20.02.2010

The Indian Pacific


Wow! Die Reise mit dem Indian Pacific kann ich nur jedem empfehlen! Es ist schon exotisch, den super langen Zug am East Perth Terminal zu sehen und all die Leute mit ihren Koffern und Rucksaecken. Im Abteil richtet man sich dann schoen ein (Sachen auf die Ablage und auf den Boden, hinsetzen und Fuesse hoch) und geniesst die freudige Atmosphaere. Man wird nun die naechsten 2 Tage und Naechte mit diesen Leuten verbringen. Das Service Personal ist herzlich und lustig und der Zug faengt an zu rollen. Phew - das wird eine lange Reise!

Die Landschaft um Perth herum ist herrlich und huegelig, dann wird es flacher mit Bueschen und Baeumen - nach einer Weile recht langweilig, so dass man sich lieber mit Leuten unterhaelt, liest oder ein Nickerchen haelt.
Nachts um 10 sind wir in Kalgoorlie angekommen, das Zentrum der Mining Industrie in Western Australia. Mit den beiden lustigen Schweizern, die im Zug hinter mir sassen, (der eine ist mit 2 Jahren nach Australien gezogen und somit eher australisch als schweizerisch. Ich nenne sie trotzdem "die Schweizer") bin ich durch den Ort gezogen und in einer Bar verschwunden. Oh - auf dem Weg zur Toilette habe ich gemerkt, dass die andere Seite der Bar "Topless" ist.. Na hallelujah! :D Ich war viel zu muede um wilde Parties zu haben, also war ich froh als wir um Mitternacht wieder im Zug waren und die Reise weiterging.


Am Donnerstag bin ich von einem wunderschoenen Sonnenaufgang ueber der Nullarbor Plain aufgeweckt worden. Denn die Sonne schien mir direkt ins Gesicht und blendete mich nur ein klitzekleines bisschen. Also nutz ich doch die Chance und schiesse ein paar Fotos und schlaf wieder ein (mit dem Aermel meines Pullis ueber den Augen...)




Die Nullarbor ist einfach nur der Hammer! Nullarbor heisst "kein Baum" und ich kann mich wieder einmal ueber die tiefgreifenden australischen Namen freuen! Stunde um Stunde um Stunde um Stunde um Stunde um Stunde rollt der Zug ohne Kurven oder Schlaengel (es ist die laengste, gerade Zugstrecke der Welt) durch ewig anscheinend gleichbleibendes Terrain. Kein Huegel, kein Baum, kein Fluss - nur Erde, Geroell, Buesche und Gras. Und ab und zu Tiere. Ich sah einen schwarzen Dingo (schwarz? Das war komisch), der einfach nur dort stand und nichts tat. Ich waere nicht gerne ein (schwarzer!) Dingo in dieser ewigen Oede. Oder eine Ameise deren Lebenszentrum ein Busch oder ein Stein ist. Was denkt eine Ameise? Dass das Universum sich um den ihren Busch/Stein dreht? Was macht der Dingo in seiner Freizeit? Hat er ueberhaupt Freizeit? Ist alles Freizeit? Denkt er dadrueber eigentlich nach?

Ihr erklaert mich jetzt fuer verrueckt, aber keine Angst, ich habe mir die Fragen nicht wirklich gestellt. Naja.. nicht alle. Die mit der Ameise und dem Universum schon... Ach egal!! Was ich veranschaulichen wollte, ist: wenn man Stundenlang so da sitzt und auf eine ewig gleiche Landschaft schaut, verliert man sich in Gedanken. Manchmal in komischen Gedanken...

Man sitzt so da und schaut. Und guckt. Und schaut. Und schaut. Und schaut. Und traeumt. Und denkt. Und schaut noch mehr. Und wenn man ganz genau hinschaut, sieht man auch interessante Dinge wie... komische Steinhaufen. Wer hat die da hingepackt? Die Schienenbauer? Aborigines? Oh Gott, schon wieder komische Fragen in meinem Kopf! Ausblenden - weitergucken! Man, muss heiss draussen sein, die Luft flimmert. Und der Busch da hinten am Horizont sieht aus wie eine Box. Vielleicht ist das eine Huette! Wer wuerde hier wohnen wollen? Ich nicht... Oh guck! Da sind Knochen auf den Schienen. Armes Kaenguru oder so. Huepfte gluecklich und selig durch die Nullarbor (kann man da gluecklich sein? Oder einfach nur heiss und verschwitzt?) und wurde vom Indian Pacific ueberfahren. Wie fuehlt sich das Kaenguru, das in einer verdammt riesigen Steppe auf den einzigen Bahnschienen weit und breit sitzt und dann von einem Zug ueberfahren wird, der alle 3 Tage mal durch rollt? So wie der Autofahrer, der gegen den einzigen Baum auf einer langen baumlosen Landstrasse knallt? Fuehlt man ueberhaupt? Ist das eigentlich wichtig? Oh guck! Ein Vogel. Oh, noch einer. Sieht aus wie ein Adler. Wahrscheinlich der von dem Indian Pacific Logo. Cool. Wow, ich hab' den Vogel vom Indian Pacific Logo gesehen. Warum hat der Indian Pacific eigentlich diesen Vogel als Logo? Ist der irgendwann mal gegen die Scheibe geflogen und hat den Abdruck hinterlassen und weil es schlecht abwaschbar war, haben die Zugleute Bilder von dem Vogel ueberall auf den Zug geklebt? Und jetzt gibt es sogar Cappies, Handtuecher, Postkarten und Stubbier Holders mit dem Vogel drauf. Nur weil der mal gegen die Scheibe geflogen ist. Oder vielleicht auch nicht. Warum hat das Kaenguru dann keinen Sticker von sich auf der Lokomotive? Menschen sind schon komisch. Vorallem ich. Ich darf keinem von meinen komischen Gedanken hier erzaehlen. Wenn ich meinen Blog schreibe, dann ueber die unendlichen Weiten der Nullarbor und so. Nicht ueber wirre Gedanken. Waer ja peinlich.

Die Nullarbor ist also wirklich riesig! Ich habe leider das Ende der Nullarbor verpasst. Von einem Nickerchen in meinem Sitz bin ich aufgewacht und auf einmal waren da viele Baeume. Nullarbor -> Multibor?

Zum Glueck musste ich mein Gehirn nicht die ganzen 45 Stunden mit solch konfusen Fragen belasten, denn ich hatte gute Gesellschaft! Die beiden Schweizer waren wirklich lustig. Habt ihr schonmal versucht, im Zug zu schlafen, waehrend 4 Fuesse (Sprich 20 Zehen) ueber die Lehne gucken und dein Haar verwuscheln? Sehr lustig.

Im Zug habe ich auch Jasmine getroffen, eine Englaenderin, die ich einmal in Denmark an der Bushaltestelle gesehen habe. Dort hielten wir kurzen Smalltalk und wuenschten uns eine gute Reise. Haetten wir ja nicht gedacht, dass wir im gleichen Zug anderthalb Wochen spaeter wieder aufeinander treffen! Mit ihr konnte ich zusammen aus dem Fenster starren und erstaunt sagen "Oooh! Das Gras ist auf einmal ein bisschen gruener! Oh, jetzt nicht mehr."
Donnerstag Mittag machten wir halt in einem "Ort" namens Cook :) Mitten in der Nullarbor. Die Hitze und all die Fliegen haben mich doch etwas an Meekatharra erinnert. Haaaach... :) Spektakulaer ist aber etwas anderes. Nach den typischen Touri Fotos war ich also froh, wieder im kuehlen Zug zu sein.
Jaaa und dann, schwupps, war die Zugreise auch schon wieder zu Ende! Es ging doch schneller als ich dachte! Es war aber eine richtig gute Erfahrung und ich kann es nur jedem ans Herz legen! :)

Nun bin ich in Adelaide und schaue mal, was hier so los ist :)

3 Kommentare:

  1. Hab mich vor Lachen weggeschmissen!!!Angela

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  2. zu Cook: James Cook war ein englischer Entdecker im 18. jahrhundert, der sämtliche ozeane besegelte und Küstenformationen kartografierte. So entdeckte er auch die im Süden liegenden nach ihm benannten James Cook Inseln zwischen Australien und Neuseeland, die niemals zuvor von Ureinwohnern oder anderen segelnden Völkern wie z.B. den Polynesiern entdeckt wurde.
    Interessanter Reisebericht!!!
    Hab da noch ne Frage: War der Zugführer vielleicht ein monkey, als er das einzige weit und breit auf den Bahnschienen stehende Känguruh überfuhr? TSSSSSSSSSSS
    lovely greetings von monkeyyyyyys

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  3. Hehe danke fuer die Belehrung zu James Cook, aber ich glaube kaum, dass er durch die Nullarbor segelte. Bisschen zu trocken.
    Zu dem Ort "Cook" sagt Wikipedia:
    The town was created in 1917 when the railway was built and is named after the sixth Prime Minister of Australia, Joseph Cook

    Vielleicht waren Joseph und James ja verwandt. Cook ist ein sehr seltener Name. :P ;)

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