13.01.2010

Das Meekatharra Endergebnis

Das hier wird wahrscheinlich mein letzter Post aus Meekatharra sein. Es ist schon komisch, Meeka zu verlassen. 3 1/2 Monate vergingen wirklich wie im Fluge, aber wenn ich mein Tagebuch anschaue, sehe ich doch, dass sehr viel passiert ist. Mein erstes Tagebuch ist schon voll :) Ich habe viele unglaublich interessante und nette Menschen kennengelernt, ich habe Arbeitserfahrung gesammelt, ich habe wirklich viel ueber mich selbst gelernt und eine Menge Selbstbewusstsein entwickelt. Ich fuehle mich viel viel besser in meiner eigenen Haut und liebe einfach, wie ich bin :) Das ist verdammt gut! =)

Nun, wo kann ich anfangen, euch einen guten Eindruck in mein Leben hier in Meeka zu geben...? Fangen wir mal mit der Arbeit an:
Der Job ist wirklich nett. Nicht, dass ich eine Leidenschaft darin habe, Regale einzuraeumen und abgelaufen Milch rauszusortieren, aber mit meinen Kollegen und all den netten Kunden bringt es wirklich viel Spass. Pete macht andauernd lustige Ansagen ueber den Lautsprecher. Einmal standen Sonja und ich im Laden und ich hab versucht, ihr Baby zu fuehlen. Liam kam vorbei, hatte aber Angst, den Bauch anzufassen. Pete hat uns anscheinend ueber Kamera beobachtet und sagte ueber Lautsprecher "Liam. Touch the baby!" - Ein anderes Mal kam die Ansage "Svenja. Kannst du bitte einen Sixpack Bier in's Buero bringen? Und ne Tuete Cashews. Die guten. Und pass auf, dass dich keiner sieht."
Vor einer Woche oder so habe ich Shane und Pete beobachten koennen, wie sie im Freezer im Backdock standen. Ich bin zu ihnen gegangen, hab einen Iced Coffee in die Hand gedrueckt bekommen, sie haben die Tuer zugemacht und so standen wir fuer 10 Minuten im Freezer und tranken heimlich Eiskaffee :D Heute haben Shane und ich dann im Freezer 2 kleine Eis verdrueckt. Das sind die Privilegien der guten Backpacker, die schon laenger da sind ;)
Pete, Peter und Sandy sind anscheinend recht zufrieden mit mir und meiner Arbeit. Pete wollte mich also ehren und hat einen Gang nach mir benannt. Natuerlich war es der Gang mit all den Keksen, Schoki und den Timtams (ich LIEBE Timtams!). Also hing an der Decke, wo normalerweise die Schilder mit "Aisle 5. Cookies, Chocolates" haengen, ein Schild "Svenja's TimTam Aisle". Wow - ich habe meinen eigenen Gang im Supermarkt! ^^
Nach der Arbeit trinken wir nach wie vor mal ein Bier im Backdock. Letzten Samstag aber hat Shane eine Beer Bong gebaut, um ein Bier in etwa 2 Sekunden weg zu exen. An und fuer sich nix besonderes, aber es ist schon lustig, den Lebensmittel Manager im Buero sitzen und ein Bier exen zu sehen... ;) In dem Video seht ihr Kuelli (meine Mitbewohnerin), die es leider nicht ganz schafft, es auszutrinken...
Ich liebe Pete, Peter und Sandy. Sie sind einfach die besten Chefs, die man sich vorstellen kann. Wirklich! Sie sind nett, lustig, immer fuer einen Spass offen, hoeren dir bei Problemen zu, beachten deine Wuensche und Beduerfnisse und sind doch streng und authoritaer genug, um dich motiviert und respektvoll zu halten. Sie kuemmern sich SO gut um ihre Mitarbeiter. Wir sind "nur" Backpacker und doch haben wir grade heute einen grossen, neuen Flachbildschirm in unserem Wohnzimmer im Purple House erhalten. Eigentlich kosten die 800 Dollar und doch haben wir ihn einfach umsonst bekommen! Peter ist eigenhaendig in unser Haus gegangen und hat mit mir zusammen den Fernseher Schrank auseinandergekloppt und zusammengebaut, um ihn fuer den groesseren Fernseher kompatibel zu machen. Welch anderer Boss schert sich um den Fernseher seiner Angestellten? Das ist nur ein Beispiel. Peter, Sandy und Pete sind einfach wundervoll!

Pete, Peter und Sandy sind nur 3 von vielen wundervollen Menschen, die ich hier kennengelernt habe. Was ich wirklich an so einem kleinen Ort liebe, ist, dass man so schnell alle kennenlernt. Man geht zur Arbeit und winkt jedem Auto zu. Ich kenne etwa 60% unserer Kunden beim Namen, 90% vom Sehen und viele kennen auch mich beim Namen (oder zumindest "the nice german girl"). "Hey, how are you today? How was the party last night?" sind alltaegliche Konversationen mit Kunden. Man kennt sich einfach :) Gut daran, nett zu sein, ist auch, dass man zu so vielen Parties eingeladen wird. 3 Polizisten verlassen Meeka naechstes Wochenende und haben letzten Montag eine GoodBye Party at Paddy's Flat (mit Pool) gefeiert. Es waren nur Polizisten, deren Partner, Sandy und Peter, Pete und ich (also der einzige Backpacker oder nicht-wichtig-in-Meeka Person). :) Das zeigt mir dann immer, dass ich anscheinend nett und freundlich rueberkomme ;) Die Party war eine formale aussie party. Also Jackett und Krawatte fuer die Jungs, Kleid fuer die Maedels. Aufgrund der 43 Grad und dem verlockenden Pool waren Bikini unter dem Kleid und Shorts und Thongs (FlipFlops) aber erlaubt ;)

Apropos 43 Grad... Heute waren es nur 38 Grad und wir sagen wirklich "Oh. Nur 38? Das ist ja richtig kuehl! Wir hatten seit 2 Wochen keinen Tag unter 40 Grad! Pack die Jacke und Muetze aus!" Natuerlich ist es immer noch warm genug, um in kurzem Rock und Top rumzulaufen und die Fliegen vermehren sich auch immer noch praechtig und gehen ordentlich auf den Keks. Aber 38 Grad ist wirklich kuehl verglichen zu letzter Woche. Letzte Woche war der Rekord 47 Grad (das ist echt heiss!), der Boden hatte um die 68 Grad und der Teer auf den Strassen schmolz. Sonja sagte, dass es sich anhoerte, als wenn man auf nasser Strasse fahren wuerde, aber es war nur geschmolzener Teer. Selbst durch meine Turnschuhe auf dem Weg zur Arbeit war es heiss an meinen Fuessen. Jetzt kann ich wirklich nicht verstehen, wie einige Aborigines immer noch barfuss laufen koennen!
Durch die Hitze ist es so heiss, dass der Regen zwar aus den Wolken faellt, aber verdampft, bevor er den Boden erreicht. (Siehe Foto) Verrueckt, oder?
Um der Hitze zu entkommen, sind wir oft im Meeka Pool schwimmen gegangen. Leider habe ich durch das haeufige Schwimmen, die taegliche Dusche und die Waerme ein "Swimmer's Ear" bekommen - eine Ohr Infektion. Das hat ganz schoen weh getan, aber immerhin hat es mir ermoeglicht, das Krankenhaus zu sehen. Krankenhaus hoert sich so dramatisch an - keine Sorge - da geht man einfach hin, wie zu einem normalen Arzt. Und es ist kostenlos! Die Regierung bezahlt die Behandlung und Medikamente fuer Aborigines (und Meeka ist ein Aborigine Ort). Da es aber rassistisch waere, die Weissen fuer etwas bezahlen zu lassen, was die Schwarzen umsonst bekommen, kriegen auch wir Weissen die Behandlung und Medikamente umsonst. Rassismus mal anders herum :)
Hier ist noch ein Nachteil der Hitze: Ich hatte seit 3 Monaten keine kalte Dusche mehr. Das Wasser, das aus den Leitungen kommt ist warm. Nicht nur lau warm sondern echt warm. In Deutschland waere das meine perfekte Dusch Temperatur (ich bin eigentlich Heiss Duscher), aber hier moechte ich manchmal (oder eher immer) einfach eine eisig kalte Dusche haben. Die Leute hier werfen Eiswuerfel in Whirpools und Planschbecken, um das Wasser etwas herunter zu kuehlen. Ist das nicht verrueckt? Ich kann mich dran erinnern, wie wir in Deutschland mit dem Wasserkocher Wasser heiss gemacht haben und es in das Planschbecken gekippt haben, um es etwas aushaltbar warm zu machen. Hier kippen die Leute Eiswuerfel ins Planschbecken...

So sehr die Hitze, die Fliegen, der Alkoholismus und die Abgeschiedenheit auch gegen Meekatharra sprechen - ich liebe diesen Ort! Ich denke, dass wirklich die Menschen einen Ort ausmachen. Sandy sagt immer "Meeka is a shithole. But it grows on you." was so viel meint wie "Es ist wirklich der Arsch der Welt aber man muss es einfach lieb haben."
Pete ist mittlerweile ein richtig, richtig guter Freund geworden. Viele Abende gehe ich einfach rueber zu ihm, trinke ein Bierchen mit ihm, wir schnipsen Kronkorken in ein Glas (es steht jetzt 13:7 fuer ihn...), reden, lachen und gucken Filme. Auch wenn er momentan nur der Gemuese Manager in einem Supermarkt ist, hat er vorher doch viele andere grosse Sachen und Jobs gehabt, die ihn ueber den Tellerrand haben schauen lassen. Er gibt mir wirklich Perspektive und inspiriert mich sehr in vielen Ideen und Leidenschaften. Es glaubt sehr an meine kuenstlerischen Faehigkeiten und will auf meiner ersten eigenen Ausstellung, wenn ich 25 bin, sagen koennen "Ich wuerde gerne mit der Kuenstlerin sprechen. Ich kenne sie von frueher." :) Ausserdem bringt es einfach Laune, mit ihm rumzuhaengen :) Da er mich und meine Gesellschaft jetzt schon vermisst, haben wir uns schon fuer naechste Woche verabredet, wenn ich in Perth bin.

Meine Reiseplaene sehen folgendermassen aus: Am Sonntag fahre ich mit Sandy runter nach Geraldton und helfe ihr mit den Pferden, die sie dort ueber den Sommer auf eine Koppel stellt. In Geraldton werde ich bei Aaron (dem Sohn einer ehemaligen Kollegin und Freundin) wohnen. Das Haus ist anscheinend 200m vom Indischen Ozean entfernt. Juchuu! Dort bleibe ich ein paar Tage, geniesse die Zivilisation, das Gruen und das Meer, dann fahre ich runter nach Perth. Dort kann ich in Bruce und Alison's Appartement wohnen (ist es nicht klasse, Leute zu kennen?) In Perth werde ich wahrscheinlich Pete wieder sehen (nach langen 5 Tagen Einsamkeit :D). Er will mir den Perth Zoo zeigen, ausserdem werden wir in Mandurah auf dem Boot seines Vaters rumschippern, in Cafe's und Restaurants Fruehstuecken oder zu Mittag oder zu Abend essen, Delfine beobachten und Shoppen gehen. Sandy hat mir angeboten, in deren Haus in Mandurah zu wohnen (was Legenden zu Folge ein sehr sehr schoenes Haus sein soll! Can't wait :)) Ich kann mich also seeeeehr gluecklich schaetzen und kann es fast gar nicht glauben, wie gut ich es habe, all diese Leute zu kennen, die mir so viel Gutes geben.
Apropos Connections: Peter konnte mir einen Farm Job auf der Station "Glen-Ayle" organisieren. Also werde ich um Mai/Juni herum 3 Monate auf einer Station in der Wueste arbeiten. Oh Gott, das ist SO klasse! Es war mein Traum, eines Tages auf einer richtigen Outback Station als Jillaroo (Cowgirl) zu arbeiten. Ich weiss nicht, ob Glen noch mit Pferden arbeitet oder "nur" mit Cross Motorraedern und Hubschraubern. Letzteres waere auch okay fuer mich :D Ich freue mich wirklich RIESIG ueber den Job. Ich kuemmere mich nicht um Geld (davon hab ich nach 3 Monaten Full Time Job in Meeka sowieso genug) sondern nur um die Erfahrung und um die Moeglichkeit, mein Visum um ein weiteres Jahr verlaengern zu koennen. Keine Angst! Ich werde im September/Oktober erst mal nach Deutschland zurueck kommen. ;) Ich moechte nur gerne die Moeglichkeit haben, ein weiteres Jahr in Australien verbringen zu koennen. I LOVE AUSTRALIA <3

02.01.2010

Happy New Year!

Alles Liebe und Gute fuer 2010! Ich hoffe, ihr hattet alle einen super Guten Rutsch in's neue Jahr :)
Silvester in Meekatharra war ehrlich gesagt etwas langweilig. Hier gibt es kein Feuerwerk, keine Boeller, keine Knallerbsen oder sonstigen "normalen" Silvesterkram. Der 31.12. ist wie jeder andere Tag, nur, dass jeder jedem einen Guten Rutsch wuenscht.
Abends waren wir zu Shane eingeladen (er hat mal wieder leckere Sachen gemacht :) Fingerfood und ein 10 Stunden geschmortes Scotch Fillet mit leckerer Sosse - mmmhhh!) und haben (wie jede sonstige Party) getrunken, geschnackt und gelacht. Um Mitternacht haben wir natuerlich runtergezaehlt, unsere Wunderkerzen angezuendet, uns alle umarmt und alles gute fuer's neue Jahr gewuenscht und weiter gings mit dem Trinken. Also hab ich mich um 2 Uhr morgens (etwas gelangweilt und seehr muede) nach Hause fahren lassen. Das Gute an wenig Alkohol und einer fruehen Nacht ist, dass man morgens so fit ist :) Um 6.45Uhr bin ich von der Ankunft von den Kuellis, Liam und Ben aufgewacht, die grad von der Party nach Hause getorkelt sind. Da ich nicht mehr einschlafen konnte (wirklich untypisch fuer mich), hab ich die Gunst der Stunde genutzt und einen Anruf nach Hause gemacht. Bei euch war es grade Mitternacht :)

Auch wenn Silvester eher ernuechternd war - ich hatte einen wunderbaren ersten Tag des neuen Jahres! Angefangen mit Fruehstueck in 32 Grad im Garten mit heisser Schokolade (heisse Schoki geht immer!), Toast und Kreuzwortraetsel, weiter mit "Four Holidays" auf Pete's grossem Fernseher und bequemer Ledercouch und dann noch 3 anderen Filmen (mit asiatischem Fingerfood und Fussmassage)... Sehr gemuetlich! Pete und ich beschlossen dann, im Meeka Pool schwimmen zu gehen. Da der um 19Uhr aber immer noch sehr bevoelkert mit kleinen Kindern war, sprangen wir spontan in Peter und Sandy's Whirlpool und tranken eine Flasche Champagner. Haha, ich dachte immer, das Backpacker Leben waere gepraegt von Verzicht und Geldnot. Fussmassage, Whirlpool und Champagner? So kann das ganze Jahr weitergehen ;)

28.12.2009

Christmas in Meeka

Meinen eigentlichen Plan, Meekatharra Anfang Dezember zu verlassen, habe ich ja ueber den Haufen geworfen, damit ich Weihnachten mit Freunden verbringen kann. Gute Idee! Weihnachten hier war klasse! Komplett anders, aber klasse!

Okay, die Adventszeit hier ist nicht wirklich Adventszeit. Ich weiss nicht, ob die Leute hier das Wort ueberhaupt kennen... Es gibt keine Adventskalender oder -kraenze. Kein Sonntags-Kaffee-und-Kuchen, nicht wirklich Plaetzchen backen und natuerlicherweise auch kein Tannenbaum-aus-dem-Wald schlagen. Es gibt aber Christmas Parties! So wurde ich zur Weihnachtsparty der lokalen Polizei eingeladen. Da ich die Polizisten recht gut kenne und wir schon einige Parties zusammen gefeiert haben, bin ich natuerlich gegangen, obwohl ich naechsten Tag arbeiten musste. Ich hab mir geschworen, nichts zu trinken und spaetestens Mitternacht zu Hause zu sein. HAHA! 13 Bier spaeter, 6 Uhr morgens - Svenja findet ihren Weg nach Hause... Die Party war einfach zu gut! "Beer Olympics" (siehe Video) und Kangaroo Court (ein Strafverfahren fuer jeden der Polizisten - sehr lustig!) haben mich bei Laune gehalten. :) Ich trinke NIE wieder! (Hab ich das schonmal erwaehnt in diesem Blog?)



Folgendes Wochenende war die Weihnachtsparty vom Farmer Jack's. Wir hatten leckeres Essen im Pub und Sandy und Peter haben Geschenke an uns verteilt, sowie nette Dankes Worte an jeden gerichtet :) Nach dem Essen sind wir zu Peter und Sandys Haus gegangen (das Haus mit der Bar und dem Whirpool). Um Mitternacht waren alle bis auf Peter, Shane und mich weg. Zum Glueck kamen die Polizisten Jeremy (Jez) und Drew vorbei, nachdem sie Feierabend hatten. Um 2 Uhr morgens hat Peter uns rausgeschmissen, weil er muede war. Also haben wir uns den Esky mit dem Alkohol geschnappt und sind ins Purple House umgezogen. 2 Stunden und viele verrueckte Ideen spaeter war dann auch diese Weihnachtsparty vorbei. Naechsten morgen sah ich meine Beine (siehe Foto) und konnte viele lustige Unterhaltungen von letzter Nacht geschrieben auf meine Beine nachvollziehen :D Um 9 Uhr morgens rief Sandy an "Hey Svenja, ich hol dich in 20 Minuten zum Reiten ab!" Juchuu! Reiten war klassse, auch wenn es etwas schwierig ist mit Kater, 40 Grad und Gehoppel auf einem Pferd mit unsicherem Magen ;)


Es ist wirklich schwierig, in Weihnachtsstimmung zu kommen. Auch wenn wir Weihnachtsdeko im Shop verkaufen und das Radio Weihnachtslieder spielt... 40 Grad, FlipFlops, Shorts, Sonne, Hitze ... das ist einfach nicht weihnachtlich! Es passt nicht zu dem Wort "Dezember" und was man normalerweise damit verbindet! Eines Abends sass ich in meinem Bett und habe mir zum Einschlafen deutsche Weihnachtslieder gesungen. In dem Moment konnte ich ein bisschen Weihnachtsstimmung fuehlen! Aber naechsten Morgen - Hitze, Arbeit, Sonne - war alles wieder verflogen.


Heiligabend haben meine Estnischen Mitbewohner Kuelli und Kuelli (ja, sie haben den selben Namen), meine finnische Kollegin Janna, ihr Mann Todd, ihre Schwester Irina, Sonja aus Kiel und ich einen europaeischen Heiligabend gefeiert. Die Kuellis haben Schweinebraten und gebackene Knoblauchkartoffeln gemacht, Janna hat Fruchtsalad gemacht (nicht sehr finnisch? ^^) und ich habe mich an Brataepfel getraut - die waren sehr lecker! Heiligabend sah dann also folgendermassen aus: auf der Terrasse in naechtlichen 34 Grad sitzen, viel Essen, P!nk hoeren (wir hatten keine Weihnachts CDs) und Bier/Baileys trinken... Nicht grade sehr weihnachtlich... Aber trotzdem nett :)


Am Morgen des 25.12. (das eigentliche australische Weihnachtsfest) haben die Kuellis und ich uns sexy-weihnachtlich angezogen um Santa Claus auf einem 30 Jahre alten Feuerwehrtruck zu begleiten. Wir fuhren 3 Stunden durch den Ort und zu nahegelegenen Stations und verteilten Naschis an all die Kinder. Das war lustig! Die Kinder waren wirklich suess, aber es kam auch ein alter Mann zu Santa Claus und fragte ihn nach Zigaretten... Ein anderer betrunkener Typ rief uns nach "to F*** ourselves" nachdem wir ihm Naschis gegeben haben... Sounds like Meekatharra :D Einmal ist im Fahrtwind meine rote Rudolph-Nase weggeflogen und ich musste vom Truck springen und sie wiederholen. Dabei ist leider mein FlipFlop kaputt gegangen, weswegen ich den Rest des Tages barfuss laufen musste. Spaeter ist Kuellis Weihnachts-Cowboy Hut auf dem Highway weggeflogen. Jason (der Fahrer) hat sofort umgedreht und Pete hat sich Stuntman-maessig auf das aeusserste Trittbrett gehaengt und den Hut waehrend der Fahrt geschnappt. Leider hatte ich meine Kamera nicht bereit!

Von den 2 Stunden in der Sonne im Minirock habe ich einen schoenen Sonnenbrand auf den Oberschenkeln und TShirt Abdruck auf den Armen. Jeder sagt mir jetzt, ich solle mein TShirt ausziehen, obwohl ich in Top rumlaufe...

Nach der Weihnachtsmann Aktion waren wir zu Shane zum grossen Christmas Lunch/Dinner eingeladen. Oh Gott, das war mal wieder lecker! Shane ist einfach so ein fantastischer Koch!! Wir mussten den Tisch leider reintragen, weil es draussen zu heiss war.. Kuehles Bier, Schinken, Haehnchen, Schwein, geroestetes Gemuese, Blumenkohl Auflauf und leckere Sosse - yum yum yum! Nach dem Essen hab ich mich prompt in das 3 Meter Durchmesser Planschbecken gelegt, dass ich zuvor mit purer Lungenpower aufgeblasen habe.
Gegen 20 Uhr sind die Kuellis, Shane und ich zu Peter's Haus gegangen, um in den Whirpool zu huepfen. Ich muss ja zumindest einmal in dem Whirpool sitzen, bevor ich Meeka verlasse!

Die Nacht war mal wieder super lustig. Zusammenfassung: Cowboyhuete, Peitschenknallen, 2 Flaschen Baileys, 4 Mal Stromausfall wegen zu nassem Boden (haben wir zu sehr geplantscht?), Besuch der Polizei (aber natuerlich nur, um mit in den Spa zu springen und mit uns zu feiern ;) Polizei in Meeka ist etwas anders), zu Hause gegen 4.30 Uhr.

Resultat von Weihnachten: Sonnenbrand, blaue Flecken, schmerzende Schulter vom Ausrutschen-beim-aus-dem-Spa-Aussteigen, viele verrueckte Fotos und tolle Erinnerungen!


Nun schauen wir mal, wie hier ins Neue Jahr gerutscht wird.... ;)

Mangos







Mmmmhhh.... was soll ich sagen? Mangos sind einfach so lecker und unglaublich fantastisch, dass ich ihnen einen eigenen Artikel widmen muss.... Sie riechen nicht sehr gut, man kann die Schale nicht essen, der Kern ist auch ungeniessbar. Wenn man sie aber aufschneidet, sieht man eine goldige, wunderbar duftende, weiche Frucht. Mit einem Messer ritzt man dann ein quadratisches Muster in das Fruchtfleisch, dreht die Mango inside out und lutscht die Frucht aus der Schale. Das Fruchtfleisch ist nicht so weich, dass es zu matschig ist, aber weich genug um es mit der Zunge am Gaumen zu zerdruecken. Der Geschmack ist... unbeschreiblich. Vergesst den Dosen-Mango Geschmack! Stellt euch vor... nein, man kann den Geschmack nicht beschreiben. Die Kinder in Meekatharra kaufen keine Naschis mehr, nein, sie kaufen und fordern Mangos, beissen ein Loch in die Schale und lutschen die Frucht aus.

Leider bekommen wir momentan keine Mangos mehr (meine Welt brach zusammen, als ich das hoerte!), weil die Queensland Mango Erntezeit vorbei ist. Ich hoffe aber sehr, dass wir bald neue Mangos bekommen.

Ich sage immer "Mmh, ich koennte sterben fuer Mangos! Naja, eigentlich nicht... denn dann kann ich sie nicht mehr essen...."

Mangos sind einfach goettlich!

07.11.2009

News aus Meeka

Hier euer wohlverdienter neuer Post! :o)
Die Kasse im Supermarkt beherrsche ich mittlerweile nahezu perfekt, der Job bringt immer noch Spass (ich koennte es aber nicht fuer mehr als ein paar Monate machen, hehe), die Kollegen werden mehr und mehr zu Freunden, ich kenne schon viele Leute aus Meeka vom Sehen und auch einige beim Namen, mittlerweile habe ich mehr als nur 20 Kaengurus gesehen (sogar lebendige).
Nun bin ich schon 5 Wochen in Meekatharra und eins kann ich euch sagen. So schnell wie hier ist noch NIE in meinem Leben Zeit vergangen. Montag morgens vor der Arbeit sage ich "Und hier beginnt eine neue Woche!" und am Samstag denke ich "SAMSTAG?! Gestern war doch Dienstag!" Die 5 Wochen vergingen also wirklich wie im Fluge, aber wenn ich in mein Tagebuch und auf mein Konto schaue (*freu*), dann weiss ich, dass eigentlich doch recht viel passiert ist!
Aber hier mal ein paar neue Einblicke in mein Leben in Meeka.
Wir haben tagsueber immer ueber 30 Grad (nachts dann 22), 38 Grad war bisher glaube ich das Maximum. Das reicht fuer mich. Ich habe die Farmer-Jacks-Braeunung: braune Arme, braunes Gesicht, weisser Rest, da T-Shirt und lange Hosen Pflicht sind. Nach Meeka muss ich also ganz viel im Bikini rumlaufen um das wieder wett zu machen. Oder nackig... Naja, eher nicht...
Was mache ich also, wenn ich nicht arbeite?
Nach der Arbeit abends wird schoen gekocht. Ich koche wirklich viel hier und da meine Mitbewohnerin Sharon mal Koechin gelernt hat, habe ich die besten Ideen und Tips immer zur Seite :) Also roeste ich Gemuese, mache Ratatouille oder leckere Auflaeufe. Essensmaessig geht es mir hier wirklich wunderbar. Wie zu erwarten, wenn man im Supermarkt arbeitet :)

An einem Wochenende sind wir Campen gegangen. Nach der Arbeit Samstag haben Shane und Al unsere Sachen geschnappt und Paul und Robyn haben uns in einem sehr interessanten Auto abgeholt. Es ist etwa 16 Jahre alt, Legenden zufolge passen 8 Leute in den Wagen, wir (Sharon, Natasha, Liam und ich) sassen zu viert auf den Rueck"sitzen" - zwei Baenke in Fahrtrichtung, ohne Gurte, ohne Fussraum (da voll mit Kram) und einer Harten Kante an Ruecken und Kopf. Juchu! Als wir dann von der gemachten Strasse auf die Gravelroad kamen, dann von der Gravelroad auf einen anderen "Pfad" durch den Busch abbogen, wurde es wirklich lustig.Der Weg war unterbrochen mit trockenen creeks (Bach bis kleiner Fluss), Steinen und anderen Loechern. Liam schnappt sich die Okulele und seine Flasche Jaegermeister und sang ein bisschen. Die Atmosphaere war klasse, genau so habe ich mir Camping im Australischen Busch vorgestellt!
An den "Breakaways" angekommen haben die Maenner das Lager aufgebaut (2 Zelte, Stuehle und (WICHTIG) die Kuehlbox mit dem Alkohol!) waehrend wir Frauen Holz gesammelt haben. Wir fingen damit an, Zweige und Aeste aufzusammeln, brachen dann trockene Aeste von toten Baeumen ab und letztendlich zogen wir ganze tote Baeume aus dem Boden. Das wurde vorallem in der Nacht lustig, als keiner mehr nuechtern war. Es wurde getrunken, gegrillt, ein Feuer gemacht, gequatscht, Gitarre gespielt und mehr Feuerholz gesammelt. Irgendwann gegen 4 Uhr habe ich dann entschieden, schlafen zu gehen. Das war allerdings nicht so ganz moeglich wegen des Steines unter dem Zelt (natuerlich genau unter meiner linken Schulter), Pauls Schnarchen, Allan's penetrantem Lachen und dem Sonnenaufgang um 5 Uhr. Also bin ich nach einer Stunde Daemmerschlaf aufgestanden und wurde von den Fliegen aufgegessen, sobald ich aus dem Zelt gestolpert bin. Oh mein Gott! Ich hatte noch nie so viele, unglaublich nervige Fliegen um mich herum! Die Luft summte regelrecht wegen der Milliarden von Fliegen! Und die Fliegen hier sind nicht so wie deutsche Fliegen. In Deutschland sitzt die Fliege auf dem Arm, man zuckt einmal mit dem Muskel und die Fliege gibt auf. Hier in Australien fliegen sie kamikaze maessig genau in dein Auge/Mundwinkel/Ohr/Nasenloch, kitzeln hoellisch und - wenn man dann genervt mit der Hand im Gesicht rumwedelt - fliegen sie einmal um den Kopf herum und stuermen deine Koerperoffnungen auf ein neues! AAH!! Nach dem Morgen in den Breakaways habe ich mir allerdings geschworen, nie wieder von einer einzigen Fliege genervt zu sein.
Der Sonnenaufgang war schoen! Von dem Felsen aus konnte man ueber eine ewig weite Flaeche von Bueschen und Baeumen sehen. Die Sonne tauchte das sowieso rote Land in ein goldiges Licht und man hoerte ... nein, kein Voegelzwitschern sondern Fliegensummen... Back to reality. Welcome to Australia.
Nach Lager Abbruch, holperiger Rueckfahrt und einer unglaublich super schoenen Dusche gab es dann Fruehstueck bei Shane (der auch mal Koch gelernt hat). Die Maenner tranken mehr Bier zum Fruehstueck, Sharon, Natasha und ich zogen Kaffee und Tee vor...

Nach einem erholsamen Schlaf hat mich dann Alison Fox, eine super nette Dame, die ich im Laden kennengelernt habe, abgeholt, um mir die Royal Flying Doctor Service Base zu zeigen. Der RFDS deckt ganz Australien ab und doch gibt es in Western Australia (das etwa 4 Mal so gross wie Deutschland ist) nur 3 Bases. Alisons Mann Bruce ist Pilot beim RFDS und hat schon spannende Geschichten erzaehlt. So werden zum Beispiel in seiner Nachtschicht viele aborigine Kinder vom RFDS abgeholt. Warum in der Nacht und nicht am Tag? Ganz einfach: das Kind ist schon den ganzen Tag krank aber tagsueber kuemmern sich die Eltern nicht. Doch was, wenn die Eltern schlafen wollen, das Kind aber immer noch jammert? Also wird der Arzt gerufen. Traurig aber nach Bruce's Erzaehlung wahr. Natuerlich kann man das nicht auf alle Aborigines uebertragen!
Bruce und Alison sind tolle Menschen! Kennt ihr das, wenn man Menschen trifft und es fuehlt sich sehr vertraut an? So geht es mir mit Bruce. Ich habe ihn nie zuvor gesehen und doch ist es wie beste Freunde von Anfang an :) Alison ist eine sehr ehrliche, hoefliche, nette, lustige Frau. Eigentlich koennten die beiden vom Alter her meine Eltern sein... ^^
Nachdem ich die RFDS Basis gesehen habe, sind Alison und ich raus zu den "Granites" gefahren, ein wunderschoener Spot ein paar Meilen ausserhalb von Meeka. Dort hatten wir ein Barbie (BBQ, Grillen) mit einigen Aerzten und Piloten des RFDS. So viele nette und tolle Menschen! Ich wuerde so gerne viel mehr mit allen machen und fuer immer in Kontakt bleiben weil die einfach alle so nett sind =) Das Essen war auch super lecker, hehe :)

Ein Wochenende spaeter wollte Pete mich eigentlich mit rausnehmen zu "5 mile". Das ist ein verlassenes Gold Mining Loch im Boden (300 Meter lang, 120 Meter breit, 70 Meter tief oder so?), das mit Wasser gefuellt ist. Pete hatte allerdings keine Zeit, sodass Alison und Bruce, die Sharon und Natasha die RFDS Basis zeigen wollten, entschlossen haben, uns 5 mile zu zeigen. Der Name "5 mile" kommt uebrigens daher, dass das Loch 5 Meilen noerdlich von Meeka ist. Die Namen hier sind wirklich sehr simpel. Nun alle mal raten, warum das "Purple House" Purple House heisst? :)
5 Mile erreicht man nur mit einem 4WD (Vier-Rad-Antrieb) oder man muss an der Strasse parken und ein bisschen laufen. Der erste Blick auf 5 mile war... berauschend! Es ist viel imposanter als ich es mir vorgestellt habe! Auch die Fotos geben es nicht wirklich wieder, da einfach die Groesse und Tiefe fehlt. Wir sind so weit wie moeglich runter gefahren, dann musste Bruce aber wieder hoch fahren weil er keinen Empfang hatte und er auf Abruf als Pilot war. Wir (Alison, Natasha und Sharon) sind also herunter gelaufen. Das Wasser ist gruen-blau und ziemlich klar. Es war schon 5 Uhr Nachmittags, die Sonne schien also nicht mehr direkt ins Wasser und deswegen konnte man "nur" 3 Meter tief ins Wasser sehen. 5 Mile wird als Badeort genutzt und ausser den Goldfischen, die irgendwer dort mal ausgesetzt hat und die sich jetzt froehlich vermehrt haben, ist nichts im 20 Meter tiefen Wasser. Da wir kein Badezeug mithatten, sind wir nicht baden gegangen, aber ich war Knietief im Wasser und es war herrlich! Es fuehlte sich an wie 21 Grad, im Tieferen oder im Schatten ist es aber bestimmt eisig :) Also beschlossen wir, das Wochenende darauf (morgen) dort zu baden und danach zu grillen. Ich freue mich schon RIESIG!! Endlich schwimmen =) Ich werde berichten :)

Bruce und Alison beschlossen ausserdem, das wir unbedingt den Friedhof von Meekatharra sehen muessen. Ich habe mir eigentlich nichts besonderes darunter vorgestellt, dann war ich doch ueberrascht und dann dachte ich mir: "Wie auch sonst im Outback?" Es ist eine Flaeche (200 mal 200 Meter?), eingezaeunt von einfachem Maschendrahtzaun (gegen die Dingos, die sonst die Graeber aufbuddeln), eingeteilt in verschiedene Religionen. Etwa 5 Baeume auf dem ganzen Friedhof, keine klaren Wege ("Oh Gott, gehe ich grade auf Graebern oder nicht?!") und natuerlich kein Gras sondern nur roter Staub. Jemand hat den Boden gefraest/gehakt und wir wussten nicht warum. Bruce's Antwort: "Damit es mehr staubt." - klar, warum eigentlich nicht...
Manche Graeber sind wunderbar geschmueckt mit Blumen und schoenen Grabsteinen, manche sind ueber 100 Jahre alt und schon lange hat sich keiner mehr drum gekuemmert. Die Aborigines haben aufgrund des Glaubens, dass man den Namen einer verstorbenen Person nie wieder nennen darf, nur kleine, schwarze Kreuze mit Nummern drauf. Am Eingang des Friedhofs ist dann eine Tafel mit der Nummer, dem Namen (macht das Sinn entgegen der Religion?), dem Todesdatum und der Religion. Am Friedhofseingang ist ausserdem ein Informationsschild mit Geschichten ueber den Friedhof. So wurden einige Loecher aufgrund des harten Bodens nicht gebuddelt sondern mit Dynamit gesprengt (sowas gibts nur in Australien!) So entsteht ein kreisrundes Loch 3,6 m lang, 3,6 m breit und 3,6 m tief. ... Ein anderer Mann unbekannter Religion aus Holland wurde aufgrund der fortgeschrittenen Zeit und des weichen Bodens grade nach dem Regen schnell in dem Katholiken Bereich beerdigt. Spaeter stellte sich dann heraus, dass er eigentlich Protestant war.

Gestern nach der Arbeit hat Pete uns Backpackern mal wieder ein paar Drinks angeboten. Nach 2 Bieren sind wir dann zu Peter&Sandys Haus gefahren. Die beiden machen grade Urlaub auf den Whitsundays und somit lebt Pete in deren Haus und passt auf. Und geniesst das Leben. Die beiden haben naemlich nicht zu wenig Geld und haben eine unglaubliche Terrasse! Ein grosser Tisch mit teuren, gepolsterten Stuehlen fuer 10 Personen, ein Whirpool mit Unterwasser Beleuchtung (die Farben wechseln) fuer 10 Personen, eine Bar mit Barhockern, grossem Kuehlschrank, Fernseher und Surround System. Mh! Ausserdem haben sie einen Killerhund namens Jack, der jedem ausser Peter, Pete und Sandy sofort den Fuss, den Oberschenkel oder das Gesicht zerfleischt. Zum Glueck war der im Garten und nicht auf der umzaeunten Terrasse. 3 grosse Glaeser Wein spaeter und einigen Momenten, die ich nur noch halb erinnere, fuhren wir dann nach Hause. Lustiger Abend, aber ich trinke NIE wieder...! Fuer heute zumindest... :D

04.10.2009

Leben und arbeiten in Meekatharra

Ich geniesse es sehr hier draussen in Meeka! Es ist noch so vieles so neu und spannend fuer mich, dass ich mit dem Blog gar nicht hinterher komme. Ich versuche mal, es etwas zu ordnen.
Ich arbeite im Farmer Jack's, das ist der Supermarkt hier im Ort. Dort gibt es alles, was man braucht. Meine Aufgaben sind kassieren (obwohl ich die Kasse noch nicht beherrsche), Regale auffuellen (wenn 2 Mal die Woche der Truck mit der Ware kommt) und einfach den Laden am Laufen halten. Die Kollegen sind alle sehr nett, wenn auch sehr unterschiedlich. Die juengste ist 15 und die aelteste ueber 50. Meine Chefs Pete&Sandy sind super nett, ich mag sie wirklich gerne! Der dritte Chef im Bunde heisst auch Pete und wohnt in der anderen Haelfte des Purple Houses. Am Samstag nach der Arbeit wurden meine irischen Mitbewohner und ich von Pete und Pete auf einen Feierabend Drink eingeladen. So sassen wir zu fuenft hinter dem Laden auf der Pausenbank (ein kleiner netter Garten) und tranken ein Bier. Ich mag das Leben hier, haha :) Die 10 Stunden Arbeit pro Tag (9 am Samstag, 11 am Donnerstag) vergehen wie im Fluge, weil man immer etwas zu tun hat. Auch der Fakt, dass ich doppelt so viel verdiene wie zu Hause (20AU$ die Stunde, das sind etwa 12 Euro. Davon werden dann noch 29% Steuern abgezogen, die ich aber, wenn ich aus Australien ausreise, fast komplett wiederbekomme) haelt einen gut bei Laune. Ich bin sehr froh, hier zu arbeiten. Ohne Arbeit wuerde man in Meeka auch vor Langeweile sterben :D Hier gibt es nicht viel, was man erleben kann. Es gibt ein oeffentliches Freibad, das aber noch nicht geoeffnet hat, und eben die Pubs. Deswegen bin ich sehr froh ueber die Beziehung zu Sonja und Chris! Sie haben mich mit in den Pub genommen und ich konnte das Leben der Locals etwas besser kennenlernen. Nach ein paar Bier und einem real aussie Burger (Steak Burger mit Schinken und Ei), der wirklich lecker war, sind wir nach Hause gefahren. Auf der Strasse stand ein Stuhl und Chris (sowieso ein lustiger Typ) ruft "Scheisse! Stop, a chair!", springt aus dem Auto, laesst die Tuer offen, sagt Sonja dann, dass sie an die Seite fahren soll, weil ein Auto kommt, und flucht dann auf Deutsch weiter, weil wir an die falsche Seite gefahren sind. Eigentlich ist es nicht komisch, aber der Moment war einfach herrlich.
Heute haben mich Chris und Sonja wieder mit auf Ken's Farm genommen und wir haben geschossen. Das kleine Kaliber hier hat mir um einiges besser gefallen, als die grossen Dinger in den USA. Also haben wir auf Zielscheiben und auf Dosen geschossen. Chris nahm auf einmal das Gewehr, zielt auf einen Baum und eine Taube faellt heraus. Nachdem er ihr den Kopf abgerissen hat, gab er sie den Schweinen zum Fressen. Welcome to Australia. Nach dem Schiessen oeffnete Chris dann einen grossen Kuehlschrank auf der Farm und mir eroeffnete sich der Blick auf ein paar tote Kaenguruhs, die tot und nackt von der Decke baumelten. Chris nahm eine Axt, hackte ein paar Stuecke ab und gab sie den Hunden mit den Welpen. Kaenguruh Fleisch ist wohl sehr reich und vollwertig, ich habe es aber noch nicht probiert. Meine Bilanz: ich habe insgesamt bestimmt schon 20 Kaenguruhs gesehen, davon aber nur 2 lebende. Hm.

03.10.2009

Meekatharra - Anreise und 1. Tag

Am Mittwoch Abend bin ich mit einem Reisebus (fuer 50 Leute, es waren aber nur 6 Fahrgaeste) den Great Northern Highway hoch nach Meekatharra gefahren. Ich fand es sehr beeindruckend, die endlosen Reihen von Baeumen im Scheinwerferlicht zu sehen. Baeume, Baeume, Baeume. Nach ein paar Stunden Schlaf habe ich die Augen aufgemacht und rausgeluschert und die Baeume waren weg. Dafuer war eine weite, weite Landschaft mit Bueschen und Steinen zu sehen. Sehr flach, keine Huegel. Ab und zu kam uns ein langer Roadtrain entgegen (etwa 3 mal so lang wie deutsche LKW) und wirbelte KEINEN Staub auf, weil die Strasse durchgehend asphaltiert war, was in Australien ja durchaus bemerkenswert ist. ;-) Als dann morgens die Sonne aufging, bekam die Landschaft ploetzlich ihre goldige und rostrote Farbe und man konnte noch weiter sehen. So eine weite, trostlose Landschaft nur mit Bueschen, vereinzelten Baeumen und Steinen gibt es in Deutschland einfach nicht. Nach einer 10 stuendigen Fahrt kamen wir morgens um 7.20 Uhr in Meekatharra an. Ich habe mitgezaehlt: auf der ganzen Strecke (oder zumindest auf den Abschnitten, auf denen ich wach war) habe ich 4 ueberfahrene Kaengurus gesehen. Weniger als erwartet. Die ersten Kaengurus, die ich in meinem Leben sehe, sind also tot. Super ^^
Sonja hat mich abgeholt und erstmal mit zu sich und Chris nach Hause genommen. Die Haeuser hier in Meekatharra sehen alle aehnlich aus. Nichts ist mehrstoeckig, meistens aus Holz oder Blechwand, recht grosser Garten (oder Fleck Land) hinter dem Haus und gaenzlich umzaeunt. Die Strassen sind unglaublich breit, damit die Roadtrains um die Kurve kommen (und weil man den Platz ja hat) und auch die Buergersteige (teils geteert) sind grosszuegig. Man laeuft also eine ganze Weile von einer Ecke zur anderen, obwohl der Ort nur 800 Einwohner hat. Die meisten sind Aborigines und bilden oft eine eigene Gruppe. Zu dem Thema komme ich aber spaeter noch mal. Es gibt eine Main Street mit 3 Hotels&Kneipe&Restaurant, 1 Supermarkt (in dem ich arbeite), 1 winzig kleine Bank Filiale, ein Rathaus, ein Krankenhaus, eine kleine Landebahn, ein Internetcafe, ein Postamt, eine Schule und ein Polizeirevier. Damit ist Meeka schon ein Zentrum fuer die ganze Region. Alle 2 oder 4 Wochen kommt ein Richter mit dem Flugzeug eingeflogen und es ist "Court Day". Dann werden alle Straftaten und alles andere, was sich so angesammelt hat, aufgearbeitet. Die Huegel hier in der Gegend sind von Menschenhand gemacht und sind eigentlich nur die Aufschuettungen von den Goldminen. Meeka wurde nur durch den Goldrausch gross und es praegen immer noch unheimlich viele grosse Loecher die Landschaft. In manchen sammelt sich Wasser und die Leute gehen dort baden.
Sonja und Chris haben eine Katze Lily und zwei verrueckte Hunde Bruno und Happy, die im Garten leben und das Haus bewachen. Die sind ganz besessen vom Apportieren und koennten das stundenlang machen.
Meinen ersten Tag in Meeka habe ich also damit verbracht, zwei Filme bei Sonja & Chris zu schauen, mit den Hunden zu toben, Emails zu schreiben und mit Sonja Mittagessen im Cafe zu gehen. Das Cafe ist eher ein Take-away shop mit Burgern und Sandwiches, war aber ganz lecker. Abends bin ich dann ins Purple House eingezogen, meine Unterkunft fuer die naechsten 2 Monate. Dort wohnen noch zwei Maedels (Sharon und Natasha) aus Irland, die auch im Supermarkt arbeiten und die Welt bereisen fuer 18 Monate. Das Purple House ist die Unterkunft fuer die durchreisenden Angestellten im Supermarkt - eine sehr gute Loesung finde ich! Ich muss nichts bezahlen, muss nur Lebensmittel kaufen und ansonsten nichts.
Die Palmen im Ort und auch bei uns im Garten lassen wirklich einen exotischen Ort anmuten. Ich liebe den Anblick von Palmen immer noch! Manche Gaerten in Meeka haben auch bluehende Pflanzen, aber nicht viele. Eigentlich ist der Ort eher simpel und praktisch, nicht huebsch. Die Fenster und Tueren sind mit Gittern versehen, gegen Steinwurf und Einbruch. Es liegt etwas Muell herum, trotzdem hat der Ort einen gewissen Flair, der mich in eine gute Stimmung versetzt. Ich mag kleine Orte viel lieber als grosse Staedte!
Sonja hat mich ausserdem mit raus genommen zu Ken, Chris' Grossvater. Ken geht auf die 80 Jahre zu und ist ein cooler, alter Mann, der etwas ausserhalb des Ortes auf seiner Farm wohnt. Er hat ein Pferd, ein paar Rinder, Schweine, Hunde mit Welpen, Huehner und Gaense und einen wohl gepflegten Gemuesegarten und ein super altes, schiefes aber urgemuetliches Haus. In der Kueche stehen 2 Fernseher neben einem tierisch alten Ofen. Der Boden hat etwa 10 Grad Gefaelle und die Tapete kommt von den Waenden. Das Haus ist recht gross fuer einen Mann alleine, aber alles macht einfach gute Stimmung. Ken hat uns auf einen Tee eingeladen. Er hatte ein altes Shirt mit Loechern an (eines genau am Bauchnabel), eine Hose mit kaputtem Reissverschluss und einen alten, steifen, dreckigen Hut. Wettergegerbte Haut und abgearbeitete Haende verschafften Ken den letzten Schliff zum typischen aussie outback farmer. Sein australischer Akzent war auch schon recht schwer zu verstehen. Er benutzte "bloody" in jedem zweiten Satz. Bloody horses, bloody Deutschlaender, bloody weather, bloody this, bloody that. Bei der Tasse Tee erzaehlte er uns dann von seinen Onkels, die im 1. Weltkrieg in Galipoli und an anderen Schauplaetzen gekaempft haben und nicht einmal Syphilis in Frankreich bekommen haben! :D Der eine hatte zwar etwas durch sein Bein gesteckt bekommen, hat es aber einfach rausgezogen und weitergekaempft. Verrueckt! Es war richtig urig auf der Farm. An das Leben koennt ich mich glatt gewoehnen!

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