28.07.2010

Alles hat ein Ende (nur die Wurst hat zwei)

Meine Zeit auf Glenayle habe ich genossen. Und mit "geniessen" meine ich, Momente haben, die so eindrucksvoll sind, dass man fuer eine Weile mal vergisst, dass es irgendwann ein Ende hat. Momente, an die man sich noch mit 90 Jahren erinnert. Momente, die einen bewusst oder unterbewusst praegen. Momente, die das Tagebuch mit "Wow, ich hatte so einen klasse Tag heute!!!" fuellen. Und solche Momente hatte ich zu tausenden.




Nicht nur die unzaehligen, atemberaubenden Sonnenauf- und untergaenge zeigen mir, wie gut ich es doch habe, sondern viele kleine Einzelheiten in dem Alltag des Stationlebens. Ich bin Colin sehr dankbar, dass ich lernen durfte, all die Geraete zu fahren. So konnten Linda und ich zum Beispiel richtig helfen, indem sie den Truck mit dem Tipper fuhr und ich den Loader bediente, um Kies/Sand auf einen Haufen zu schieben und dann auf den Truck zu laden. Waehrenddessen arbeitete Colin mit dem Grader und machte die Strasse schoen und glatt. So im Team arbeiten und dabei nuetzlich und notwendig zu sein, bringt Spass! Durch 6 Stunden im Loader fahren hat mein Koerper jedoch das Geruckel und Gewackel in meinem Gehirn verankert und als ich im Bett lag, dachte ich, ich wuerde gleich seekrank :)


Ausser dem Loader hat Colin Linda und mir auch gezeigt, wie man Motorrad faehrt. Zu schade, dass er das kleine blaue nicht anbekommen hat, so mussten wir die gelbe Suzuki (650cc) nehmen. Dadurch hatte ich dann die Moeglichkeit, auf der alten Landebahn auf 70km/h zu beschleunigen, sobald ich gelernt hatte, wie man schaltet. Man, bringt das Spass! (Nicht hingucken, Mama, ich hatte keinen Helm auf...)

Und vom kleinsten Geraet, dem Motorrad, geht's dann naechsten Tag gleich in's groesste Geraet, dem Truck. Doppel-kuppeln, gesplittete Gaenge, 10t Anhaenger. Beruhigenderweise bin ich nur mit 50km/h auf breiter, ebener Gravelroad gefahren, denn es hat mich doch ueberrascht, wie laaaaang es dauert, bis man irgendwann dann mal stoppt, wenn man nur mit dem Motor bremst. Es gehoert schon ein bisschen was dazu, so ein grosses, schweres Geraet in Notfaellen zu beherrschen.


Gluecklicherweise bestanden die letzten Wochen auf Glenayle nicht nur aus Strassenbau und Truck fahren (auch wenn es Spass bringt), sondern aus vielen verschiedenen Aufgaben - wie immer :) So haben wir in der letzten Woche, die ich da war, 4 Windmuehlen repariert.

Anfangs war es noch toll und es machte Spass, die Windmuehle hoch und runter zu klettern und dies und das zu tun (und die fetten Redback Spinnen mit den Rohren hochzuziehen. Zum Glueck koennen die nicht springen, sonst waere ich mit der Kamera nicht so nah herangegangen. Aber toeten tun die nur Kinder oder schwache oder alte Menschen. Ich waere nur fuerchterlich krank geworden bei einem Biss... Beruhigend :) )

Nach der 3. Windmuehle war die Luft dann aber auch heraus. Vorallem, wenn es den ganzen Tag dauert und immer wieder etwas schief geht. Hui, so sehr ich es auch liebe, ich war dann doch ganz froh, als fuer den naechsten Tag Gartenarbeit anstand.

"Baeume trimmen" ist in Australien wie so vieles doch recht anders als in Deutschland. Hier werden nicht zarte, gruene, nach innen wachsende Zweige abgeknipst, nein, wir kommen mit der Motorsaege und saegen alles bis auf den Baumstumpf ab. "In a year or two it'll be all grown back!"

Aber Colin, wie willst du denn da oben rankommen? Wie? Du willst dich in die Schaufel des Loaders stellen und ich fahre dich langsam hoch? Okay?! Ich wusste nicht, dass du mir so sehr vertraust, hehehe. Doch so sehr Colin und ich uns auch manchmal neckisch anzicken, so gemein bin ich dann doch nicht, dass ich ihn "zufaelligerweise" vom Loader fallen lassen wuerde, mit einer Motorsaege in der Hand. Und wie auch anders als heil und lebendig sollte er mir und Linda spaeter beibringen wie man eine Motorsaege bedient? Wieder etwas, das ich lernen konnte und mir bestimmt in meinem Leben von Nutzen sein wird.

Einen Nachmittag sollten Linda und ich den Schafen im Trucking Yard einen Heuballen bringen. Also fuhren wir runter und sahen - oh Schreck - ein recht blutiges Schaf. Was dort hinten raushing musste eine Nabelschnur sein, und der Bauch sah auch recht eingefallen aus, aber wo sind die Laemmchen? Da hoerten wir dann in der Ferne ein zartes "maeaeh". Es muss gerade erst ein paar Minuten geboren sein, war sehr wackelig auf den Beinen und noch ganz nass. Und als wir versuchten, das Lamm in Richtung Mutter zu treiben, hoerten wir noch ein "maeeh"! Noch ein Laemmchen!
Gott, wie suess! Nicht lange danach kam die Mutter dann auch wieder, um nach ihren Laemmern zu schauen, was uns sehr beruhigte, vorallem, da ueber uns im Himmel ein Adler kreiste. Ohne Gewehr konnten wir nichts machen und Colin entschied sich, der Natur ihren Lauf zu lassen. So ist es dann passiert, dass naechsten Tag eines der Laemmer von Kraehen angefallen wurde, die ihm die Augen auspickten. ... Das andere Lamm ist nun mit der Mutter naeher beim Haus und dort hoffentlich sicherer.

Pam's Tochter Jessica kam mit ihrer Tochter Tess fuer 10 Tage zu Besuch. Dadurch wurden die Scrabble Abende um so lustiger und mein australische-Kinderlieder-Wissen hat sich deutlich vergroessert dank Tess. Ich verstehe nur nicht, warum nach einer Weile Colin und Linda so angenervt waren, wenn ich "This old man, he played one, he played knicknack on his drum, ..." sang, pfiff oder auf der Mundharmonika spielte. Ich denke, meine Mundharmonika Kuenste sind unwiderstehlich und Buehnenreif. Sie haben sich auf jeden Fall, seit ich Colin's Mundharmonika gefunden habe, um 100% verbessert. Aber so denke anscheinend nur ich.... ;)


So stoehnten Colin und Linda immer nur, wenn, sobald der Ipod mal wieder kaputt ging, ich freudig die Harmonika zueckte, um zumindest etwas Musik im Auto zu haben. Zu deren Glueck funktionierte der Ipod, als wir mit dem Auto auf die verlassene Nachbar Station Eeraheady fuhren, um Mobbins zu suchen.
Mobbins (Tektiten) sind, platt gesagt, Steine die vom Himmel fallen :) Die allgemein akzeptierte Theorie ist, dass es Erdmaterial ist, dass von dem Aufschlag eines Meteoriten in die Atmosphaere geschleudert wird und dann beim Sturz zurueck auf die Erde schmilzt und dadurch die eigentuemlichen Formen und die Glaesernheit annimmt. Aber wir auch immer sie hier auf die Erde fallen, Linda und ich waren bestimmt, einen grossen Mobbin zu finden, der 30000 Dollar wert ist. Es war etwas enttaeuschend, als wir am ersten Nachmittag insgesamt nur 3 kleine Mobbins gefunden haben. Die Enttaeuschung hat aber recht schnell Freude Luft gemacht, als wir unsere Swags ausbreiteten, Holz sammelten, ein Feuer machten, den Billy ins Feuer stellten und unter einem fantastischen Sternenhimmel die Sternschnuppen zaehlten.
Haaach, wie schoen. Danke, Linda und Colin, fuer die Dingo und Raeuber Gruselstories, die mich trotz meiner erwachsenen Nuechternheit eingeschuechtert haben! Nicht nur lag ich ich aengstlich in meinem Swag, nein auch frierend. Denn nur Australier und Touristen sind so dumm, mitten im Winter bei -4 Grad Campen zu gehen!! Meeein Gott, war das eine lange und kalte Nacht! So sehr habe ich mir noch nie die Sonne herbeigewuenscht! Am naechsten Morgen, als ich dann schon vor dem Sonnenaufgang aufgestanden bin, weil es in meinen Stiefeln wahrscheinlich waermer sein wuerde, als in meinem Swag, hat mich der Frost auf dem Swag und auf meinem Hut nicht gewundert. -4 Grad und wir gehen Campen... Die spinnen, die Australier.

Immerhin hat sich die kalte Nacht dann gelohnt, als wir am folgenden Tag insgesamt ueber 50 Mobbins gefunden haben. Daraus mache ich mir Schmuck! =)

Auf dem Rueckweg nach Glenayle machten wir einen Abstecher zum Lookout des Sydney Heads Pass. Der Schotterpfad wurde steiler und steiler und als das Auto nicht mehr weiter konnte, war es ja noch okay. Aber als es anfing, rueckwaerts zu rollen, fingen Linda und ich an zu kreischen. Als dann Colin auf die Bremse trat und nichts passierte, fingen wir noch mehr an zu schreien! Nach einer Schrecksekunde, Colin hatte natuerlich alles unter Kontrolle, er ist ja ein erfahrener Fahrer, stieg ich schnell aus und entschied, zu laufen. Auf Vierradantrieb umgestellt, hat der alte Nissan es dann doch geschafft. Der Ausblick oben angekommen war fantastisch, aber es gruselte mir doch etwas vor'm Abstieg. Ich lief mal wieder und benutzte die Kamera als Grund, nicht im Auto den Berg herunter zu fahren.

Mittagspause machten wir dann spontan am Imbon Rockhole, ein idyllisches natuerliches Wasserloch. Huebsch huebsch :)

Colin hat anscheinend Spass daran gefunden, steile Huegel herunter zu fahren, und so meinte er es dann doch todernst, als er eines anderen Tages sagte "Now that we're on top of this hill we need to come down some way. That steep part there is fun!" So laut gekreischt habe ich lange nicht mehr! Colin schuettelt nur den Kopf "Warum zum Teufel schreit ihr? Was hilft euch das denn, wenn ihr gerade einen Huegel herunterrollt? Bremsen tut das auch nicht!", Recht hat er, aufgehoert haben wir trotzdem nicht! Unten angekommen wollte ich gleich nochmal! =)



Offensichtlich hatte ich also eine fantastische Zeit sowohl auf Glenayle als auch auf Millrose. Ich habe wunderbare Menschen kennengelernt, habe viele viele viele viele Erfahrungen gemacht und Dinge gelernt, die ich sonst wohl nie gelernt haette, ich habe australische Station Luft geschnuppert, ich bin viele verschiedene Geraete gefahren, ich konnte viel ueber die Flora und Fauna des Landes lernen, sowie vieles ueber Handwerk und natuerlich noch mehr des australischen Englisches (und viele Schimpfwoerter, die ich jetzt hier aber nicht sage!) und noch vieles vieles mehr, das ich jetzt wahrscheinlich noch nicht merke. Was ich allerdings weiss, ist, dass ich die offenen Weiten und das Landleben liebe, vorallem, wenn man viel Platz hat, denn selbst Meekatharra, das kleine Outback Kaff, kommt mir ploetzlich so ueberfuellt und eng vor. Na, das wird ja interessant, wenn ich zurueck nach Deutschland komme :)

2 Kommentare:

  1. eyyjajipijeahhh, grrrrrrrzzzzllll,
    mensch das sieht ja aus wie in einem richtigen western/film da. und das macht dir spass, so im staub, oel und mit Motorrad und Trucks so umher zu fahren?
    Ich lege mich da lieber auf meinem Baum und philossophiere ueber die Beziehungen zwischen bananen und affen, affen und bananen, sowie der konjuktiven mehrzahlform daudz monkeys, daudz bananas.
    Viel staub noch ,
    grrrrrzzzlllll monkeyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy

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  2. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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