06.02.2011

Einen roten Apfel bitte

Ich liebe den Job beim Shire! Jetzt nach zwei Wochen fleissiger Arbeit habe ich einen guten Einblick in den Job bekommen und, man glaubt es kaum, ich freue mich schon, morgen wieder zur Arbeit zu gehen! Auch wenn dieser Buero Job mal 180 Grad anders als der Stationhand Job auf Glen-Ayle ist, bringt es mir doch sehr viel Spass. Ich habe es zwar geliebt, in einem verstaubten Workshirt mit Dreck auf meinen Stiefeln und meinem Akubra Hut mit einem roedeligen 4WD (Four Wheel Drive, Allradantrieb Auto) durch den wilden Bush Australiens zu fahren und Windmuehlen zu reparieren, aber ich geniesse auch den Business-Look mit huebschen Schuhen, einer schoenen Bluse und einem ordentlichen Rock in einem schoen klimatisierten Buero ohne Fliegen.

Meine Kollegen sind alle super lieb, ich mag sie wirklich alle sehr gern. Krys trinkt gerne gruenen Tee, die anderen Kaffee mit Milch. Fettarm. Drei mal links umruehren, einmal rechts. Roy mag Shapes aber nicht die mit Pizza Geschmack. Und Krys isst jeden Tag einen roten Apfel.

Neben Milch einkaufen und die Vorlieben meiner Kollegen lernen arbeite ich aber auch durchaus! ;) Ich bin verantwortlich fuer die Buecherei, das heisst, ich halte sie ordentlich, sortiere Buecher, suche verschwundene DVDs, verleihe Buecher und sortiere sie zurueck ins Regal und mache den monatlichen Buecher Austausch mit der State Library of Western Australia in Perth. Und fuer alles gibt es eine Excel Tabelle oder ein Stueck Papier oder eine Form, die ausgefuellt werden darf. Und ich dachte immer, Deutschland waere der einzige Staat mit einem Buerokratie Problem ;)
Ich vermiete das Vereinsheim und den Gemeindebus und die Festhalle. Ich registriere Hunde und vergebe Schluessel fuer das Schwimmbad und das Fitnesscenter. Ich verkaufe Touristen Artikel ueber den Schalter und organisiere die Besucher Ecke mit all den Broschueren und Flyern. Ich bekomme die Updates fuer die Strassen und informiere Leute ueber den Status der Strassen, ob sie nach dem letzten Regen unpassierbar oder frei fuer Verkehr sind ("What's the road like to Burringurrah?" ... "Umm, just hold the line for a second please, I gotta check. ... Psst, Bec, where the hell is 'Burringurrah?' Ah up the Landor road? Is that still in our Shire or in the Shire of Upper Gascoyne? Oh I gotta ring the Shire of Upper Gascoyne? ... Are you there? Thanks for holding. I'd have to check with the Shire of Upper Gascoyne. If you just give me your number and I'll call you back in a minute. Thanks! ... Hi it's Svenja from the Shire of Meekatharra, how you going? How's the road like from Meeka to Burringurrah? Oh all the roads in your Shire are closed due to rain? For 3 weeks? No worries thanks a lot, bye. ... Hi, it's Svenja from the Shire here, sorry all the roads in the Shire of Upper Gascoyne are closed down due to rain at least for another couple of weeks, sorry 'bout that. Yeah you're welcome, bye!" ... Ah, wo war ich stehen geblieben? Ach ja, ich wollte ein paar Buecher bestellen. *Ring Ring* "Good Morning, Shire of Meekatharra, Svenja is speaking" - "Hi what's the road like out to Lingin Mine?" - "The what Mine, sorry?" - "The Mingin Mine." - "Just hold the line a sec please, I gotta aks. ... Psst Bec, where abouts is the 'Mingin or Lingin Mine..??" .... und so weiter und so fort :) Ich lerne also eine Menge ueber Orte und Minen und Strassen und Plaetze in und um Meeka und fange sogar langsam an manchmal ohne Bec's Hilfe etwas beantworten zu koennen ;)

Ja ich komme langsam in eine Routine und fange an zu wissen, wie der Laden laeuft. Morgens Tueren aufschliessen, Licht an, Klimaanlage an, Schluessel fuer den Tresor holen, Kasse rausholen, Computer anmachen, Programme starten, Post fertig machen, zum Postamt laufen (oder die 300 Meter in dem klimatisierten Firmenwagen fahren. Eigentlich laecherlich, aber praktisch, wenn man grosse schwere Pakete abholen muss ;)), bei Farmer Jacks vorbei laufen, einen roten Apfel kaufen, Post aufmachen und abstempeln (ich liebe Stempel! Und ich habe Stempel fuer alles moegliche! Vielleicht bekommt ihr bald mal eine Postkarte mit "Shire of Meekatharra"  drauf ;)), dem Boss geben, Cheques kassieren, alles moegliche andere kassieren, Emails beantworten und weiterleiten und und und und und. Es wird nie langweilig!

Und oben drauf wird alles noch mit einem guten Lohn bezahlt. Natuerlich nicht fantastisch hoch, aber fuer meine ungelernten Verhaeltnisse und meinen super super guenstigen Lebensstandard ist es klasse! Und das heisst nicht, dass ich billig lebe, haha, nein. Ich finde es ganz nett in einem Haus zu leben mit meinem lieben Pete, wir haben alles was wir brauchen und bezahlen nen Appel und n Ei fuer das. Natuerlich wird sich das aendern, sobald wir unser eigenes Haus kaufen, aber selbst das kann man in Meeka fast bar bezahlen. An der Kueste oder in schoenen Orten ist das natuerlich eine ganz andere Nummer, da geht's dann schon ordentlich in's Geld. Jaja, aber jetzt haben wir schoen die Moeglichkeit, Geld zu sparen fuer Haus, Hochzeit, Reisen und Zukunft und gleichzeitig jeden Tag zusammen zu geniessen.

Ganz ehrlich? Mein Leben hier koennte gerade nicht besser sein! Mir gehts super gut :)

21.01.2011

Meekatharra - a place of lotsa water... sorta...

Da sind wir wieder in hot'n'dusty Meekatown! :) Es graute mir ja schon lange vor dem ploetzlichen Wechsel von Winter auf Sommer. Von -5 Grad auf +45 Grad. Sonja sagte "joa hab ich auch schonmal gemacht. Du schwitzt fuer ein paar Tage ordentlich und dann haste dich dran gewoehnt" ... na dann ... Welcome home to Meeka, ach uebrigens, eure Klimanlage im Haus ist kaputt, sagt Ben. Ihr muesst leider schwitzen. Ach, das Loch in der Decke? Ja, das war vom Regen im Dezember. Ist durchs Dach gekommen und hat die Decke eingeweicht. Die Spachtelmasse auf dem Teppich in eurem Schlafzimmer? Umm, ja ich war betrunken und hab irgendwie aus Versehen meine Hand durch die Wand gesteckt als ich in eurem Schlafzimmer geschlafen habe. Beim Spachteln ist's dann auf den Teppich getropft. Ben muss man einfach lieb haben :D Von dem schoenen gemeinsamen Nach Hause Kommen, wie wir es uns so lange gewuenscht haben, war nicht mehr viel uebrig, schwitzend und fertig von der langen Reise hatten wir gar nicht mehr genug Nerven, um uns gross aufzuregen. Uebernaechsten Tag kommt Pete zu mir "Svenja, hast du gestern Abend das Tor geschlossen?" - "Ja, wieso?" - "Bei mir wurde in's Auto eingebrochen."

 Seitenscheibe zerschmissen, CD Sammlung geklaut. Nun bestand kein Zweifel mehr daran, dass wir wieder zurueck in unserem geliebten Meekatharra waren :) Die Polizei wurde nur gerufen, um eine Nummer fuer die Versicherung zu erhalten und nicht um irgendwelche Taeter ausfindig zu machen (hoechst wahrscheinlich waren es sowieso schwarze Kids, die nichts zu tun haben und aus Langeweile solche Straftaten begehen. Und da sie noch nicht strafbar sind und auch die Eltern sich nicht scheren, macht es keinen Sinn, zu viel Zeit in solche Investigationen zu stecken... Und das ist nicht rassistisch sondern einfach nur die Realitaet in Orten wie Meeka..) Nun hat Pete eine neue Scheibe und folgt den Ratschlaegen die besagen "nicht das Auto abschliessen, sondern einfach auflassen. Die Kids machen die Tuer auf, sitzen im Auto, schauen ob sie was finden und gehen dann wieder. Meistens schliessen sie sogar die Tuer wieder hinter sich." Sobald man die Tuer abschliesst, wird einem die Scheibe eingeschlagen. Manche lassen auch einfach die Fenster unten. Nur in Meekatharra gibt's sowas ...!

Nachdem wir aber unsere unschoenen Willkommensgruesse verdaut hatten, konnte Pete sich wieder der Arbeit und ich mich der schoenen gruenen Natur widmen. Gruen? Meeka? Welche Drogen nimmst du bitte? Aber nein, es stimmt! Waehrend wir weg waren hat es im Dezember ordentlich geregnet (100 mm, was etwa die Haelfte des Jahres Total ist) und in den folgenden Wochen gab es immer mal ein paar Millimeter Regen, so dass tatsaechlich etwas gruen gedeihen konnte! Ab und zu in der rost braunen Buschlandschaft sieht man einen knall knackig gruenen Baum und dort, wo sich Wasser sammelt, waechst Gras in rauhen Mengen! (In rauhen Mengen fuer Meeka Verhaeltnisse versteht sich.) Sogar die kleinen dicken Kaelber von Sherwood, die den Pferden immer ihr Futter weggefressen haben, sind jetzt in die Wildnis entlassen, weil es dort Gras gibt.

Sonja nahm mich mit zum Long Pool (Achtung! Geniale Australische Namensgebung mal wieder!), der etwa 12km noerdlich von Meeka gelegen ist. Es ist ein natuerliches Wasserloch, in dem sich der Regen sammelt, wenn es denn mal regnet. Es ist zwar nur etwa Knie tief aber zum Plantschen und Abkuehlen und zum Sonnenbrand-kriegen reicht es allemal :) Und man kommt sogar mit der heimischen Fauna in Beruehrung, denn man kommt nicht drum herum von neugierigen Kaulquappen und Froeschen angenuckelt zu werden. Lustiges Gefuehl.

Ja und so bin ich wieder zu Hause in meinem geliebten Ort und freue mich, hier ein Leben aufzubauen. Ich habe den Job beim Shire (Rathaus? Amt? Lokale Regierung, die fuer den gesamten Bezirk Meeka verantwortlich ist. Etwa 100.000 km2 ... ganz Deutschland hat 350.000 km2, nur um's zu vergleichen :) ) als Customer Service Officer. Was genau dort auf mich zukommt, werde ich ab naechsten Montag sehen :)

"Welcome home"

Ich bin wieder in Australien, woohooo :)

Die Nervoesitaet kam doch auf, als ich dann endlich am Perth Airport  in der Schlange stand um den wertvollen Stempel in meinen Reisepass gestempelt zu kriegen. Was ist, wenn sie nachfragen? Was ist, wenn sie die benoetigten 5000 Australischen Dollar sehen wollen, um sicherzugehen, dass ich das Land auch wieder verlassen kann und werde? Ich habe doch meine Kontoauszuege gar nicht ausgedruckt! Und so ganz genau 5000 AUD habe ich auch gar nicht... Letztes Mal haben sie nicht gefragt, weil ich den Rueckflug schon gebucht habe. Diesmal habe ich aber noch keinen! Sie werden bestimmt fragen! Und dann kann ich es nicht vorweisen und sie schicken mich zurueck nach Deutschland, neeeeiiinnn!! "Welcome home" sagt der freundliche Mann hinter dem Schalter und drueckt den Stempel in meinen Reisepass. "..Aeehh sorry?" - "You've been here before, haven't ya? Welcome home to Australia!" =) ihr koennt euch die Erleichterung nicht vorstellen! Da war ich, mit einem Visum ausgestattet und alle Sorgen waren unbegruendet gewesen, wie doch so oft im Leben.

Perth begruesste Pete und mich mit schoenen 28 Grad und blauem Himmel, wunderschoen :) Die australische Luft, die Palmen, der Linksverkehr, der australische Akzent, die Voegel, die Ampeln, ... Es fuehlte sich alles so bekannt an und so "zu Hause". Ich verglich alles mit letztem Jahr, als ich das erste Mal nach Australien gekommen bin. Es scheint Jahre zurueck zu liegen. Damals. Als ich noch die Svenja war, die gerade erst ihr Abi gemacht hat, fuer ein Jahr Australien bereisen und dann in Europa studieren wollte. Jetzt. Die Svenja, die zwar nur anderthalb Jahre aelter ist, aber auf einmal einen Mann an ihrer Seite, einen Ring am Finger, Immigrationsplaene fuer Australien und so viel mehr Selbstbewusstsein hat. Irre, was in so kurzer Zeit passieren kann. Davon haette ich letztes Mal, als ich in Perth ankam, niemals getraeumt! Damals bin ich mit grossen Augen durch Perth gelaufen, habe mich ueber die komischen Ampelgeraeusche gewundert und kleine erste Schritte auf diesem grossen Kontinent gemacht. Jetzt bewege ich mich durch dieses Land als haette ich hier schon ewig gelebt. ... Es ist eigentlich ein bisschen schade, dass man die touristische oder auch kindische Neugier, die einem die Augen offen haelt, so schnell ablegt. Jetzt laufe ich durch die Strassen und denke "hier war ich schonmal, kenn ich schon, brauch ich nicht anzugucken", dabei gibt es doch noch so vieles zu entdecken! Aber ich denke das ist menschlich. Ganz ehrlich: wie oft klettert ihr in Kiel auf das Laboer Ehrenmal? Wann wart ihr das letzte Mal im Schifffahrtsmuseum? Wo ist das Touristenbuero in Kiel? Und was sind die Sehenswuerdigkeiten in Hamburg? Wart ihr auch schon mal da, aus eigenem Interesse? Es ist dieses Phaenomen "Oh ich bin an einem neuen Ort, Augen auf!", das sehr schnell zu "war ich schon, kenn ich schon" wird. Also versuche ich, trotz meines schoenen Heimatsgefuehl fuer Australien die Augen offen zu halten, denn "The real voyage of discovery lies not in seeking new landscapes but in seeing with new eyes."

18.01.2011

Hong Kong - die Stadt der tausend Gerueche

Jaja, ich weiss, Hong Kong gehoert nicht zu Australien und somit eigentlich auch nicht in diesen Blog, aber es war nun mal unser Stopover auf dem Weg nach Australien und von daher dachte ich, erzaehl ich auch ein bisschen ueber diese Stadt.

Zuerst war ich beeindruckt von der Ordentlichkeit und der vielen Natur, als ich  auf dem Weg in die Stadt trotz Muedigkeit meine Nase am Fenster des Busses plattdrueckte um irgendwo im Gebuesch einen wilden Panda zu sehen, haha. Schliesslich waren wir ja in China, sagte ich mir! Oder zumindest in einem Territorium von China. So ganz genau weiss glaub ich keiner, zu was Hong Kong eigentlich gehoert. Es war 99 Jahre lang unter Britischer Herrschaft, also teil des Commonwealth. Beziehungsweise es war nicht ganz direkt eine Kolonie der englischen Krone, sondern nur von China "geleast", was das genau heissen soll, konnte ich aus dem chinesischen Akzent unserer Fremdenfuehrerin nicht heraushoeren. Dann nach 99 Jahren, im Jahre 1997, war der Vertrag abgelaufen und Hong Kong ging zurueck an China. Denkt man. Aber trotzdem gibt es Grenzkontrolle zwischen Hong Kong und dem Mainland China, mit Visum und allem drum und dran. Also doch nicht so ganz China. Und dann, um mich total zu verwirren, habe ich mir sagen lassen, dass die Queen in der Hong Kongschen Regierung immer noch ein bisschen das Sagen hat. Voila, ein ganzer Absatz ueber die Geschichte und das System Hong Kongs und ihr seid trotzdem noch nicht schlauer :) Vielleicht sollte ich anfangen, nur ueber Dinge zu schreiben, ueber die ich auch etwas weiss.

Also kommen wir zur Stadt Hong Kong. Der Name "Hong Kong" wurde eigentlich von chinesischen Fischern erfunden und es heisst so viel wie "gut riechender Hafen". Dann kamen die Briten, bauten viele Hochhaeuser, brachten Autos und Maschinen und jetzt riechts nicht mehr so gut! Es ist tatsaechlich ein Abenteuer, durch die Hochhausschluchten Hong Kongs zu laufen. Abgase, Urin, komisches Essen, Vogelgrippe, Schweiss und viele viele Gerueche mehr, die mir ein bisschen den Atem nahmen. Zum Glueck haben wir Menschen ja keinen uebernatuerlich gut ausgepraegten Geruchssinn, denn sonst waere es dort wirklich unausstehlich. Der eine Hund (ja ich habe nur 1 Hund gesehen) tat mir Leid. Also entweder essen Chinesen tatsaechlich Hunde oder alle Hunde sind an Atemwegsvergiftungen oder Nasenschleimhautveraetzungen gestorben.

Nun abgesehen von Smog, der in einer 7 Mio Leute Stadt mit mehr Wolkenkratzern als New York ja vorraussehbar war, einigen merkwuerdigen Haenchenschenkeln, die nach Fisch schmeckten, und vielen, kleinen, unfreundlichen Chinesen (typisch Stadt eben), hat mir Hong Kong aber gefallen! Ich muss ehrlich zugeben, dass wir uns nicht so sehr in die chinesische Kultur gestuerzt haben... "Oh guck mal! Starbucks! Was wollen wir heut zu abend essen? Oh guck mal, Burger King. Oh lecker, schau mal, ein Italienisches Restaurant!" ... aber zu unserer Verteidigung ist zu sagen, dass es schwierig ist, in ein Lokal zu gehen, wo man nicht mal die Karte lesen kann. Und wenn der Kellner dann kein Englisch spricht, wie soll man dann etwas bestellen? Hence Starbucks and Burger King ;)



Der Verkehr in Hong Kong ist verrueckt! Gluecklicherweise sassen wir ja in einem Bus, der uns vom Flughafen zum Hotel brachte, d.h. wir sind die staerkeren und wuerden einen Unfall ueberleben. Das scheinen die kleinen rot-weissen Taxis aber auch zu denken! Wenn sich 6 Fahrzeuge auf 4 Spuren quetschen und nach dem Motto "ich fahr zuerst - ich hab Recht" Spuren wechseln, wirds doch recht interessant! Wie oft hab ich gedacht "Neeeeiiin, das passt doch niemals!!" aber irgendwie hat es immer gepasst! Das Interessanteste bei all dem aber: die Fahrer haben sich nicht aufgeregt! Sehr selten hupen sie und so gut wie gar kein Fluchen und Beschimpfen am Steuerrad, so wie es die Deutschen gerne machen. Wir lernen: Verkehr ist alles eine Sache der Uebung und man muss sich NICHT aufregen! Keep cool.

Die oeffentlichen Verkehrsmittel sind typisch Grossstadt. Man hat ja nun mal keinen Platz, also baut man in die Hoehe. Alle Busse und Strassenbahn sind kurz und hoch. Praktisch. Umgerechnet kostet eine Fahrt etwa 20 cent. Allerdings gilt dort ein erhoehtes Risiko von Vogelgrippe, wie die vielen Leute mit Mundschutz bezeugen. Ich bin ja eigentlich eine nette Person, aber ich konnte es mir doch nicht verkneifen, neben diesen Leuten ploetzlich anfangen fies zu husten, hoehoe.

Pete sagte mir, auf der ganzen Insel gaebe es nur 13 Einstoeckige Haeuser. Das sagte er im gleichen Satz wie "Und die Polizei auf dem Flughafen laeuft mit Maschinengewehren herum", also glaubte ich es ihm nicht. Stimmt aber!



Was ich in Hong Kong mochte, war der Kontrast zwischen chinesischem Fischerdorf und westlicher Grossstadt. Kleine Fischerboote im Hafen vor der Kulisse riesiger Wolkenkratzer. Kleine nette Lebensmittelmaerkte mit knackigem Gemuese und noch zappelndem Fisch neben riesigen, modernen Einkaufszentren. Kleine, gebeugte, alte chinesische Frauen in Lumpen neben hochgewachsenen westlichen Geschaeftsleuten in Anzug und Hemd. Moderne BMW, Mercedes und Porsche neben dem Mann, der auf einer Karre Muellsaecke sammelt. (Ich habe bis heute nicht herausgefunden, ob HongKongs Muellabfuhr tatsaechlich nur aus handgeschobenen Karren besteht, oder sie doch irgendwo LKW haben.)
Das beeindruckendste in meinen Augen waren allerdings die Baugerueste. Aus Bambus. Zusammengehalten mit Kabelbinder-aehnlichen-Dingern. Wolkenkratzer ummanteln die Chinesen mit Geruesten aus Bambus, der schlicht mit Kabelbindern zusammengehalten ist! Haushoch! Irre. Dann dachte ich mir aber "naja, das benutzen sie wahrscheinlich schon seit Jahrtausenden. Und wir vertrauen unseren Metallstangen. Deren Technik ist wahrscheinlich sogar besser erprobt!"
Sehr beeindruckend!

Wir machten eine 5 Stuendige Tour um die Insel, sahen Buchten, Straende, Maerkte und sehr sehr teure Privat Residenzen, darunter auch Jackie Chans Haus :) 1 Quadratmeter in Hong Kong ist allerdings sehr sehr teuer (ich habe die Zahl vergessen, ich weiss nur noch, dass es unglaublich teuer war), insofern werde ich Hong Kong nicht als Standort meiner zukuenftigen Villa nehmen, haha..
  

Ja, Hong Kong ist nett, es war gut es mal gesehen zu haben, aber nu is auch gut. ICH WILL NACH HAUSE NACH AUSTRALIEN! =)

And there we went...


15.09.2010

Geschichten aus dem Leben

Nun sitze ich hier im Garten hinter'm Haus an einem wunderbaren Mittwoch Nachmittag, die Sonne scheint (wie immer), es weht eine leichte Brise, es sind geschaetzte 20 Grad - alles ist wunderbar, wie doch so haeufig in meinem Leben. Mir wird langsam bewusst, dass ich in naher Zukunft ploetzlich wieder in Deutschland sein werde. So haeufig habe ich mir vorgestellt, wie es wohl sein wird, wenn ich zurueck komme, und ich wusste genau wann dieses Ereignis stattfinden wird. Aber ploetzlich ist es so nah! Und so real! Dieses Gefuehl ist schwer zu beschreiben, aber es ist sehr sehr komisch! Deutschland wirkt wie eine andere Welt fuer mich - ein Leben, dass ich frueher mal gelebt habe. Ich habe 2 Leben momentan - dieses hier in Australien und das in Deutschland. Und beide Leben haben irgendwie nicht viel miteinander zu tun. Und wenn ich zurueck komme, dann vermischen sich die beiden Leben - und das wird komisch :) Aber auch wenn ich ein bisschen nervoes bin, ich freue mich auch TIERISCH, alle meine lieben Menschen wieder zu sehen :) Ein Jahr ist vergangen und nicht nur ich sondern natuerlich auch alle in Deutschland haben sich veraendert und weiterentwickelt. Die kleinen Babys koennen auf einmal laufen, es sind weitere 2 Babys zur Familie dazu gekommen, Freunde sind aus Kiel weg gezogen und studieren jetzt irgendwo, Haeuser haben sich veraendert und Menschen natuerlich auch. Das wird interesssant :) Ich verbitte mir Kommentare wie "Mensch, bist DU aber gross/dick geworden. Und was macht die Schule?" sondern wuensche mir, dass keiner versucht mich in mein altes Ich wieder rein zu druecken, sondern schaut und akzeptiert, wie die "neue" Svenja jetzt ist :) Keine Angst, so viel anders bin ich bestimmt auch nicht :)

In den letzten Wochen in Meekatharra habe ich mich auch nochmal veraendert und Dinge gelernt. So durfte ich zum Beispiel meine Geduld ueben und lernen, mit zu viel freier Zeit umzugehen, denn ich konnte fuer ein paar Wochen keinen Job im Shop bekommen und habe mich so mit Wii, Playstation, Fernsehen, Kochen und Lesen herum geschlagen, bis es mir zum Hals raushing. Sowohl Sonja als auch Sandy brauchten fuer eine Zeit einen Hundesitter, eine willkommene Beschaeftigung! Leider ist Sonja's Hund Bruno gestorben waehrend ich auf ihn aufpasste - wahrscheinlich das Schlimmste, was passieren kann, wenn man auf einen Hund aufpasst, der nicht der eigene ist! In Australien und vorallem in kleinen Outback Orten wie Meekatharra sind Hunde aber nicht ganz so sehr angesehen wie in Deutschland, von daher ist es auch okay, sie in einen schwarzen Muellbeutel zu stopfen, in den Kofferraum zu packen und auf dem Muellhaufen zwischen den anderen Haushaltsmuell zu werfen - ich fuehlte mich wie aus einem alten Mafia Film! Warum binden wir ihm nicht gleich einen Ziegelstein an die Fuesse und versenken ihn in 5 Mile? Oh Gott oh Gott.
Sandy's Hund Cassie konnte ich aber Gott sei Dank lebendig zurueck geben. Mit Cassie und Ben und Hannah's Hund Tillie sind Ben und ich dann mal zu 5 Mile gefahren, um die Hunde schwimmen zu lassen. Die Einfuehrung zum kalten Nass war mit einem leichten Tritt in den Hintern schnell getan - und die Hunde liebten es (nachdem der erste Schock verdaut war...)!



Auch nach Sandy's Pferden sollte ich schauen - ein Job, den ich liebte. Vorallem mit der Anweisung, dass ich so oft wie ich wollte Ginger reiten durfte, war ich sehr zufrieden :)
Nachdem ich dann lange genug unter zu viel Freizeit gelitten hatte, machte ich mir klar, dass es mir eigentlich ziemlich verdammt gut geht, wenn meine groesste Sorge doch tatsaechlich "zu viel Freizeit, immer noch genug Geld und ein guter Lebensstil" ist. Mit der Einstellung ging es mir ploetzlich viel besser :)

Neben Pferde reiten, mit Hunden spielen, Filme gucken und faulenzen lernte ich auch eine neue Sportart - Golf! Naja, es kommt darauf an, wie man "lernen" definiert... Wenn es die Bedeutung von "beherrschen" hat, dann kommt das der Wahrheit nicht so ganz nahe. Aber ich fuehle mich sehr speziell, da ich es sogar mit einem 9-Iron schaffte, den Ball flach am Boden zu halten. (Das ist sehr vergleichbar mit meiner ersten Windsurf Stunde - ich hatte es geschafft, rueckwaerts zu surfen. Ich weiss nicht wie, aber ich glaube, das koennen nicht viele!)
Nachdem Pete und ich 2 Loecher gespielt haben, fragte er mich nach meiner Punktzahl und ich fand meine Ergebnisse nicht so wirklich berauschend. Aber als er mir dann unglaeubig lachend sagte, dass man die "Windies" (wenn man den Ball nicht mal trifft) AUCH als Schlag zaehlt, da fand ich doch, dass ich ein Ehrenplatz fuer die "schlechteste Golf Spielerin aller Zeiten in allen Laendern und allen Dimensionen" verdient hatte! Ich kann euch sagen, echtes Golf und Wii Golf ist NICHT das Gleiche!
Pete zeigte mir ausserdem eine andere Sportart - Cricket. Gluecklicherweise musste/durfte ich nicht selber spielen, denn ich weiss nicht, wie viele Leute mit gebrochener Nase oder blauem Auge vom Feld gehumpelt waeren, wenn ich mit hoelzernem Schlaeger versuche, einen Ball zu treffen. Nein, zum Glueck waren es erfahrene, gute Spieler des Western Australia Police Cricket Teams (das Team, mit dem Pete im Juli auf einer England Tour war)! Um die Jungs diesen Teames spielen zu sehen, fuhren Pete und ich 7 Stunden gen Sueden nach Mukinbudin (kurz: Muka) zum Fruehlings Festival. Auf dem Weg dort hin habe ich gelernt, NICHT auf einer Dirtroad nach einer Pipi Pause zu fragen, denn das resultierte in einer Notfall Bremse von 100 km/h auf 0 km/h in ungefaehr 2 Sekunden und mit 180 Grad Drehung. Ja, Pete, es war gekonnt, ich weiss, du als ausgebildeter Krankenwagen Fahrer weisst, wie man im Notfall bremst - aber es war etwas unerwartet!! Sorry, ich muss nicht mehr Pipi, das habe ich gerade auf dem Sitz erledigt... Sehr stolz zeigte Pete mir, wie tief sich die Reifen in die Strasse reingebuddelt haben. Klasse, ich bin stolz auf dich! :)

>


Cricket ist... bestimmt spannend, wenn man selber spielt!
Ich gucke mir viel lieber Footy an! Australisches Football, ahh herrlich! Aehnlich zu amerikanischem Football (alle Aussie Footy Fans rufen jetzt "nein es ist komplett anders, die Regeln sind doch auch ganz anders", aber das kann ich leider nicht beurteilen), denn ich gucke immer nur auf die trainierten jungen Maenner mit ihren knackigen Oberschenkeln und ihren starken Armen in engen Tshirts und Shorts - und sie kaempfen miteinander! Schubsen und Tackling erlaubt! Ein bisschen wie moderne Gladiatoren. Mmhh....! Ja und die Regeln sind auch irgendwie anders oder so. ... Aber die Muskeln, ohohohohoh.... =) und die Hintern.... haaaaach... :)
Auf dem Weg nach Muka uebernachteten wir eine Nacht bei Pete's Cousine Gemma und ihrer Familie. Ihnen gehoert eine Farm mit Weizen und Schafe und einem wuuunderschoenen alten, grossen, geraeumigen Farmhaus. Ich liebe australische Farmen und Stations! Das Land ist einfach fantastisch in Australien! Und die Leute auch :) Sehr schnell fuehlte ich mich willkommen und wie Familie, die Gastfreundschaft in Australien ist spitzenmaessig, davon koennen wir uns eine Scheibe abschneiden :)
Ja, ich habe hier in Australien ein wundervolles Land gefunden, das ich liebe. Dieses Jahr in Australien hat meinen Horizont auf vielen Ebenen erweitert und ich habe ein weiteres Zuhause gefunden. Ich finde man kann mehr als nur ein Zuhause haben :) Ich habe ein Zuhause in Deutschland bei meiner Familie und wo ich geboren und aufgewachsen bin und ich habe ein Zuhause in Australien, wo ich leben und lieben will. Und ich habe viele kleine Zuhauses bei Freunden, die mich immer aufnehmen wuerden - wie wunderbar! Letztendlich ist das, was im Leben zaehlt, doch wirklich die Familie und die Freunde, die Menschen die man liebt und die einen lieben. "Absence makes the heart grow fonder" ist ein englisches Sprichwort, was so wahr ist, und so freue ich mich schon sehr, alle meine lieben Menschen in Deutschland wieder zu sehen und endlich mal wieder in den Arm nehmen zu koennen. Bis dann!

28.07.2010

Alles hat ein Ende (nur die Wurst hat zwei)

Meine Zeit auf Glenayle habe ich genossen. Und mit "geniessen" meine ich, Momente haben, die so eindrucksvoll sind, dass man fuer eine Weile mal vergisst, dass es irgendwann ein Ende hat. Momente, an die man sich noch mit 90 Jahren erinnert. Momente, die einen bewusst oder unterbewusst praegen. Momente, die das Tagebuch mit "Wow, ich hatte so einen klasse Tag heute!!!" fuellen. Und solche Momente hatte ich zu tausenden.




Nicht nur die unzaehligen, atemberaubenden Sonnenauf- und untergaenge zeigen mir, wie gut ich es doch habe, sondern viele kleine Einzelheiten in dem Alltag des Stationlebens. Ich bin Colin sehr dankbar, dass ich lernen durfte, all die Geraete zu fahren. So konnten Linda und ich zum Beispiel richtig helfen, indem sie den Truck mit dem Tipper fuhr und ich den Loader bediente, um Kies/Sand auf einen Haufen zu schieben und dann auf den Truck zu laden. Waehrenddessen arbeitete Colin mit dem Grader und machte die Strasse schoen und glatt. So im Team arbeiten und dabei nuetzlich und notwendig zu sein, bringt Spass! Durch 6 Stunden im Loader fahren hat mein Koerper jedoch das Geruckel und Gewackel in meinem Gehirn verankert und als ich im Bett lag, dachte ich, ich wuerde gleich seekrank :)


Ausser dem Loader hat Colin Linda und mir auch gezeigt, wie man Motorrad faehrt. Zu schade, dass er das kleine blaue nicht anbekommen hat, so mussten wir die gelbe Suzuki (650cc) nehmen. Dadurch hatte ich dann die Moeglichkeit, auf der alten Landebahn auf 70km/h zu beschleunigen, sobald ich gelernt hatte, wie man schaltet. Man, bringt das Spass! (Nicht hingucken, Mama, ich hatte keinen Helm auf...)

Und vom kleinsten Geraet, dem Motorrad, geht's dann naechsten Tag gleich in's groesste Geraet, dem Truck. Doppel-kuppeln, gesplittete Gaenge, 10t Anhaenger. Beruhigenderweise bin ich nur mit 50km/h auf breiter, ebener Gravelroad gefahren, denn es hat mich doch ueberrascht, wie laaaaang es dauert, bis man irgendwann dann mal stoppt, wenn man nur mit dem Motor bremst. Es gehoert schon ein bisschen was dazu, so ein grosses, schweres Geraet in Notfaellen zu beherrschen.


Gluecklicherweise bestanden die letzten Wochen auf Glenayle nicht nur aus Strassenbau und Truck fahren (auch wenn es Spass bringt), sondern aus vielen verschiedenen Aufgaben - wie immer :) So haben wir in der letzten Woche, die ich da war, 4 Windmuehlen repariert.

Anfangs war es noch toll und es machte Spass, die Windmuehle hoch und runter zu klettern und dies und das zu tun (und die fetten Redback Spinnen mit den Rohren hochzuziehen. Zum Glueck koennen die nicht springen, sonst waere ich mit der Kamera nicht so nah herangegangen. Aber toeten tun die nur Kinder oder schwache oder alte Menschen. Ich waere nur fuerchterlich krank geworden bei einem Biss... Beruhigend :) )

Nach der 3. Windmuehle war die Luft dann aber auch heraus. Vorallem, wenn es den ganzen Tag dauert und immer wieder etwas schief geht. Hui, so sehr ich es auch liebe, ich war dann doch ganz froh, als fuer den naechsten Tag Gartenarbeit anstand.

"Baeume trimmen" ist in Australien wie so vieles doch recht anders als in Deutschland. Hier werden nicht zarte, gruene, nach innen wachsende Zweige abgeknipst, nein, wir kommen mit der Motorsaege und saegen alles bis auf den Baumstumpf ab. "In a year or two it'll be all grown back!"

Aber Colin, wie willst du denn da oben rankommen? Wie? Du willst dich in die Schaufel des Loaders stellen und ich fahre dich langsam hoch? Okay?! Ich wusste nicht, dass du mir so sehr vertraust, hehehe. Doch so sehr Colin und ich uns auch manchmal neckisch anzicken, so gemein bin ich dann doch nicht, dass ich ihn "zufaelligerweise" vom Loader fallen lassen wuerde, mit einer Motorsaege in der Hand. Und wie auch anders als heil und lebendig sollte er mir und Linda spaeter beibringen wie man eine Motorsaege bedient? Wieder etwas, das ich lernen konnte und mir bestimmt in meinem Leben von Nutzen sein wird.

Einen Nachmittag sollten Linda und ich den Schafen im Trucking Yard einen Heuballen bringen. Also fuhren wir runter und sahen - oh Schreck - ein recht blutiges Schaf. Was dort hinten raushing musste eine Nabelschnur sein, und der Bauch sah auch recht eingefallen aus, aber wo sind die Laemmchen? Da hoerten wir dann in der Ferne ein zartes "maeaeh". Es muss gerade erst ein paar Minuten geboren sein, war sehr wackelig auf den Beinen und noch ganz nass. Und als wir versuchten, das Lamm in Richtung Mutter zu treiben, hoerten wir noch ein "maeeh"! Noch ein Laemmchen!
Gott, wie suess! Nicht lange danach kam die Mutter dann auch wieder, um nach ihren Laemmern zu schauen, was uns sehr beruhigte, vorallem, da ueber uns im Himmel ein Adler kreiste. Ohne Gewehr konnten wir nichts machen und Colin entschied sich, der Natur ihren Lauf zu lassen. So ist es dann passiert, dass naechsten Tag eines der Laemmer von Kraehen angefallen wurde, die ihm die Augen auspickten. ... Das andere Lamm ist nun mit der Mutter naeher beim Haus und dort hoffentlich sicherer.

Pam's Tochter Jessica kam mit ihrer Tochter Tess fuer 10 Tage zu Besuch. Dadurch wurden die Scrabble Abende um so lustiger und mein australische-Kinderlieder-Wissen hat sich deutlich vergroessert dank Tess. Ich verstehe nur nicht, warum nach einer Weile Colin und Linda so angenervt waren, wenn ich "This old man, he played one, he played knicknack on his drum, ..." sang, pfiff oder auf der Mundharmonika spielte. Ich denke, meine Mundharmonika Kuenste sind unwiderstehlich und Buehnenreif. Sie haben sich auf jeden Fall, seit ich Colin's Mundharmonika gefunden habe, um 100% verbessert. Aber so denke anscheinend nur ich.... ;)


So stoehnten Colin und Linda immer nur, wenn, sobald der Ipod mal wieder kaputt ging, ich freudig die Harmonika zueckte, um zumindest etwas Musik im Auto zu haben. Zu deren Glueck funktionierte der Ipod, als wir mit dem Auto auf die verlassene Nachbar Station Eeraheady fuhren, um Mobbins zu suchen.
Mobbins (Tektiten) sind, platt gesagt, Steine die vom Himmel fallen :) Die allgemein akzeptierte Theorie ist, dass es Erdmaterial ist, dass von dem Aufschlag eines Meteoriten in die Atmosphaere geschleudert wird und dann beim Sturz zurueck auf die Erde schmilzt und dadurch die eigentuemlichen Formen und die Glaesernheit annimmt. Aber wir auch immer sie hier auf die Erde fallen, Linda und ich waren bestimmt, einen grossen Mobbin zu finden, der 30000 Dollar wert ist. Es war etwas enttaeuschend, als wir am ersten Nachmittag insgesamt nur 3 kleine Mobbins gefunden haben. Die Enttaeuschung hat aber recht schnell Freude Luft gemacht, als wir unsere Swags ausbreiteten, Holz sammelten, ein Feuer machten, den Billy ins Feuer stellten und unter einem fantastischen Sternenhimmel die Sternschnuppen zaehlten.
Haaach, wie schoen. Danke, Linda und Colin, fuer die Dingo und Raeuber Gruselstories, die mich trotz meiner erwachsenen Nuechternheit eingeschuechtert haben! Nicht nur lag ich ich aengstlich in meinem Swag, nein auch frierend. Denn nur Australier und Touristen sind so dumm, mitten im Winter bei -4 Grad Campen zu gehen!! Meeein Gott, war das eine lange und kalte Nacht! So sehr habe ich mir noch nie die Sonne herbeigewuenscht! Am naechsten Morgen, als ich dann schon vor dem Sonnenaufgang aufgestanden bin, weil es in meinen Stiefeln wahrscheinlich waermer sein wuerde, als in meinem Swag, hat mich der Frost auf dem Swag und auf meinem Hut nicht gewundert. -4 Grad und wir gehen Campen... Die spinnen, die Australier.

Immerhin hat sich die kalte Nacht dann gelohnt, als wir am folgenden Tag insgesamt ueber 50 Mobbins gefunden haben. Daraus mache ich mir Schmuck! =)

Auf dem Rueckweg nach Glenayle machten wir einen Abstecher zum Lookout des Sydney Heads Pass. Der Schotterpfad wurde steiler und steiler und als das Auto nicht mehr weiter konnte, war es ja noch okay. Aber als es anfing, rueckwaerts zu rollen, fingen Linda und ich an zu kreischen. Als dann Colin auf die Bremse trat und nichts passierte, fingen wir noch mehr an zu schreien! Nach einer Schrecksekunde, Colin hatte natuerlich alles unter Kontrolle, er ist ja ein erfahrener Fahrer, stieg ich schnell aus und entschied, zu laufen. Auf Vierradantrieb umgestellt, hat der alte Nissan es dann doch geschafft. Der Ausblick oben angekommen war fantastisch, aber es gruselte mir doch etwas vor'm Abstieg. Ich lief mal wieder und benutzte die Kamera als Grund, nicht im Auto den Berg herunter zu fahren.

Mittagspause machten wir dann spontan am Imbon Rockhole, ein idyllisches natuerliches Wasserloch. Huebsch huebsch :)

Colin hat anscheinend Spass daran gefunden, steile Huegel herunter zu fahren, und so meinte er es dann doch todernst, als er eines anderen Tages sagte "Now that we're on top of this hill we need to come down some way. That steep part there is fun!" So laut gekreischt habe ich lange nicht mehr! Colin schuettelt nur den Kopf "Warum zum Teufel schreit ihr? Was hilft euch das denn, wenn ihr gerade einen Huegel herunterrollt? Bremsen tut das auch nicht!", Recht hat er, aufgehoert haben wir trotzdem nicht! Unten angekommen wollte ich gleich nochmal! =)



Offensichtlich hatte ich also eine fantastische Zeit sowohl auf Glenayle als auch auf Millrose. Ich habe wunderbare Menschen kennengelernt, habe viele viele viele viele Erfahrungen gemacht und Dinge gelernt, die ich sonst wohl nie gelernt haette, ich habe australische Station Luft geschnuppert, ich bin viele verschiedene Geraete gefahren, ich konnte viel ueber die Flora und Fauna des Landes lernen, sowie vieles ueber Handwerk und natuerlich noch mehr des australischen Englisches (und viele Schimpfwoerter, die ich jetzt hier aber nicht sage!) und noch vieles vieles mehr, das ich jetzt wahrscheinlich noch nicht merke. Was ich allerdings weiss, ist, dass ich die offenen Weiten und das Landleben liebe, vorallem, wenn man viel Platz hat, denn selbst Meekatharra, das kleine Outback Kaff, kommt mir ploetzlich so ueberfuellt und eng vor. Na, das wird ja interessant, wenn ich zurueck nach Deutschland komme :)

Gallery

wordpress plugin