sehr hilfbereit und schnell hatten wir eine Manschaft von vier Personen da, die alle zusammen mit Besen das Wasser aus der Tuer herausschoben. Es klappt unwahrscheinlich gut!
Mit dem "Wookie" (die Maschine, die Pete morgens durch die Gaenge schiebt, um den Boden zu waschen. Immer wenn man sie um die Ecke schiebt, macht sie "wook wook wook", daher der Name..) saugte Pete Liter um Liter Wasser auf und eeeendlich um halb 11 oder so, war der Shop dann halbwegs trocken und wir konnten nach Hause gehen und ins Bett fallen.

Am naechsten Morgen konnte man dann das Ausmass des Regens erst richtig sehen. Die kleine Bruecke, die ueber den Creek (Bach) zum Krankenhaus und zur Schule fuehrt, war total ueberschwemmt. Gut dass wir in der Nacht keine Krankenwagen Notfaelle hatten, denn wir haetten sonst ein Boot organisieren muessen!
Die Strasse zum Sportplatz, die auch an dem Creek vorbei fuehrt, war selbst ein Fluss. Ziemlich alle Strassen im Bezirk (wie schon gesagt, so gross wie ganz Norddeutschland zusammen) mussten gesperrt werden. Wochenlang waren Leute in kleinen Gemeinschaften im Bush gefangen und konnten nicht rein oder raus. Ein Helikopter musste sogar Nahrungsmittel zu einer kleinen Gemeinschaft ausfliegen. Die Strassen sind immer noch ziemlich beschaedigt, aber immerhin groesstenteils wieder offen fuer Verkehr.

Und die Landschaft ist GRUEN!! Es ist unglaublich was ein bisschen (oder ein bisschen mehr..) Regen tun kann! Und es ist noch viel unglaublicher, dass die Samen der Pflanzen Jahrelang im trockenen Boden ueberleben koennen um dann ploetzlich zu spriessen. Die Baeume sind gruen und bluehen (kleine gelbe Blueten an manchen Baeumen), ueberall waechst etwas (groesstenteils Straeucher und anderes Gestruepp) und sogar unser Garten sah gruen aus! Die Menge an Unkraut haette man fast maehen koennen :D

Anscheinend hat es ja doch Vorteile, am Hintern der Welt zu leben, am Rande der Wueste, denn waehrend die paradisischen Orte im Norden von cyclones (Orkanen) zerpflueckt werden, kriegen wir ein bisschen Regen ab. Erdbeben gibts hier nicht, Tsunamis koennen 500 Kilometer Inland keinen Schaden anrichten und unser Flugplatz wird hoechst wahrscheinlich auch nie einen Winter wie Heathrow erleben. Es ist zwar heiss im Sommer und die Fliegen treiben dich in den Wahnsinn, aber wenn das das Schlimmste an diesem Ort ist, dann ist es ein ziemlich gutes Plaetzchen finde ich.


06.02.2011

Einen roten Apfel bitte

Ich liebe den Job beim Shire! Jetzt nach zwei Wochen fleissiger Arbeit habe ich einen guten Einblick in den Job bekommen und, man glaubt es kaum, ich freue mich schon, morgen wieder zur Arbeit zu gehen! Auch wenn dieser Buero Job mal 180 Grad anders als der Stationhand Job auf Glen-Ayle ist, bringt es mir doch sehr viel Spass. Ich habe es zwar geliebt, in einem verstaubten Workshirt mit Dreck auf meinen Stiefeln und meinem Akubra Hut mit einem roedeligen 4WD (Four Wheel Drive, Allradantrieb Auto) durch den wilden Bush Australiens zu fahren und Windmuehlen zu reparieren, aber ich geniesse auch den Business-Look mit huebschen Schuhen, einer schoenen Bluse und einem ordentlichen Rock in einem schoen klimatisierten Buero ohne Fliegen.

Meine Kollegen sind alle super lieb, ich mag sie wirklich alle sehr gern. Krys trinkt gerne gruenen Tee, die anderen Kaffee mit Milch. Fettarm. Drei mal links umruehren, einmal rechts. Roy mag Shapes aber nicht die mit Pizza Geschmack. Und Krys isst jeden Tag einen roten Apfel.

Neben Milch einkaufen und die Vorlieben meiner Kollegen lernen arbeite ich aber auch durchaus! ;) Ich bin verantwortlich fuer die Buecherei, das heisst, ich halte sie ordentlich, sortiere Buecher, suche verschwundene DVDs, verleihe Buecher und sortiere sie zurueck ins Regal und mache den monatlichen Buecher Austausch mit der State Library of Western Australia in Perth. Und fuer alles gibt es eine Excel Tabelle oder ein Stueck Papier oder eine Form, die ausgefuellt werden darf. Und ich dachte immer, Deutschland waere der einzige Staat mit einem Buerokratie Problem ;)
Ich vermiete das Vereinsheim und den Gemeindebus und die Festhalle. Ich registriere Hunde und vergebe Schluessel fuer das Schwimmbad und das Fitnesscenter. Ich verkaufe Touristen Artikel ueber den Schalter und organisiere die Besucher Ecke mit all den Broschueren und Flyern. Ich bekomme die Updates fuer die Strassen und informiere Leute ueber den Status der Strassen, ob sie nach dem letzten Regen unpassierbar oder frei fuer Verkehr sind ("What's the road like to Burringurrah?" ... "Umm, just hold the line for a second please, I gotta check. ... Psst, Bec, where the hell is 'Burringurrah?' Ah up the Landor road? Is that still in our Shire or in the Shire of Upper Gascoyne? Oh I gotta ring the Shire of Upper Gascoyne? ... Are you there? Thanks for holding. I'd have to check with the Shire of Upper Gascoyne. If you just give me your number and I'll call you back in a minute. Thanks! ... Hi it's Svenja from the Shire of Meekatharra, how you going? How's the road like from Meeka to Burringurrah? Oh all the roads in your Shire are closed due to rain? For 3 weeks? No worries thanks a lot, bye. ... Hi, it's Svenja from the Shire here, sorry all the roads in the Shire of Upper Gascoyne are closed down due to rain at least for another couple of weeks, sorry 'bout that. Yeah you're welcome, bye!" ... Ah, wo war ich stehen geblieben? Ach ja, ich wollte ein paar Buecher bestellen. *Ring Ring* "Good Morning, Shire of Meekatharra, Svenja is speaking" - "Hi what's the road like out to Lingin Mine?" - "The what Mine, sorry?" - "The Mingin Mine." - "Just hold the line a sec please, I gotta aks. ... Psst Bec, where abouts is the 'Mingin or Lingin Mine..??" .... und so weiter und so fort :) Ich lerne also eine Menge ueber Orte und Minen und Strassen und Plaetze in und um Meeka und fange sogar langsam an manchmal ohne Bec's Hilfe etwas beantworten zu koennen ;)

Ja ich komme langsam in eine Routine und fange an zu wissen, wie der Laden laeuft. Morgens Tueren aufschliessen, Licht an, Klimaanlage an, Schluessel fuer den Tresor holen, Kasse rausholen, Computer anmachen, Programme starten, Post fertig machen, zum Postamt laufen (oder die 300 Meter in dem klimatisierten Firmenwagen fahren. Eigentlich laecherlich, aber praktisch, wenn man grosse schwere Pakete abholen muss ;)), bei Farmer Jacks vorbei laufen, einen roten Apfel kaufen, Post aufmachen und abstempeln (ich liebe Stempel! Und ich habe Stempel fuer alles moegliche! Vielleicht bekommt ihr bald mal eine Postkarte mit "Shire of Meekatharra"  drauf ;)), dem Boss geben, Cheques kassieren, alles moegliche andere kassieren, Emails beantworten und weiterleiten und und und und und. Es wird nie langweilig!

Und oben drauf wird alles noch mit einem guten Lohn bezahlt. Natuerlich nicht fantastisch hoch, aber fuer meine ungelernten Verhaeltnisse und meinen super super guenstigen Lebensstandard ist es klasse! Und das heisst nicht, dass ich billig lebe, haha, nein. Ich finde es ganz nett in einem Haus zu leben mit meinem lieben Pete, wir haben alles was wir brauchen und bezahlen nen Appel und n Ei fuer das. Natuerlich wird sich das aendern, sobald wir unser eigenes Haus kaufen, aber selbst das kann man in Meeka fast bar bezahlen. An der Kueste oder in schoenen Orten ist das natuerlich eine ganz andere Nummer, da geht's dann schon ordentlich in's Geld. Jaja, aber jetzt haben wir schoen die Moeglichkeit, Geld zu sparen fuer Haus, Hochzeit, Reisen und Zukunft und gleichzeitig jeden Tag zusammen zu geniessen.

Ganz ehrlich? Mein Leben hier koennte gerade nicht besser sein! Mir gehts super gut :)

21.01.2011

Meekatharra - a place of lotsa water... sorta...

Da sind wir wieder in hot'n'dusty Meekatown! :) Es graute mir ja schon lange vor dem ploetzlichen Wechsel von Winter auf Sommer. Von -5 Grad auf +45 Grad. Sonja sagte "joa hab ich auch schonmal gemacht. Du schwitzt fuer ein paar Tage ordentlich und dann haste dich dran gewoehnt" ... na dann ... Welcome home to Meeka, ach uebrigens, eure Klimanlage im Haus ist kaputt, sagt Ben. Ihr muesst leider schwitzen. Ach, das Loch in der Decke? Ja, das war vom Regen im Dezember. Ist durchs Dach gekommen und hat die Decke eingeweicht. Die Spachtelmasse auf dem Teppich in eurem Schlafzimmer? Umm, ja ich war betrunken und hab irgendwie aus Versehen meine Hand durch die Wand gesteckt als ich in eurem Schlafzimmer geschlafen habe. Beim Spachteln ist's dann auf den Teppich getropft. Ben muss man einfach lieb haben :D Von dem schoenen gemeinsamen Nach Hause Kommen, wie wir es uns so lange gewuenscht haben, war nicht mehr viel uebrig, schwitzend und fertig von der langen Reise hatten wir gar nicht mehr genug Nerven, um uns gross aufzuregen. Uebernaechsten Tag kommt Pete zu mir "Svenja, hast du gestern Abend das Tor geschlossen?" - "Ja, wieso?" - "Bei mir wurde in's Auto eingebrochen."

 Seitenscheibe zerschmissen, CD Sammlung geklaut. Nun bestand kein Zweifel mehr daran, dass wir wieder zurueck in unserem geliebten Meekatharra waren :) Die Polizei wurde nur gerufen, um eine Nummer fuer die Versicherung zu erhalten und nicht um irgendwelche Taeter ausfindig zu machen (hoechst wahrscheinlich waren es sowieso schwarze Kids, die nichts zu tun haben und aus Langeweile solche Straftaten begehen. Und da sie noch nicht strafbar sind und auch die Eltern sich nicht scheren, macht es keinen Sinn, zu viel Zeit in solche Investigationen zu stecken... Und das ist nicht rassistisch sondern einfach nur die Realitaet in Orten wie Meeka..) Nun hat Pete eine neue Scheibe und folgt den Ratschlaegen die besagen "nicht das Auto abschliessen, sondern einfach auflassen. Die Kids machen die Tuer auf, sitzen im Auto, schauen ob sie was finden und gehen dann wieder. Meistens schliessen sie sogar die Tuer wieder hinter sich." Sobald man die Tuer abschliesst, wird einem die Scheibe eingeschlagen. Manche lassen auch einfach die Fenster unten. Nur in Meekatharra gibt's sowas ...!

Nachdem wir aber unsere unschoenen Willkommensgruesse verdaut hatten, konnte Pete sich wieder der Arbeit und ich mich der schoenen gruenen Natur widmen. Gruen? Meeka? Welche Drogen nimmst du bitte? Aber nein, es stimmt! Waehrend wir weg waren hat es im Dezember ordentlich geregnet (100 mm, was etwa die Haelfte des Jahres Total ist) und in den folgenden Wochen gab es immer mal ein paar Millimeter Regen, so dass tatsaechlich etwas gruen gedeihen konnte! Ab und zu in der rost braunen Buschlandschaft sieht man einen knall knackig gruenen Baum und dort, wo sich Wasser sammelt, waechst Gras in rauhen Mengen! (In rauhen Mengen fuer Meeka Verhaeltnisse versteht sich.) Sogar die kleinen dicken Kaelber von Sherwood, die den Pferden immer ihr Futter weggefressen haben, sind jetzt in die Wildnis entlassen, weil es dort Gras gibt.

Sonja nahm mich mit zum Long Pool (Achtung! Geniale Australische Namensgebung mal wieder!), der etwa 12km noerdlich von Meeka gelegen ist. Es ist ein natuerliches Wasserloch, in dem sich der Regen sammelt, wenn es denn mal regnet. Es ist zwar nur etwa Knie tief aber zum Plantschen und Abkuehlen und zum Sonnenbrand-kriegen reicht es allemal :) Und man kommt sogar mit der heimischen Fauna in Beruehrung, denn man kommt nicht drum herum von neugierigen Kaulquappen und Froeschen angenuckelt zu werden. Lustiges Gefuehl.

Ja und so bin ich wieder zu Hause in meinem geliebten Ort und freue mich, hier ein Leben aufzubauen. Ich habe den Job beim Shire (Rathaus? Amt? Lokale Regierung, die fuer den gesamten Bezirk Meeka verantwortlich ist. Etwa 100.000 km2 ... ganz Deutschland hat 350.000 km2, nur um's zu vergleichen :) ) als Customer Service Officer. Was genau dort auf mich zukommt, werde ich ab naechsten Montag sehen :)

"Welcome home"

Ich bin wieder in Australien, woohooo :)

Die Nervoesitaet kam doch auf, als ich dann endlich am Perth Airport  in der Schlange stand um den wertvollen Stempel in meinen Reisepass gestempelt zu kriegen. Was ist, wenn sie nachfragen? Was ist, wenn sie die benoetigten 5000 Australischen Dollar sehen wollen, um sicherzugehen, dass ich das Land auch wieder verlassen kann und werde? Ich habe doch meine Kontoauszuege gar nicht ausgedruckt! Und so ganz genau 5000 AUD habe ich auch gar nicht... Letztes Mal haben sie nicht gefragt, weil ich den Rueckflug schon gebucht habe. Diesmal habe ich aber noch keinen! Sie werden bestimmt fragen! Und dann kann ich es nicht vorweisen und sie schicken mich zurueck nach Deutschland, neeeeiiinnn!! "Welcome home" sagt der freundliche Mann hinter dem Schalter und drueckt den Stempel in meinen Reisepass. "..Aeehh sorry?" - "You've been here before, haven't ya? Welcome home to Australia!" =) ihr koennt euch die Erleichterung nicht vorstellen! Da war ich, mit einem Visum ausgestattet und alle Sorgen waren unbegruendet gewesen, wie doch so oft im Leben.

Perth begruesste Pete und mich mit schoenen 28 Grad und blauem Himmel, wunderschoen :) Die australische Luft, die Palmen, der Linksverkehr, der australische Akzent, die Voegel, die Ampeln, ... Es fuehlte sich alles so bekannt an und so "zu Hause". Ich verglich alles mit letztem Jahr, als ich das erste Mal nach Australien gekommen bin. Es scheint Jahre zurueck zu liegen. Damals. Als ich noch die Svenja war, die gerade erst ihr Abi gemacht hat, fuer ein Jahr Australien bereisen und dann in Europa studieren wollte. Jetzt. Die Svenja, die zwar nur anderthalb Jahre aelter ist, aber auf einmal einen Mann an ihrer Seite, einen Ring am Finger, Immigrationsplaene fuer Australien und so viel mehr Selbstbewusstsein hat. Irre, was in so kurzer Zeit passieren kann. Davon haette ich letztes Mal, als ich in Perth ankam, niemals getraeumt! Damals bin ich mit grossen Augen durch Perth gelaufen, habe mich ueber die komischen Ampelgeraeusche gewundert und kleine erste Schritte auf diesem grossen Kontinent gemacht. Jetzt bewege ich mich durch dieses Land als haette ich hier schon ewig gelebt. ... Es ist eigentlich ein bisschen schade, dass man die touristische oder auch kindische Neugier, die einem die Augen offen haelt, so schnell ablegt. Jetzt laufe ich durch die Strassen und denke "hier war ich schonmal, kenn ich schon, brauch ich nicht anzugucken", dabei gibt es doch noch so vieles zu entdecken! Aber ich denke das ist menschlich. Ganz ehrlich: wie oft klettert ihr in Kiel auf das Laboer Ehrenmal? Wann wart ihr das letzte Mal im Schifffahrtsmuseum? Wo ist das Touristenbuero in Kiel? Und was sind die Sehenswuerdigkeiten in Hamburg? Wart ihr auch schon mal da, aus eigenem Interesse? Es ist dieses Phaenomen "Oh ich bin an einem neuen Ort, Augen auf!", das sehr schnell zu "war ich schon, kenn ich schon" wird. Also versuche ich, trotz meines schoenen Heimatsgefuehl fuer Australien die Augen offen zu halten, denn "The real voyage of discovery lies not in seeking new landscapes but in seeing with new eyes."

18.01.2011

Hong Kong - die Stadt der tausend Gerueche

Jaja, ich weiss, Hong Kong gehoert nicht zu Australien und somit eigentlich auch nicht in diesen Blog, aber es war nun mal unser Stopover auf dem Weg nach Australien und von daher dachte ich, erzaehl ich auch ein bisschen ueber diese Stadt.

Zuerst war ich beeindruckt von der Ordentlichkeit und der vielen Natur, als ich  auf dem Weg in die Stadt trotz Muedigkeit meine Nase am Fenster des Busses plattdrueckte um irgendwo im Gebuesch einen wilden Panda zu sehen, haha. Schliesslich waren wir ja in China, sagte ich mir! Oder zumindest in einem Territorium von China. So ganz genau weiss glaub ich keiner, zu was Hong Kong eigentlich gehoert. Es war 99 Jahre lang unter Britischer Herrschaft, also teil des Commonwealth. Beziehungsweise es war nicht ganz direkt eine Kolonie der englischen Krone, sondern nur von China "geleast", was das genau heissen soll, konnte ich aus dem chinesischen Akzent unserer Fremdenfuehrerin nicht heraushoeren. Dann nach 99 Jahren, im Jahre 1997, war der Vertrag abgelaufen und Hong Kong ging zurueck an China. Denkt man. Aber trotzdem gibt es Grenzkontrolle zwischen Hong Kong und dem Mainland China, mit Visum und allem drum und dran. Also doch nicht so ganz China. Und dann, um mich total zu verwirren, habe ich mir sagen lassen, dass die Queen in der Hong Kongschen Regierung immer noch ein bisschen das Sagen hat. Voila, ein ganzer Absatz ueber die Geschichte und das System Hong Kongs und ihr seid trotzdem noch nicht schlauer :) Vielleicht sollte ich anfangen, nur ueber Dinge zu schreiben, ueber die ich auch etwas weiss.

Also kommen wir zur Stadt Hong Kong. Der Name "Hong Kong" wurde eigentlich von chinesischen Fischern erfunden und es heisst so viel wie "gut riechender Hafen". Dann kamen die Briten, bauten viele Hochhaeuser, brachten Autos und Maschinen und jetzt riechts nicht mehr so gut! Es ist tatsaechlich ein Abenteuer, durch die Hochhausschluchten Hong Kongs zu laufen. Abgase, Urin, komisches Essen, Vogelgrippe, Schweiss und viele viele Gerueche mehr, die mir ein bisschen den Atem nahmen. Zum Glueck haben wir Menschen ja keinen uebernatuerlich gut ausgepraegten Geruchssinn, denn sonst waere es dort wirklich unausstehlich. Der eine Hund (ja ich habe nur 1 Hund gesehen) tat mir Leid. Also entweder essen Chinesen tatsaechlich Hunde oder alle Hunde sind an Atemwegsvergiftungen oder Nasenschleimhautveraetzungen gestorben.

Nun abgesehen von Smog, der in einer 7 Mio Leute Stadt mit mehr Wolkenkratzern als New York ja vorraussehbar war, einigen merkwuerdigen Haenchenschenkeln, die nach Fisch schmeckten, und vielen, kleinen, unfreundlichen Chinesen (typisch Stadt eben), hat mir Hong Kong aber gefallen! Ich muss ehrlich zugeben, dass wir uns nicht so sehr in die chinesische Kultur gestuerzt haben... "Oh guck mal! Starbucks! Was wollen wir heut zu abend essen? Oh guck mal, Burger King. Oh lecker, schau mal, ein Italienisches Restaurant!" ... aber zu unserer Verteidigung ist zu sagen, dass es schwierig ist, in ein Lokal zu gehen, wo man nicht mal die Karte lesen kann. Und wenn der Kellner dann kein Englisch spricht, wie soll man dann etwas bestellen? Hence Starbucks and Burger King ;)



Der Verkehr in Hong Kong ist verrueckt! Gluecklicherweise sassen wir ja in einem Bus, der uns vom Flughafen zum Hotel brachte, d.h. wir sind die staerkeren und wuerden einen Unfall ueberleben. Das scheinen die kleinen rot-weissen Taxis aber auch zu denken! Wenn sich 6 Fahrzeuge auf 4 Spuren quetschen und nach dem Motto "ich fahr zuerst - ich hab Recht" Spuren wechseln, wirds doch recht interessant! Wie oft hab ich gedacht "Neeeeiiin, das passt doch niemals!!" aber irgendwie hat es immer gepasst! Das Interessanteste bei all dem aber: die Fahrer haben sich nicht aufgeregt! Sehr selten hupen sie und so gut wie gar kein Fluchen und Beschimpfen am Steuerrad, so wie es die Deutschen gerne machen. Wir lernen: Verkehr ist alles eine Sache der Uebung und man muss sich NICHT aufregen! Keep cool.

Die oeffentlichen Verkehrsmittel sind typisch Grossstadt. Man hat ja nun mal keinen Platz, also baut man in die Hoehe. Alle Busse und Strassenbahn sind kurz und hoch. Praktisch. Umgerechnet kostet eine Fahrt etwa 20 cent. Allerdings gilt dort ein erhoehtes Risiko von Vogelgrippe, wie die vielen Leute mit Mundschutz bezeugen. Ich bin ja eigentlich eine nette Person, aber ich konnte es mir doch nicht verkneifen, neben diesen Leuten ploetzlich anfangen fies zu husten, hoehoe.

Pete sagte mir, auf der ganzen Insel gaebe es nur 13 Einstoeckige Haeuser. Das sagte er im gleichen Satz wie "Und die Polizei auf dem Flughafen laeuft mit Maschinengewehren herum", also glaubte ich es ihm nicht. Stimmt aber!



Was ich in Hong Kong mochte, war der Kontrast zwischen chinesischem Fischerdorf und westlicher Grossstadt. Kleine Fischerboote im Hafen vor der Kulisse riesiger Wolkenkratzer. Kleine nette Lebensmittelmaerkte mit knackigem Gemuese und noch zappelndem Fisch neben riesigen, modernen Einkaufszentren. Kleine, gebeugte, alte chinesische Frauen in Lumpen neben hochgewachsenen westlichen Geschaeftsleuten in Anzug und Hemd. Moderne BMW, Mercedes und Porsche neben dem Mann, der auf einer Karre Muellsaecke sammelt. (Ich habe bis heute nicht herausgefunden, ob HongKongs Muellabfuhr tatsaechlich nur aus handgeschobenen Karren besteht, oder sie doch irgendwo LKW haben.)
Das beeindruckendste in meinen Augen waren allerdings die Baugerueste. Aus Bambus. Zusammengehalten mit Kabelbinder-aehnlichen-Dingern. Wolkenkratzer ummanteln die Chinesen mit Geruesten aus Bambus, der schlicht mit Kabelbindern zusammengehalten ist! Haushoch! Irre. Dann dachte ich mir aber "naja, das benutzen sie wahrscheinlich schon seit Jahrtausenden. Und wir vertrauen unseren Metallstangen. Deren Technik ist wahrscheinlich sogar besser erprobt!"
Sehr beeindruckend!

Wir machten eine 5 Stuendige Tour um die Insel, sahen Buchten, Straende, Maerkte und sehr sehr teure Privat Residenzen, darunter auch Jackie Chans Haus :) 1 Quadratmeter in Hong Kong ist allerdings sehr sehr teuer (ich habe die Zahl vergessen, ich weiss nur noch, dass es unglaublich teuer war), insofern werde ich Hong Kong nicht als Standort meiner zukuenftigen Villa nehmen, haha..
  

Ja, Hong Kong ist nett, es war gut es mal gesehen zu haben, aber nu is auch gut. ICH WILL NACH HAUSE NACH AUSTRALIEN! =)

And there we went...


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